Samstag, 1. Dezember 2012

1. Dezember 2012

Der letzte Monat vor der großen Reise ist angebrochen.

Komisch, je näher die Abreise heranrückt, desto fragwürdiger scheint mir das Unternehmen zu sein. Es gibt so vieles, was dafür spricht, doch lieber hier zu bleiben und erst später zu verreisen. Aber gibt es überhaupt den richtigen Zeitpunkt für solch ein Unternehmen? Gibt es nicht immer Gründe, die dagegen sprechen? Es gibt auch Gründe, die für die Reise sprechen und für den von uns gewählten Zeitpunkt, nicht zuletzt die Tatsache, dass wir ja auch nicht jünger und vermutlich auch nicht flexibler werden. Aber was überwiegt? Dann spielt auch ein bisschen Angst mit rein - sechs Monate weg, was hat das für Folgen, was bzw. welche Chancen werden wir verpassen, ist der Zeitraum nicht viel zu lang gewählt, wird alles gut gehen? Werde ich, werden wir zu ersetzen sein? Aber da kommt dann schon wieder Überheblichkeit ins Spiel, nämlich die Idee, ob es denn auch ohne uns geht, gehen kann. Das ist ja definitiv der Fall, und ich weiß das auch, aber unterschwellig spielt es schon eine Rolle.

Jedenfalls bin ich, sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass es gut ist jetzt aufzubrechen - und gut ist's.


Die Visa sind wie erwartet erteilt, wir dürfen das halbe Jahr in Australien bleiben. Die Hotels für die erste und letzte Nacht auf dem australischen Kontinent sind gebucht, ebenso das Hotel für die sich anschließenden drei Tage Stopover in Singapur. Travel Car Centre ist über unsere Anreise informiert, wir sollen mit dem Taxi zu ihnen kommen, sie übernehmen die Kosten. Damit ist diese Seite der Reise hoffentlich ganz abgedeckt und vorbereitet. Mir fällt jedenfalls nichts ein, was noch zu tun ist.
Hier in Neckarhausen sind noch ein paar Dinge für die Dauer unseres Fernseiens zu regeln, das sollte aber kein großes Problem mehr sein. Ich bin auch sicher, dass Michael das alles gut hin bekommen wird. Mit dem Gepäck dürfte es auch keine Probleme geben, da zulässige Freigepäck werden wir wohl kaum ausnutzen, trotz viel Elektronik und der großen Photoausrüstung. Wir werden mit Reisetaschen unterwegs sein, die sind besser geeignet für die Unterbringung im Landcruiser. Damit erübrigt sich die Frage nach dem Verbleib der Koffer. Sogar die Mitnehmliste ist bereits erstellt und enthält hoffentlich alles, was notwendig ist.

Samstag, 27. Oktober 2012

26. Oktober 2012

So, die Visa (e676 Tourist Visa für maximal einjährigen Aufenthalt) sind beantragt, Bearbeitungszeit zwei bis zehn Tage - mal sehen, wie lange es wirklich dauern wird und ob wir noch irgendwelche Nachweise oder Unterlagen zusenden müssen.

Wenn ich aus dem Fenster schaue wird die Vorfreude auf Australien gleich noch größer. Schneeregen und unangenehmer Wind - viel schlimmer geht es kaum, zumindest dann, wenn ich ins Freie muss.

Auch die Flüge sind gebucht! Wir fliegen mit SQ325 der Singapore Airlines am 1. Januar von Frankfurt nach Singapur und von dort nach drei Stunden, 20 Minuten mit SQ221 weiter nach Sydney, wo wir am 3. Januar morgens kurz vor acht ankommen werden - immer vorausgesetzt, es kommt nichts dazwischen und es gibt keine Probleme. Auch der Rückflug steht schon fest, die Flüge ist bereits jetzt bestätigt: Abflug in Sydney am 28. Juni (also im tiefsten Winter, hoffentlich ist es nicht wirklich kalt) mittags mit SQ232. In Singapur haben wir drei Nächte Stop-Over, so dass wir am 2. Juli morgens um 6.30 Uhr wieder in Frankfurt sein werden - so Gott will und es mit SQ26 keine Probleme gibt.

Die Hotels schon jetzt zu buchen ist schwierig, zumindest das Stop-Over-Programm von Singapore Airlines ist "mit unbekanntem Fehler" ausgestiegen. Mal sehen, wie wir das machen.

Am kommenden Sonntag, am 28. Oktober, wird der Kindergarten nach Sanierung und Erweiterung offiziell eingeweiht. Ausgerechnet jetzt, da das Wetter nicht mitspielt. Aber auch beim Spatenstich hatten wir Schneeregen und Starkwind - und damals musste alles im Freien ablaufen, jetzt sind wir wenigstens unterm Dach. Auch solche Arbeiten wie das Vorbereiten des Festes bleiben mir im ersten Halbjahr 2013 erspart, das ist ein schöner Nebeneffekt der Reise. Komisch, dass es für diese Einrichtungen noch keinen modernen, also englischen, Namen gibt. Das mag allerdings damit zusammenhängen, dass diese Art von Einrichtungen in Amerika ebenfalls "Kindergarten" (eigentlich Kindergarden) heißen.

Samstag, 6. Oktober 2012

4. Oktober 2012

Je länger es dauert, bis wir abreisen, desto mehr wird mir klar, dass es ein Fehler war, so früh unser Vorhaben zu verkünden. Klar, ich konnte mich nicht guten Gewissens für den Singkreisvorstand aufstellen und wählen lassen, wenn ich weiß, dass ich für einige Zeit verschwunden sein werde. Und irgendeinen Grund musste ich ja angeben. Jetzt ist es so, dass manche fragen, ob wir schon wieder zurück seien, und andere meinen, dass wir jetzt unterwegs sind. Kurz, es herrscht Verwirrung. Auf der anderen Seite kommt es mir immer mehr wie eine Schnapsidee vor, für so lange Zeit von hier zu verschwinden. Geht das überhaupt, geht das gut? Dahinter steckt wohl auch das Gefühl, dass es ohne uns nicht oder zumindest nicht richtig laufen wird - aber dass dem nicht so ist, dessen bin ich mir ja bewusst. Nun, die drei Monate bis zum Abflug werden wir auch noch "rumkriegen".

Zur Zeit lese ich viel über Australien, ohne dass sich dadurch etwas an unseren Plänen ändert. Im Gegenteil, je mehr ich lese, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass wir die richtige Zeit gewählt haben (auch wenn wir dadurch fortwährenden Spätsommer und Herbst haben - 1 1/2 Jahre lang). Die unterschiedlichen Klimazonen in Australien lassen es anders nur schwer zu, das Risiko wetterbedingter Probleme ist sonst eher noch größer. Bei den "Reiseführern" fällt auf, dass fast alle immer wieder auf Australiens Vergangenheit als Strafkolonie abheben, dabei ist es damit seit 150 Jahren vorbei. Ein bisschen Angst habe ich vor der Verständigung, das Australenglisch ist halt doch stark abweichend von meinen Kenntnissen im amerikanisch- britischen Englisch (mit denen es schon nicht so weit her ist). Vor allem durch die letzten Jahre, in denen mein Englisch kaum noch gefragt war, habe ich doch viel verloren, gerade was das Verstehen betrifft.



Australien ist mit 7.692.030 Quadratkilometern alles in allem etwas kleiner als Europa (10.180.000 qkm), aber deutlich größer als Westeuropa. Kein Wunder, dass wir beliebig viel Zeit auf dem fünften Kontinent, wie er früher hieß, verbringen können und immer wieder auf Neues stoßen - das ist ja hier auch nicht anders. Allein das Great Barrier Reef bedeckt ein Gebiet von der Fläche Deutschlands. Von Sydney nach Perth sind es knapp 4.000 Kilometer, von Perth nach Broome 2.300, von Sydney nach Cairns 2.700 und von Darwin nach Adelaide 2.000 Kilometer, ziemlich weite Strecken, wenn man sie wie wir mit dem Auto zurücklegen will. Die meisten Australier benutzen das Flugzeug, um von einem in das andere Zentrum zu gelangen.

Der Kontinent Australien ist im Prinzip dreigeteilt. An der Süd- und der Ostküste zwischen Melbourne in Victoria und Townsville in Queensland erstreckt sich fruchtbares Ackerland. Dahinter, aus Sicht der ersten Weißen, die den Kontinent im Wesentlichen von Sydney aus eroberten, erhebt sich die "Great Dividing Range". Das ist sozusagen das Rückgrat des australischen Kontinents, ein Gebirgszug, der sich von Victoria im Süden bis fast nach Cape York im Norden Queenslands hinzieht. Im Süden finden sich die Snowy Mountains und die höchste Erhebung auf Australiens Festland, der Mount Kosciuszko. Dort könnten wir sogar Skifahren, zumindest im Winter, aber das haben wir nicht vor. Auch Tasmanien ist im Grunde ein Teil der Great Dividing Range. Auf der anderen Seite Australiens, im Westen, nimmt das Tafelland des Westaustralischen Plateaus etwa 60 Prozent des Kontinents ein. Hier liegen die großen Trockengebiete der Great Sandy Desert, der Gibson Desert und der Great Victoria Desert sowie der Nullarbor Plain, also "Ebene ohne Bäume" (lat. nullae arbores). Im Osten schließt sich die Mittelaustralische Senke an. Hier befindet sich mit der Simpson Dessert sowohl die trockenste Region des Landes als auch das größte Fluss-System, das Murray-Darling-Becken.


 
Der Norden des Kontinents liegt diesseits des Tropic of Capricorn, dort herrschen also tropische Bedingungen mit feuchtem Sommer und trockenem Winter. Die Küste Queensland und der Südwesten sind subtropische Gebiete, Victoria gilt als gemäßigte Klimazone, der Rest des Landes ist Grasland (in Northern Territory, südlichem Queensland und westlichem New South Wales) oder, wie schon gesagt, Wüste.

Politisch ist Australien unterteilt in die sechs Bundesstaaten (im Uhrzeigersinn) New South Wales (NSW, Hauptstadt Sydney), Victoria (VA, Hauptstadt Melbourne), Tasmania (TAS, Hauptstadt Hobart), South Australia (SA, Hauptstadt Adelaide), West Australia (WA, Hauptstadt Perth) und Queensland (QLD, Hauptstadt Brisbane)),und die beiden Territories Northern Territory (NT) und Australian Capital Territory (ACT), der Bereich um die Bundeshauptstadt Canberra). Australien ist eine parlamentarische Monarchie, das Staatsoberhaupt ist Elisabeth II.  Jeder Bundesstaat und jedes Territory werden von Zweikammerparlamenten unter der Führung eines Prime Minister regiert, die einzelnen Bundesstaaten besitzen also Parlamente mit weitgehenden Kompetenzen zur Gesetzgebung.

Die Bevölkerungszahlen Europas und Australiens unterscheiden sich allerdings gewaltig: 740 Mio.  Europäern stehen nur 22 Mio. Australier gegenüber, noch nicht einmal drei Australier teilen sich einen Quadratkilometer. Mehr als 75 % dieser 22 Millionen Australier wohnen östlich der Great Dividing Range und in Victoria. Einen weiteren Häufungspunkt findet man im Südwesten um die aufstrebende Stadt Perth (WA). Die Mehrzahl der australischen Bevölkerung, derzeit rund 92%, sind weiß, 85% davon sind britischer Abstammung. 7% der Australier stammen aus Asien, 2,4% sind indigener Abstammung, es sind Aborigenes und Torres Strait Islander (nördlich von Queensland Richtung Papua-Neuguinea). Dass in NT sogar 34% der Bevölkerung indigen sind, heißt aber nur, dass hier relativ wenige Weiße wohnen.

Australier trinken angeblich viel Bier (der Prokopfverbrauch liegt aber mit 109 l deutlich hinter Tschechien (159l) und Deutschland (135 l). Damit das Bier in der durchweg warmen Luft kalt bleibt, gibt es sogenannte Stubbieholder, Flaschenhüllen aus Styropor oder Neopren. Die Stubbieholder werden im allgemeinen als Werbefläche benutzt, meist für Orte oder Hotels.
Da waren wir schon, aber vielleicht kommen wir noch mal vorbei:


Samstag, 8. September 2012

8. September 2012



So in etwa wird auch unser Fahrzeug aussehen. Es ist ein Toyota Landcruiser mit einem 4,5 l Achtzylinder Dieselmotor, er hat drei Sitzplätze, wobei die zweite und dritte Person, so es sie gibt, sich die Sitzbank auf der Beifahrerseite teilen müssen. Da wir nur zu zweit sind, ist das kein Problem. Ausgestattet ist das Fahrzeug mit einer Seilwinde vorn und zwei Tanks mit je 90 l Tankinhalt. Im Innern findet man ein "Bett" unter dem Dach, das bietet etwas mehr Platz als die Möglichkeit unten. Auf der rechten Seite (in Fahrtrichtung gesehen) befindet sich eine Spüle mit einem Wasseranschluss an den internen 40l Wassertank und eine Kühlbox, die alternative über das Bordnetz betrieben wird oder über einen externen Stromanschluss mit 220 V. Das untere Bild zeigt die offene Hecktüre und das Innere. Schlafen werden wir vermutlich im Dach. Schwierig wird das Verstauen unserer Utensilien werden, aber das wissen wir schon seit 2010. Vielleicht können die Koffer in Sydney bleiben und dort auf unsere Rückkehr warten. Das werden wir alles sehen. Der Kocher muss vor Gebrauch auf die Tischplatte an der Hecktür innen gestellt werden, auch die Gasflasche ist nur bei Bedarf angeschlossen und steht ansonsten in einem nur von außen zugänglichen kleinen Fach hinter dem rechten Hinterrad. (Die Bilder sind aus dem Webauftritt unseres Vermieters kopiert.)

Weil es Anfragen gegeben hat: Wir haben vor, rund sechs Monate durch Australien zu touren. Wo wir hinfahren und wie es sich entwickeln wird, hängt ganz stark vom Wetter, das heißt in erster Linie von Regen und Stürmen, ab. Denn wenn es in Queensland stark regnet, sind ein bis zwei Wochen später in Südaustralien Straßen überschwemmt. Geplant ist, von Sydney über die Südküste nach Kalgoorlie in West Australia zu reisen. Von dort wollen wir über die Great Central Road zum Red Centre und weiter bis Winton, von wo wir dann über den Birdsville Track in die Flinders Ranges wollen.Weiter Richtung Perth strebe ich an, die Maintenance Road entlang der Indian-Pacific-Trans-Australian zu benutzen, um "mal was anderes zu sehen".
Über Perth soll es dann der Westküste entlang zum Kimberley Plateau gehen und von dort über Darwin, Mataranka, und Burketown weiter in Richtung Cape York in Nord Queensland. Entlang der Ostküste streben wir dann nach Sydney und somit in den Winter. Wo und wie lange wir Station machen, wie wir im Einzelnen fahren werden - das bleibt alles den örtlichen Gegebenheiten überlassen bzw. den Aussagen und Anweisungen der "local authorities".

Donnerstag, 6. September 2012

6. September 2012

Langsam wird es ernst mit unserer Reise auf den fünften Kontinent im kommenden Jahr. Bisher handelt es sich im Grunde genommen ja nur um Absichtserklärungen. Auch dass ich den Vorsitz im Singkreis abgegeben habe Anfang des Jahres hatte noch nichts zu sagen. Auch unsere Kontakte mit TCC in Sydney hatten bisher mehr informellen Charakter. Doch - wie gesagt - langsam wird es ernst: Gestern habe ich den endgültigen Vertrag mit TCC (www.travelcar.com.au) unterschrieben und abgeschickt, und den vereinbarten Mietpreis entrichtet. Das Unternehmen hat ein Konto in Deutschland, das ist sehr positiv, denn das erspart die Mühen einer internationalen Überweisung.

Der nächste Schritt, der bereits erfolgt ist, ist die Einrichtung dieses neuen Blogs, in den ich alles notieren will, was im Zusammenhang mit unserer Unternehmung steht.

Einen Nachteil hat die von uns gewählte Reisezeit: Wir haben drei Mal hintereinander Herbst, ohne Frühling dazwischen. Doch angesichts Brigittes Heuschnupfen ist das auch wieder ein Vorteil. Und für die Zeit in Australien ist es günstiger, im Herbst zu fahren, also nach der Regenzeit. Mal sehen, ob diese Rechnung aufgehen wird.