Sonntag, 31. März 2013

Sonntag, 31. März 2013, Broome, WA



Sonntag, 31. März 2013
Happy Easter. Christ has risen. Indeed he has.

Zum Sonnenaufgang bin ich am Meer, das allerdings nicht da ist. Weites Watt, Mangroven und weit hinten Wasser. Die Sonne geht sogar zwei Mal auf, denn über dem Horizont ist eine Wolke. Neben mir findet eine Auferstehungsandacht statt, vielleicht 10 Gläubige sind um eine Predigerin geschart.
Wir fahren kurz nach acht los, zehn Minuten später sind wir an der katholischen Kirche, nein, an der Kathedrale, "Our Lady Queen of Peace Cathedral, Broome". Wir sind tatsächlich nicht die ersten, aber das sind vermutlich Mitarbeiter im weiteren Sinne. Der Gottesdienst beginnt wegen des großen Andrangs mit zehnminütiger Verspätung. Mein Aufzug, kurze Hose, Hemd und Crocs, ist nicht auffällig, die meisten Männer sind so bekleidet, die Frauen durchweg sehr schick. Direkt nach dem Eingangsgebet versammelt der Bischof die Kinder um sich, segnet sie und schickt sie dann zum Kindergottesdienst. Damit entspannt sich die Platzsituation in der Kathedrale. Der "Service", also der Gottesdienst, ist ein wenig anders als in Deutschland, doch immerhin so, dass ich ihm folgen kann. Die Predigt bezieht sich auf die vorangegangenen Tage des "Pascal Triduum" und den Blick auf das Gesamtbild. Als Aufhänger benutzt er einen Besuch im Purnululu, den er vor Jahren hatte. Die Eucharistie wird mit Oblaten, die in Wein getaucht werden, ausgeteilt, der Bischof selbst übernimmt die eine Seite.
Anschließend an den Gottesdienst ist Kirchcafé, allerdings gibt es Tee oder kaltes Wasser. Dazu ist wunderbarer, offensichtlich selbstgebackenen Kuchen angerichtet: Lammington Fingers, Lemon Biscuit und Banana Bread. Erst nach einiger Zeit spricht uns jemand an, vorher stehen wir etwas verloren herum. Wir wollen uns ja auch nicht aufdrängen. Ein Kind fragt mich, ob ich (mit Weihwasser) gesegnet werden will, eine Aboriginal sagt mir, wo ich das Weihwasser bekommen kann und bringt uns dann sogar zwei Fläschlein. Am Ende reden wir dann auch noch mit dem Pfarrer des Parish, der im Episkopat die organisatorischen Aufgaben wahrnimmt.
Nach einem Besuch in der Micro Brewery Matso fahren wir Richtung Cable Beach und suchen uns eine Unterkunft. Ausnahmsweise buchen wir gleich zwei Nächte. Dafür dürfen wir uns selbst den uns genehmen Stellplatz aussuchen.
Wäsche waschen, aufhängen (leider hat die Maschine nicht zu Ende gearbeitet, es steht noch Wasser drin, so muss ich das meiste von Hand ausspülen und auswringen. Zwei Stunden später ist dennoch fast alles trocken.
Heute ist es wirklich warm. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass die Luftfeuchtigkeit wesentlich höher ist als überall sonst, wo wir bisher waren, und wir deshalb die knapp 40 Grad als deutlich wärmer empfinden. Aber so kann es bleiben.

Samstag, 30. März 2013
 Heute ist deutlich weniger Verkehr, der Ostersamstag macht sich bemerkbar. Unterwegs fahren wir über etwa 50 km durch eine reine Grassteppe. Auf der Straße sitzen Adler, nicht einer, nicht fünf, nein, richtig viele. Wahrscheinlich sitzen sie da in Ermangelung einer anderen Möglichkeit auszuruhen. Oder sie treffen sich zum Gedankenaustausch. In Broome angekommen, steuern wir wie üblich die Visitor Information an. Wie ich mir schon gedacht habe, ist die Gibb River Road noch gesperrt und wird vermutlich erst Anfang Mai für die Öffentlichkeit freigegeben. Aber leider ist auch der Purnululu NP von der anhaltenden Wet Saison Sperre betroffen, damit können wir uns wohl auch die Bungle Bungle nicht direkt ansehen. Aber abwarten, im Falle des Purnululu NP hängt es von dem Tief ab, das nördlich von Darwin hängt und zum Zyklon auswachsen kann und davon, wo sich das schlechte Wetter hinwendet.
Kaum haben wir alle uns heute betreffenden Informationen beisammen und das Visitor Centre verlassen, rollt draußen ein anderer, weißer Landcruiser heran: Beate und Horst. Sie begrüßen uns freudig und sofort hebt ein gegenseitiges Fragen und Antworten an. Wir werden versuchen, uns am Montag hier in Broome auf einem Caravan Park bei Cable Beach zu treffen. Das heißt, dass wir am Wochenende hierbleiben und sozusagen Ruhetage einlegen.
Die Geschäfte in Chinatown haben zwar geschlossen, weil heute Samstag ist, aber dennoch gibt es eine Menge zu sehen. Deshalb sind wir auch erst gegen fünf auf einem Campingplatz. Der erste Versuch geht mal wieder schief, weil die Rezeption nicht besetzt ist. Beim zweiten Anlauf klappt es dann. Rechts und links von uns sind je eine Gruppe Franzosen.

Freitag, 29. März 2013
Karfreitag - Good Friday

Um nicht missverstanden zu werden: Nicht der Zustand des Caravan Park in Marble Bar stört mich, das kann schon sein, besonders jetzt außerhalb der Saison (Wer fährt schon an Ostern nach MB?), sondern dass sie für diesen Zustand (bei einer der beiden Duschen war der Duschkopf abgebrochen, bei der anderen war die Tür nicht zu schließen, bei den Damen sieht es ähnlich aus) erstklassige Preise nehmen, ohne Beleg.
Auf roter Sandpiste, mitten durch saftig grünen Shrubb unter blauem Himmel mit einzelnen Wolken und starkem Ostwind verlassen wir völlig unspektakulär den Shire of East Pilbara, den größten Shire der Welt. Vorher haben wir den De Grey River durchquert. Das trotz heftiger Strömung nahezu körperwarme Wasser geht mir bis zu den Knien, als ich, um mir den Weg anzusehen, den etwa zweihundert Meter breiten Fluss überquere und wieder zurückgehe. Anscheinend war meine Überlegung, dass es hier noch keine Krokodile gibt, richtig. Zwanzig Kilometer nach dem Verlassen von East Pilbara treffen wir auf den Great Northern Hwy und wiederum 51 km danach geht's nach links zum Eighty Mile Beach, wo wir heute übernachten. Der Caravan Park ist riesig und das ist auch gut so, denn so bekommen wir einen Platz. Zumindest in Queensland sind seit heute Schulferien, in einer Woche folgen die NT und am 19. 4. WA. Außerdem ist ja ein langes Wochenende. Diese Ferien sind für viele Australier die letzte Gelegenheit, die Campingausrüstung vor dem Einmotten noch mal zu benutzen und für den Winter Sonne zu tanken. Denn jetzt kommt ja bald der Winter…
Durch den "Shortcut" quer durch das Land sind wir schon so früh an unserem Ziel, dass wir einen ausführlichen Spaziergang am Strand entlang machen können. Hier an der Nordwestküste hat die Tide den höchsten Ausschlag, bis zu 10 m Unterschied zwischen Ebbe und Flut sind zu verzeichnen. In Perth, Hamelin Pool, Coral Bay und Exmouth, also an der Westküste, waren es z. B. nur rund 60 cm. Und wie es so üblich ist, gemäß Murphy's Law, ist gerade ablaufendes Wasser, da ist das Schwimmen nicht so angesagt. Der Strand ist voller Muschelschalen und Schneckenhäuser. Sogar Silberdollar (eine kreisrunde Muschelart mit feiner Zeichnung) finden sich hier in Massen.

Donnerstag, 28. März 2013
Gründonnerstag.
Ein wenig vermisse ich die Passionsandachten und die Klimax der Gottesdienste an Ostern von Gründonnerstag über Karfreitag und die Osternacht bis zum Auferstehungsgottesdienst am Ostersonntag. Aber ich kann nicht alles haben. Vielleicht sind wir an Sonntag in der Nähe einer Kirche.
In Newman erfahre ich ein bisschen was über BHP Billiton und den Eisenerzabbau hier. In Newman ist die größte Tagebaumine für Eisenerz in der Welt. Das muss noch nicht viel heißen, denn Eisenerz wird normalerweise untertage abgebaut. Aber die Mine hier übertrifft in ihren Ausmaßen die Super Pit in Kalgoorlie - und das will etwas heißen. BHP Billion baut das Eisenerz hier ab, lässt es mit der Eisenbahn nach Port Hedland bringen und dort auf riesige Frachter verladen. Port Hedland hat einen Tiefwasserhafen, so können dort auch Giganten an den eigens errichteten Jettys anlegen. Der neuste Erzfrachter hat ein Fassungsvermögen von 300.000 to, die kleineren schaffen immerhin auch 250.000 to! BHP erwirtschaftet in Newman einen Jahresgewinn von 15,4 Mrd $ (etwa 11 Mrd €) vor Steuern,die weitgehend reinvestiert werden in Wiederherstellung der Umwelt und bessere und vor allem sauberere Abbaumethoden.
Während der Fahrten durch diese immer wieder neue und immer schöne Landschaft - heute ist es die ganze Zeit über grün, das erwartet man in Australien nicht, und wenn schon, dann nicht in diesem Maß - mache ich mir immer wieder "mental notes". Doch am Abend kann ich sie nicht mehr finden. Die gleiche Feststellung hae ich bereits 2006 bei meiner Pilgerschaft gemacht. Ist das schon beginnende Demenz? Oder ist das normal?
Ein paar Zeilen zu unserm rollenden Zuhause. Der Toyota Landcruiser ist wohl das in Australien häufigste Fahrzeug. Aber es gibt ihn in mindestens 100 verschiedenen Variationen. Unserer ist kategorisiert als "3 seater light truck", also als 3-sitziger kleiner Lastwagen. Solche Fahrzeuge werden i. A. als Krankenwagen und von der Armee (allerdings in der fünf-türigen Variante mit drei Sitzbänken) gefahren. Unserer wird angetrieben von einem dieselgetriebenen Achtzylinder V-Motor mit  4,5 l Hubraum und doppeltem Turbolader. Die PS-Zahl weiß ich nicht, darüber spricht man nicht, man hat sie. Auf jeden Fall hat er unendlich Drehmoment. Die Motoren halten erfahrungsgemäß mehr als 500.000 km, also ist es kein Problem, auch einen mit mehr Kilometern auf dem Buckel zu erwerben. Um den Durst dieses Kraftpakets stillen zu können, hat der Wagen zwei Tanks mit je 90 l Fassungsvermögen. Das gibt uns eine Reichweite von, je nach Fahrweise und Wegstrecke, 1.200 (offizielle Angabe) bis 1.800 Kilometern. Auf Asphalt (und gutem Schotter) braucht er bei 80 km/h rund 10 l auf 100 km, bei 110 km/h - mehr ist nur in Teilen von NT erlaubt - schon etwa 13 l und im tiefen Sand oder bei sehr schwerem Gelände (oder wenn man jemanden abschleppt ;-)) kommt man gerne auf einen Verbrauch von 20 l pro 100 km. Des Weiteren ist ein Frischwassertank eingebaut, der 45 l fasst. Dieser Tank wird auf Campingplätzen mit Leitungswasser gefüllt, entsprechend schmeckt das Wasser (und damit der Tee) später mehr oder weniger stark nach Desinfektionsmitteln. Wir füllen den Tank daher erst dann, wenn wir auf dem Platz bereits Tee gekocht und das Wasser für gut befunden haben, es sei denn, wir haben den Tank entleert. Vorne unter der Stoßstange hängt eine  4-Tonnen-Winsch, mit deren Hilfe können wir uns notfalls aus dem Dreck ziehen, wenn alles andere versagt. Die Kabel-Fernbedienung reicht bis zum Fahrersitz. Das Auto ist mit einer zweiten Batterie ausgestattet, aus der Strom für die Kabinenbeleuchtung, die Kühlbox und eventuell weitere Verbraucher entnommen wird. Beide Batterien werden bei der Fahrt von der Lichtmaschine geladen. Wenn wir das Auto ans Stromnetz anschließen, wird die Kühlbox automatisch mit den 220 V betrieben.
 In der Kabine ist ein Fahrersitz und links daneben eine Bank, auf der zur Not zwei schmale Personen Platz haben. Dahinter ist unsere Wohnküche. Von hinten gesehen ist auf der linken Seite eine Sitzbank, die in ein Bett verwandelt werden kann. In der "Kiste" unter der Bank ist neben dem Werkzeug, dem Zubehör für die Winsch, dem Kompressor und dem Wagenheber Platz für unsere Sanitärartikel und unsere Kleider. Auf der rechten Seite ist ganz hinten der Herd, der so konstruiert ist, dass man ihn (zumindest bei günstiger Windrichtung) zur Benutzung herausklappen kann. Darunter haben wir unsere haltbaren Lebensmittel, die Gewürze und das Gemüse verstaut. Davor (also in Richtung Fahrerkabine) ist eine kleine Arbeitsfläche, unter der ist hinter einer Klappe, die als Tisch dienen kann, das Geschirr und der zusätzliche Wasservorrat. Darunter passen Pfanne und Töpfe und die Spülschüssel in ein kleines Fach. Neben der Arbeitsfläche ist die kleine Spüle (mit elektrischer Wasserpumpe) und daneben, direkt hinter dem Fahrersitz, die Kühlbox, in der wir die frischen Lebensmittel und den Tagesbedarf an Kaltgetränken haben. Unter der Kühlbox ist noch Platz für die Markise, den Wasserschlauch, das Stromkabel, Wäscheklammern und Handfeger mit Schaufel. Darüber ist die Schlafkabine, die allerdings vor der Benutzung erst eingerichtet werden muss. Sie hat eine Breite von etwa 1,20 und eine lichte Höhe von 50 cm, wir schlafen in Schlafsäcken mit dem Kopf nach vorne.
Das Unternehmen, von dem wir geliehen haben, heißt Travel Car Centre (TCC). Es wurde gegründet und wird betrieben von den beiden Schweizern Bruno Frischknecht und Chris Boller und hat seinen Hauptsitz in Sydney, sowie Niederlassungen in Perth, Brisbane und Darwin. Die beiden haben angefangen, indem sie gebrauchte Landcruiser gekauft und rudimentär ausgestattet haben. Zu Anfang bestand die Ausstattung aus einer Kühlbox, Fliegennetzen an den Seitenfenstern und zwei riesigen Schubladen von der Hecktür bis zu den Vordersitzen (oder bis zur Rückbank bei der fünfsitzigen Variante). Später kamen dann Autos mit Rooftent, einem Zelt, das auf den Dachgepäckträger montiert ist und aufgeklappt wird, dazu und inzwischen ist unser Modell mit festem Hochdach (genannt Bushcamper) das beliebteste Fahrzeug. Neu im Programm der 4WD-Fahrzeuge bei TCC ist ein fünfsitziger Toyota Hilux mit großem Rooftent. Bruno und Chris sind speziell auf Langzeitvermietung eingerichtet, zumindest mit ihren 4WD-Fahrzeugen und sie haben auch keinerlei Beschränkungen, was die Straßen betrifft. Was man sich zutraut, darf man fahren. Der Service ist erstklassig, ein kostenfreier Anruf in Sydney genügt und die Hilfe kommt ins Rollen.
Immer wieder wechselt die Bewölkung. Gestern beim Abendessen zogen dichte Wolken auf, drei Stunden später war der Himmel wieder völlig klar und heute Morgen kamen die Wolken wieder, um uns den ganzen Tag über als lockere Bewölkung zu begleiten. Der Wind hat gestern Abend von einer leichten Brise aufgefrischt und heute zeitweise und in Böen Sturmstärke erreicht. Heute Abend hat er sich wieder fast ganz zur Ruhe begeben.
Wir sind heute Nacht in Marble Bar, laut Guinness Buch der Rekorde "Australia's hottest town". Der Caravan Park bietet fast nichts, dafür ist er ziemlich teuer, teurer jedenfalls als der Platz in Coral Bay direkt am Strand und mit guter Camp Kitchen.

Mittwoch, 27. März 2013
In drei Monaten - oder 92 Tagen - müssen wir unser derzeitiges Quartier schon wieder abgeben. Schon gut, es sind ja noch drei Monate, mehr als die Hälfte. Andere sind nur vier Wochen hier, da können wir nicht klagen. Will ich ja auch nicht, ich habe es eben nur festgestellt. Sind wir denn überhaupt schon weit genug für die Halbzeit?
Heute bleiben wir hier im Karijini, sogar ganz in der Nähe unseres Camps. Der Dales Gorge bietet genug Abwechslung für einen Tag, naja, eigentlich für einen halben Tag, aber wir schaffen es, einen draus zu machen. Der Gorge, also das Bett, das der Fluss Dales sich gegraben hat, bietet hier drei Möglichkeiten zum Schwimmen und einen Wasserfall (Circular Pool, weil er kreisrund ist, am einen Ende, Fern Pool am anderen und dazwischen Fortescue Falls und Pool). Da er unter anderem von einer Quelle gespeist wird, führt Dales ganzjährig reichlich Wasser und der Wasserfall ist richtig laut. Der Weg unten am Flussbett entlang ist als Kategorie 4 (von sechs, wobei  6 mit Abseiling, also Klettern mit Material, ist) gekennzeichnet, er erfordert also einiges an Kondition und an Ausdauer (3km, allow 2 hours). Zwei Mal müssen wir umkehren und es an einer anderen Stelle versuchen. Beim ersten Fehlversuch geraten wir in ein Nebental, das fällt mir auf, weil das Wasser in unsere Gehrichtung fließt, wir wollen eigentlich flussaufwärts unterwegs sein. Das Tal ist dicht bewachsen mit Paperbarks, die hier sehr hoch aufgeschossen sind und River Redgums. Dazwischen ist dichtes Unterholz und Röhricht. Paperbarks sehen so aus wie sie heißen: Ihre Rinde fühlt sich an wie (nicht holzfreies) Papier und fällt in großen Fetzen auf den Boden. Dort sieht es dann aus, als habe jemand eine Zeitung liegen lassen, die vom Wind in der Gegend verstreut wurde. An manchen Stellen reicht das Wasser bis an die steil hochwachsenden, dunkelroten Flanken des Gorge, so dass der Weg auf der anderen Seite des Flusses weitergehen muss. So ist es bei unserem zweiten Fehlversuch. Auch hier heißt es zurückgehen und suchen, wo der eigentliche Weg ist.
Auch meine Stiefel liegen so langsam in den letzten Zügen, die Sohlen lösen sich ab.  Ich habe mir schon vor einiger Zeit abgewöhnt, zur Fahrt die Stiefel anzuhaben, um sie für Wanderungen zu schonen. Denn es war schon klar, als wir angereist sind, dass sie Australien nicht wieder verlassen müssen, aber dass jetzt schon bald Schluss ist, ist schade.
Wir fahren aber doch heute. Einmal zum Visitor Centre und zurück, das reicht hoffentlich, um die Batterie für den Kühlschrank für heute Nacht wieder aufzuladen. Außerdem braucht der Laptop eine Batterieauffrischung.

Dienstag, 26. März 2013
Those we love don't go away
They walk beside us every day.

Ein schöner Spruch, leider weiß ich nicht, von wem er ist.
Niemand stört uns in dieser Nacht, wir sind alleine und es scheint auch nahezu keinen Verkehr auf der Nanutarra Wittenoom Road zu geben. Viele Vogelstimmen haben uns gestern Abend in die Dunkelheit hineinbegleitet und sie begleiten unser Frühstück. Ab und zu lassen die Vögel sich auch sehen: Galahs, Budgerigars, Zebrafinken (bei den lokalen People heißen sie Nyiwari (gesprochen niewari mit kehligem „a“, das klingt viel schöner. Im Red Centre heißen sie Nyiinyii (gesprochen nie- inie-i)), Minor und andere. Dichter, etwa 1 m hoher Bewuchs aus Gras und Stauden versperrt den Weg zur Seite weg vom Campground.
Immer wieder halten wir an um zu fotografieren, um uns etwas anzusehen, um Tiere zu beobachten. Ein Dingo nutzt die durch unsere Anwesenheit bescherte Ruhe vor Raubvögeln und tut sich an einem am Rand liegenden Aas gütlich.
Die Straße führt uns am Hardey River entlang, entsprechend grün ist es noch immer. Besonders schön finde ich den Gegensatz zwischen den hellgrünen Blättern und den leuchtend weißen Stämmen der River Redgums, die bedingt durch das viele Wasser, hier in Massen zu finden sind. Rechts und links von uns sind Berge, wenn es regnet, bleibt dem Regenwasser also gar nichts anderes übrig als zum Hardey zu fließen - mit den entsprechenden Folgen für das flache Land rechts und links des Flusses. Überschwemmungen sind hier in der hinter uns liegenden Regenzeit wohl an der Tagesordnung.
In Tom Price, einem ebenfalls noch jungen Bergbauort, bleiben wir etwas länger und sehen uns ein wenig um. Eigentlich gibt es nichts zu sehen, das ist so in diesen Orten. Allerdings haben sie einen sehr schönen Park mit vielen verschiedenen Bäumen. Überhaupt merkt man auch hier, dass an Wasser zumindest zeitweise kein Mangel herrscht.
Im benachbarten Karijini NP übernachten wir. Ich hatte Bedenken, ob es genug Platz gibt, aber es erweist sich, dass sie hier auf viel mehr Besucher eingerichtet sind, als heute ankommen. Nur zwei der sechs zur Verfügung stehenden "Loops" sind überhaupt freigegeben. Am kommenden Wochenende wird es wohl voll werden. Das meint zumindest die Mitarbeiterin im Visitor Centre, bei der wir unseren Camping Fee bezahlen. Der Platz, auf dem wir stehen, hat die Nummer 81!
DEC sucht ein Ehepaar als Host (als Volunteer natürlich) für den April hier in Karijini. Wenn wir nicht schon andere Verabredungen getroffen hätten, wären wir sehr versucht gewesen, zumindest mal anzufragen, ob sie uns nehmen würden.

Montag, 25. März 2013
1890 havarierte vor der Küste von Cape Range der Frachter "Mildura" mit 400 Kühen und 60 Personen an Bord. Drei Menschenleben gingen verloren und fast alle Rinder  haben das Unwetter nicht überlebt. Dieses Ereignis führte dazu, dass 1894 ein Leuchtturm errichtet wurde. 1942 nahmen die Amerikaner hier an der Küste eine U-Boot-Versorgungsstation in Betrieb. Als Folge mussten die Australier eine Radarstation mit zugehörigen Abwehreinrichtungen errichten, die 1943 sogar Ziel eines japanischen Fliegerangriffs war. Im gleichen Jahr zogen die Amerikaner wieder ab, die Radaranlage blieb stehen und diente nach dem Krieg Qantas als Navigationshilfe. 1987 wurde der Leuchtturm außer Betrieb genommen, zu seinen Füßen wurde ein Caravan Park eingerichtet, der Manager wohnt im ehemaligen Leuchtturmwärterhaus. Das war der Beginn von Exmouth, es handelt sich also um eine sehr junge Stadt. Seinen Auftrieb fand der Ort, als vor der Küste Öl gefunden wurde. Heute ist es eine aufstrebende Ansiedlung, in der heute, am Montag, sogar reger Betrieb herrscht.
Wie nicht anders möglich fahren wir nach Osten. Wieder geht es vorbei an den Termitennestern zum Australien umrundenden Hwy 1 und weiter in Richtung Tom Price im Osten. Immer wieder sehen wir Emus, sogar ein Känguru, und majestätische Adler (wedge tailed eagle), die auf der Suche nach Beute oder Aas sind. Nur bleiben sie nicht, wenn sie mich sehen, sondern drehen weiter weg ihre Kreise. Schon gar nicht bleiben sie am Boden, wenn sich ihnen jemand nähert - ihre Fluchtdistanz ist leider sehr groß.
Je weiter wir uns von der Küste entfernen, desto grüner wird es. Saftiges Gras, grüne Büsche und darüber mittelhohe Akazien und Eukalypten bestimmen das Bild.
Wir stehen auf einem großzügig angelegten Parkplatz mit Toiletten direkt an der Querung des House Creek. Wunderschöne River Redgums breiten über uns ihr dünnes Blätterdach aus, viele Vögel sind zu hören und, wie üblich, kaum zu sehen. Mich wundert, dass hier das Campen ausdrücklich erlaubt ist. Eigentlich soll man ja nicht im Flussbett oder direkt daneben stehen bleiben, aber hier geht es, denn es hat seit Tagen nicht geregnet und der Wetterbericht ist auch sehr zuversichtlich (zumindest war er das am Samstagabend). Der blaue Himmel lässt auch nichts Böses ahnen, nur der Wind ist ein wenig seltsam, aber das ist auch schon seit Perth so. Er legt sich im Verlauf des Abends auch fast ganz.

Sonntag, 24. März 2013
Nach dem Frühstück schicke ich Geburtstagsmails los. Die Verbindung ist gut und mein Credit läuft am Montag aus, das nutze ich noch aus. Außerdem poste ich ein Bild in Facebook.
Auf dem Weg nach Norden wird der Bewuchs immer dünner. Mitchellgras, allerdings saftig grün und voller Samen, und Termitennester, das war's dann auch schon. Je mehr Termitenhügel, desto weniger Bäume - ob da ein Zusammenhang besteht? Die Termitenhügel sind aber auch sehenswert, unglaublich die baumeisterliche Tätigkeit, vor allem, wenn man sich die Größe der Arbeiter vor Augen hält. Nur so groß wie Ameisen… Bei den hier aktiven Spinifex-Termiten sind die Arbeiter etwa 7 mm lang und, soweit wir es wissen, blind und taub. König und Königin verlieren nach dem Hochzeitsflug ihre Flügel (je vier) und leben dann im sicheren inneren Teil des Baus. Sie werden bis zu 30 Jahre alt. Die Termitenhügel sind aus Sand, das Baumaterial ist der Abfall aus der unterirdischen Anlage. Nun ja, im Vergleich zu einer Termite ist so ein Sandkorn schon sehr groß. Aber wirklich verblüffend ist die Härte der Hügel. Ich könnte problemlos daran hochklettern, ohne dass dem Hügel auch nur das Geringste anzusehen wäre. Buschbrände überstehen die Hügel und ihre Bewohner ebenfalls ohne Schaden zu nehmen. Für mich das Erstaunlichste aber ist die Haltbarkeit gegenüber den im Sommer wirklich sintflutartigen Regenfälle, die im Gefolge der Zyklone über dem Land niedergehen, und die daraus resultierenden massiven Überschwemmungen. Wie schaffen die Termiten das? Vielleichtkönnten wir Menschen davon lernen? Hunderte und Aberhunderte Termitenhügel stehen rechts und links des Weges. Ich versuche, sie wenigstens auf einem Kilometer zu zählen, an manchen Stellen gelingt es nicht - es sind zu viele. Die Termiten haben ein "Sprayer"-Problem: Gerade die auffälligsten der Termitenhügel sind Sprühern zum Opfer gefallen. Doch während anderswo die Sprayer teils hochwertige Kunst abliefern, zeugen die primitiven Schmierereien an den Termitenhügeln von der Intelligenz der Erzeuger. Ein solches Nest hat rund 1.000.000 Bewohner, 8.000 solcher Nester stehen hier sicherlich rum - und schon haben wir auf diesem kleinen, kahlen Fleck der Erde, einer nur hier bekannten Halbinsel, mehr Termiten als es Menschen auf dem ganzen Planeten gibt. Sie werden uns überleben.
In Exmouth merke ich zum ersten Mal, dass wir in den Tropen sind: Die Luftfeuchtigkeit ist höher, eine leichte Schwüle ist spürbar. Ansonsten sieht man nichts von den Zyklonen der vergangenen Saison. Im neuen Marina-Gebiet steht ein Rohbau, ganz aus Metall, wie früher ein Fachwerkbau. Die Wandverkleidungen fehlen noch, man kann durchsehen. An einer anderen Stelle wird anders gebaut, da sind schon fertige Wände errichtet, dafür fehlt der Dachstuhl. Auf jeden Fall wesentlich leichter als bei uns, bei uns gäbe es für solche Bauweise keine Genehmigung.
Im Cape Range NP suchen und finden wir einen Platz für die Nacht. Der Wind, der die Wärme sehr angenehm macht, aber nervt, führt dazu, dass ich heute im Auto kochen muss.

Samstag, 23. März 2013

Samstag, 23. März 2013, Coral Bay, WA



Samstag, 23. März 2013
Seit 11.27 h (Western Australia Time) sind wir in den Tropen, und das wird - hoffentlich - bis Mitte Juni so sein. Wir haben den Wendekreis des Steinbocks (Tropic of Capricorn) in Nordrichtung überschritten. Und nur eine Stunde später sitzen wir, ausgerüstet mit geliehenem "Snorkeling Gear", an der großen Bucht in Coral Bay und bereiteten uns auf den ersten Schnorchelgang vor. So gut hatte ich mir die Korallen und die damit verbundene Vielfalt an Fischen nicht vorgestellt. Schließlich sind wir höchstens 25 m vom Ufer entfernt. Begeisternd. Wir müssen nur an der linken Seite in das etwa 30 Grad warme Wasser steigen und uns dem uns eigentlich fremden Element anvertrauen. Eine leichte Strömung trägt uns am Strand entlang über den Korallen zur anderen Seite der Bucht. Über den Korallen, dort, wo das Wasser tiefer ist, sinkt die Wassertemperatur auf etwa 28 Grad ab. Dunkle und helle Fische, große und kleine, strahlend blaue und schwarz-weiß gestreifte, welche mit riesigen Augen, andere mit vielen Flossen - die Vielfalt ist beeindruckend. Nur kenne ich mich überhaupt nicht aus mit Fischen, ich kann nur den schönen Anblick genießen. Beim zweiten Durchgang fällt das Genießen leichter, weil wir ein bisschen sicherer sind.
Aus Angst vor Sonnenbrand (trotz Sonnenschutzmittel Stärke 30, mehr gibt es hier nicht) gehen wir nach dem zweiten Schnorcheldurchgang und der zugehörigen Trocknungszeit wieder zurück zu unserem Auto.
Allmählich kennen wir die Mitcamper schon. Von gestern ist ein deutsches Paar da, zwei taiwanesischen Mädchen, die wir beim zweiten Besuch in Hamelin Station und in Denham getroffen haben sowie ein deutsche Paar von dort sind da, wir grüßen uns ganz freundlich und haben ein wenig Small Talk, das war's.

Freitag, 22. März 2013
Seit der Mail gestern Abend mit der Nachricht von Martins plötzlichem Tod liegt ein Schatten über mir. Trauer, Enttäuschung, sogar Wut treibt mich um. Ich bin dann noch ein wenig am Strand spazieren gegangen, der Sturm hat meinen Kopf einigermaßen freigeblasen. Aber etwas bleibt halt doch. Er war ein so wertvoller Mensch und er ist nicht zu ersetzen. Nicht nur seine Familie, auch seine Kirche, die Ökumene und Neckarhausen haben eine treibende Kraft verloren. Wir waren keine Freunde im engeren Sinn, aber immer, wenn ich ihn brauchte, oder wenn etwas zwischen den Kirchengemeinden "unter der Hand" zu regeln war, stand er zur Verfügung. Seine freundliche, klare Art bleibt unvergessen und ich werde seine Taizé-Gebete im Winterhalbjahr vermissen. Klar, das Leben endet mit dem Tod und da führt kein Weg vorbei. Er "hat es geschafft", ist jetzt auf der besseren Seite. Für uns bleibt Unsicherheit, zeigt doch diese Begebenheit, wie wenig wir Menschen unser Dasein im Griff haben.
Heute gibt es Diesel, die Pumpe war kaputt. Der Vorrat in unserem Tank hätte vermutlich nicht mal bis Hamelin Pool gereicht, noch viel weniger zum Roadhouse am Hwy. Etwa als wir den 26. Breitengrad in nördlicher Richtung überfahren, wird es sehr grün am Straßenrand, frisches Gras bedeckt die Ränder, die Sträucher haben hellgrüne Triebe. Da muss es vor noch nicht allzu langer Zeit, also zumindest in diesem Jahr, erhebliche Mengen geregnet haben. An manchen Stellen steht noch Wasser. Möglicherweise sind das Folgen der vier Zyklone, die in diesem Jahr Exmouth, das nur rund 400 km nördlich liegt, heimgesucht haben. Da es so grün ist, sind jede Menge Ziegen am Straßenrand. Auch sie gehören ja zu den importierten Schädlingen. Schädlich sind sie, weil sie Freßkonkurrenten der Känguru sind, aber erstens eine höhere Reproduktionsrate haben (vier bis sechs Kitze pro Jahr und Geis gegenüber einem Jungen pro Känguru in drei Jahren) und zweitens mit dem Straßenverkehr viel besser zurecht kommen: Kängurus springen immer auf in Richtung Straße, bevor sie nach außen weglaufen, Ziegen bleiben entweder am Rand liegen oder stehen oder laufen gleich weg von der Straße. Und überall da, wo Schafe oder Rinder gehalten werden, kann natürlich kein Gift ausgebracht werden. Die Ziegen gehören niemandem, sie ziehen frei herum.
Kurz vor Carnarvon, unserem heutigen Ziel, ändert sich die Umgebung wieder vollständig, es ist "knochentrocken" und es gibt kaum noch Bewuchs auf dem platten Ebenen rechts und links der Straße. Carnarvon sagt von sich die einzige australische Stadt zu sein, in der Wüste und Meer sich treffen. Es ist stimmt nicht ganz, aber doch beinahe. Bis etwa 1 km vor dem Ort, der nur 3 Kilometer vor der See entfernt am Gestade des Gascoyne River liegt, erstreckt sich Outback.
In Carnarvon haben wir die Wolkenfront, die heute Nacht über uns hinweggezogen ist, wieder eingeholt. Am Eingang zur Stadt ist eine Palmenallee, jede dieser Palmen ist einem Besatzungsmitglied der HMAS "Sydney Cairns" gewidmet. Das Schiff war 1941 vom deutschen Freibeuter HSK Kormoran direkt vor der Küste versenkt worden. Wir suchen uns einen Caravan Park. Der erste Versuch geht schief, es ist nichts frei, so steht es zumindest auf einem Schild hinter der Einfahrt geschrieben, beim zweiten sind wir erfolgreich.

Donnerstag, 21. März 2013
Frühlingsanfang - Herbstbeginn
Der Wind lässt eher auf den Herbst schließen, der ja hier heute tatsächlich auch beginnt. Am Nachmittag wird er immer stärker.
Gestrandet in Denham, WA - es gibt allerdings Schlimmeres.
Nach einem gemütlichen Frühstück in der Morgensonne brechen wir auf und verlassen zum zweiten Mal die Station in Richtung Westen. Diesmal bleiben wir auf dem "World Heritage Drive" und fahren nach Denham. Hier gibt es eine ganze Menge "Australia's western most": Der eine Campingplatz behauptet es von sich, ebenso das Hotel und der kleine Supermarkt. Aber eine Ersatzbrille bekomme ich hier nicht.
Anders als die meisten Touristen fahren wir nicht nach Monkey Mia, um  Delfine zu betatschen, sondern wir besuchen den ac hten Nationalpark hier in WA, Francois Peron NP (damit hat sich der Jahrespass bezahlt gemacht :-)). Kurz nach der Einfahrt ist eine Luftstation, hier kann - oder soll, weiche Reifen schaden der Piste weniger - man bei der Einfahrt den Reifendruck absenken und bei der Ausfahrt die Reifen wieder auffüllen. Finde ich eine prima Sache. Dann folgen 42 Kilometer Tiefsandpiste. Aber sie ist viel einfacher zu fahren als die gestrige Strecke. Im Prinzip muss man auf dieser fast ebenen Strecke das Auto nur in die vorhandene Spur  manövrieren (es gibt nur eine, weil die Straße nicht breit genug ist für zwei) und dann rollen lassen. Alles andere macht der Troupie allein. Na ja, nicht ganz, aber eben "im Prinzip".
Eine schöne Strecke durch mittelhohes Buschfeld, mit Dünen rechts und links und gelegentlichen Ausblicken auf ein türkisfarbenes Meer. An der Spitze angekommen, dem Cape Peron, machen wir einen Bushwalk zum benachbarten Cape Skipjack. Skipjacks sind Fische, die hier angeblich in großer Zahl anzufinden sind. Von oben sehen wir einen Rochen majestätisch dahingleiten und sechs Haie ihre Kreise ziehen. Der Fischschwarm, der um sie herum wuselt, interessiert sie derzeit nicht.
Auf dem Rückweg nach Denham meldet sich dann der Tank, wir haben nicht mehr allzu viel Sprit. Durch die Sandfahrten gestern und heute haben wir viel mehr Diesel verbraucht  als sonst. Aber in Denham gibt's ja was. Denkste: "Sorry man, no diesel" - er wartet auf die Lieferung. In einer Stunde vielleicht, aber wer weiß das schon. Und so kommt es, dass wir hier einen Caravan Park aufsuchen und jetzt am Strand sitzen. 

Mittwoch, 20. März 2013
Ab jetzt geht's  tendenziell nur noch nach Osten. Wir haben Steep Point besucht, den westlichsten Punkt des australischen Festlandes. Es steht zwar geschrieben "westernmost point of Australia", aber das ist nicht ganz richtig, denn zumindest Dirk Hartog Island ist ein wenig weiter im Westen. Die Aussage bezieht sich auch eigentlich auf das Festland.
Die Fahrt dorthin ist nicht weit, aber die Strecke zieht sich, zumindest das Ende. Das ist eine Herausforderung, 48 km über eine sandige, enge Piste. An manchen Stellen ist sie steil, dass ich trotz eines Reifendrucks von nur 20 PSI (normal ist 45) den L4 benutzen muss, also den Vierradantrieb mit  langer Übersetzung. Die besondere Herausforderung besteht darin zu hoffen, dass a) niemand entgegen kommt, wenn man oben angekommen ist, und dass man sich b) für die richtige Seite entscheidet, wie es weitergeht. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass auf der Dünenüberquerung oben eine Kurve ist. Wegen der Steilheit - in beide Richtungen - sieht man als Fahrer aber nur die Motorhaube, wie beim Achterbahnfahren. Dazu kommt das ständige Klappern aus dem Auto, denn der Untergrund hat rechts und links Dellen (aber natürlich nicht synchron), ist gelegentlich mit Steinen gespickt und das übliche "Wellblech" fehlt natürlich auch nicht. Das Auto rollt und stampft und scheppert überdies. Nun, es ist alles gut gegangen. Allerdings habe ich meine Brille verloren (Sie ist vermutlich durch das Gewackel aus der Hosentasche gerutscht und beim Aussteigen bei einem unserer vielen Halts herausgefallen. Durch den Wind habe ich das nicht gehört.), was schon deshalb schlecht ist, weil ich keinen Ersatz mitgenommen habe und jetzt fast blind bin. Und außerdem hat sich unser Klapptisch mit einer Ecke in eine unserer Bierdosen gebohrt (mit Stubbies wäre das nicht passiert), der Inhalt hat sich in unsere Schlafsäcke verteilt. Das wird gut riechen, die nächsten Nächte.
Vor dieser Tour besuchen wir die Stromatoliten, die hier am Hamelin Pool am Wasserrand liegen. Stromatoliten sind Steine, also erst mal nichts Besonderes. Aber diese Steine sind gebildet von Cyanobakterien, den ältesten Lebewesen dieser unserer Erde. Die Bakterien produzieren durch ihren Metabolismus Sauerstoff und dadurch haben sie die Erde für "höhere" Organismen bewohnbar gemacht. Nachdem sie 2 Milliarden Jahre lang, von vor etwa 4.000.000.000 bis rund 2.000.000.000 Jahren, Sauerstoff produziert hatten, war der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre auf die noch heute gültigen rund 21% angestiegen, das Leben konnte beginnen.

Dienstag, 19. März 2013
Momentan sind wir doch tatsächlich in einer Phase des schönen Wetters. Abends und morgens können wir im Freien essen und auch draußen sitzen, ohne dass wir auskühlen. Und tagsüber ist es richtig schön warm, ich denke, so um die 30 Grad.
Der "Tudor Caravan Park" bietet neben einer guten Camp Kitchen und schönen, schattigen Plätzen mit Grasboden ein Swimming Pool und, als rühmliche Ausnahme, kostenlosen Internetzugang via Wifi mit hervorragenden Antwortzeiten. Von daher ist dieser Platz wärmstens zu empfehlen.
Direkt nach unserem Aufbruch sind wir im Kalbarri National Park (der sechste Nationalpark, bei dem wir wegen des Passes keinen Eintritt entrichten müssen). "Kalbarri" sind prähistorische Lebewesen, die vor etwa 150.000.000 Jahren hier zu finden waren. Der Park wird geprägt durch eher unspektakulären Bush, wo man auch hinsieht. Teilweise ist er etwas höher, durchsetzt mit Banksia und niedrigen Bäumen, teils ist er nur knapp einen Meter hoch, so dass die Grasstrees die obere Etage bilden. Zum Nationalpark wird die Gegend allerdings wegen der Schluchten, die der Murchison River in das Land geschnitten hat. Im Ort Kalbarri mündet er nach 700 Kilometern in den Ozean. Er führt nicht permanent Wasser, deshalb ist er hier bereits stark salzig. Der Untergrund besteht aus Sandstein, der sich vor 500.000.000 bis 400.000.000 Jahren nach und nach gebildet hat. Je tiefer man kommt, desto älter ist der Sandstein und umso härter wird er. Entstanden ist der Sandstein als Bett des Urozeans. Das Land wurde vor etwa 10.000.000 Jahren nach oben gedrückt und erst dann begann der Fluss mit seiner Erosionsarbeit, unterstützt von Wind und Regen. Dabei folgen die Einschnitte zusätzlich noch bestimmten Gegebenheiten im Sandstein, nämlich sogenannten Joint, Rissen im Gestein, die dem Wasser den Angriff erleichtern. Und so formte der Fluss Schleifen, Zickzack-Schluchten und mehr oder weniger starke Kurven. Wenn der Fluss schon tiefer eingegraben ist, beginnt der Wind mit seinem Werk und schleift die Seiten ab, so dass überhängende Ränder (Breakaways) entstehen. Hier, wo der Fels aus Sandstein besteht, sind die Überhänge eher rau und schroff, bei Limestone oder Granit sind die Breakaways glatt geschliffen wie zum Beispiel beim Wave Rock. Schöne Walking Trails sind an den Gorges ausgeschildert, wir nehmen die Gelegenheit war, "to stretch out our legs".
Ganz bis Denham reicht es uns nicht, wir bleiben auf einer Farm (Hamelin Station, 250.000 ha, Schafzucht) südlich der Halbinsel, dort ist ein neuer, sehr großzügig angelegter Platz. Der Boden ist bedeckt mit dem Muschelsand aus der Gegend, Hunderte und Aberhunderte kleiner weißer Muscheln (Fragum erragatum), die bereits rund 4.000 Jahre alt sind. In Verbindung mit Salz und Sonne bildet sich aus diesen Muscheln eine Art Stein. In der Nähe wurden diese Steine abgebaut und von den frühen Siedlern zum Hausbau verwendet. Zum Beispiel steht in Denham eine Kirche, die mit diesen relativ leichten, aber nicht sehr stabilen Steinen errichtet wurde. Heute werden die "Steinbrüche" nur noch verwendet, um Ersatz zu beschaffen, wenn an den wenigen erhaltenen Gebäuden Schäden auftreten.

Montag, 18. März 2013

Hail thou, Prince Leonard of Hutt River Province.

So oder doch ähnlich. Auf meine Frage, wie er offiziell anzusprechen sei, "Your Highness" oder "Your Majesty" meinte er, das sei zu formal, "Prince" sei ok. Er, das ist Prince Leonard. Er war Flieger im 2. Weltkrieg, dürfte also  jenseits der 90 und damit etwa so alt sein wie meine Mutter. Nach dem Krieg betrieb er eine Weizenfarm mit 12.000 Morgen (etwa 500 ha). Im Jahr 1969 meinte die Regierung von Western Australia, die ihm bisher immer allen Weizen abgenommen hatte, nach der Ernte (!), dass sie leider nur den Ertrag von 650 Morgen bräuchten. Das brachte das teilweise spanische Blut Leonards in Wallung. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung war, dass Leonard eine Gesetzeslücke fand und sich offiziell von Australien lossagte, eine  Sezession also. Interessant ist, dass er von einigen Staaten, England, Deutschland, … anerkannt wurde. Heute führt er seine Bescher durch die Station, zeigt seine Sammlungen und erzählt Geschichten dazu. Er scheint sich über Besucher zu freuen. Er macht keine Werbung, und doch ist er bei vielen Australienbesuchern so bekannt, dass sie die Anreise zu ihm unter die Räder nehmen. Gestern waren zwei Touristenfahrzeuge und ein Bus mit deutschen Touristen bei ihm, heute sind wir die Dritten. Außerdem bekommen wir einen Ein- und einen Ausreisestempel in unseren Pass.
Auch hier gibt es einen Pink Lake. Leider kommt man nicht nahe genug hin, um die Farbe auch wirklich sehen zu können. Ich glaube, ich habe schon früher beschrieben, wie die Seen zu ihrer Farbe kommen. Hier hat die BASF ein Werk, in dem sie die Bakterien aus dem See holen. Ich weiß nicht, wozu, möglicherweise wird so einfach Betakarotin gewonnen. Wie auch immer, das Wasser nach der Fabrik ist ganz normal wie jedes Wasser.
Die Küste hier heißt auch Batavia Coast, weil zu den Zeiten der Ostindischen Kompanie an dieser Küste mehrere Segler gestrandet sind. Einer der ersten war um 1650 die Batavia, von der Besatzung gab es noch Lebenszeichen, aber weder die Menschen noch ihre sterblichen Reste wurden jemals gefunden. Später, um 1700, strandete die Zuytdorp mit mehr als 200 Menschen an Bord, von denen niemand mehr auftauchte. Auch hier gab es Anzeichen, dass es Überlebende gegeben hat. Und so entstand die Überlegung, dass die Überlebenden sich in der Gegend reichlich vorhandenen Gruppen von Aboriginal angeschlossen haben und in diesen "aufgegangen" sind. Angeblich gibt es für diese Theorie genetische Beweise.
Für die, die die Reise mit Karte verfolgen: Über die 1 von Dongara über Geraldton nach Northampton (benannt nach dem regionalen Gouverneur John Elliot Hampton, der dem Bereich Nort vorstand) und von dort nach Nordwesten zur Hutt River Province. Zurück nach Südwesten zum Pink Lake und an der Küste entlang nach Kalbarri (Betonung auf der zweiten Silbe), wo wir am Rande des Nationalparks übernachten.

Sonntag, 17. März 2013
St. Patrick's Day
Australien unterscheidet sich in einer Hinsicht deutlich von anderen Ländern: Normalerweise fährt man von A nach B, um in B etwas anzusehen. In Australien dagegen fährt man von A nach B, um das Land dazwischen anzuschauen und aufzunehmen. Denn A und B unterscheiden sich normalerweise nicht wesentlich. Beide haben eine Tankstelle, einen Autoservice, ein Hotel, ein Lebensmittelmarkt und einen Bottleshop (Beer, Wine, Spirits). Ist das alles in einem Komplex, nennt man es Roadhouse. Dazu gibt es, vom tiefen Outback einmal abgesehen, eine Schule, ein paar Wohnhäuser, vielleicht eine Kirche, einen Hairdresser, einen Bäcker und gelegentlich ein Heimatmuseum. Das ist auf Dauer nicht wirklich interessant. Und so bleibt die atemberaubende Schönheit und Abwechslung des australischen Landes - der Weg ist das Ziel (um diesen blöden Satz mal wieder zu zitieren).
Unterwegs nach Norden machen wir zuerst in Midland Halt, um den Farmer's Market zu besuchen. Wunderbar, was es alles zu kaufen gibt, ganz frisch und für australische Verhältnisse auch preiswert. In Gingin steht ein Farmer mit seinem Pickup neben dem schönen Park und verkauft Mangos. Ich will eine kaufen, Brigitte bekommt eine geschenkt und über das Gespräch vergisst er, dass ich noch nicht bezahlt habe und winkt ab, als ich ihn daran zu erinnern versuche. So auf den Punkt reife und wohlschmeckende Mangos hatten wir noch nie. Eine essen wir als Snack, als wir uns nach unserer Ankunft in Dongara für die Nacht eingerichtet haben, die andere gibt es später als Nachtisch.
Wenn es längere Zeit, also vier oder mehr Jahre nicht gebrannt hat, bekommen die höheren Grasstrees einen Rock, bei den kleineren sieht man es nicht. Überhaupt, Grasstree: Ein sehr eigenartiges Gewächs. Die Pflanze gehört zu den Gräsern, die Blätter sind wie Binsen, aber mit nadelscharfen Spitzen. Sie haben einen Stamm, aus dem der Blätterbüschel herauswächst. Dieser Stamm hat seine Versorgungsleitungen im Innern, deshalb widersteht er den Buschfeuern unbeschadet. Direkt nach einem Buschfeuer steht nur noch ein runder, schwarz verkohlter Klotz in der Gegend, aus dem nach kurzer Zeit ein neues Blätterbündel herauswächst. Werden diese Blätter älter, so trocknen sie und klappen nach unten, so dass sie den Stamm bedecken. Im nächsten Zyklus kommt eine neue Schicht dazu und immer so weiter, bis es aussieht wie ein Bastrock. Der brennt natürlich relativ sicher ab beim nächsten Buschfeuer. Die größeren Grasstrees sind etwa mannshoch. G. wachsen sehr langsam, im Alter nur noch etwa 1 mm pro Jahr, die meisten der auffälligen Grasstrees sind weit über 300 Jahre alt, stammen also aus einer Zeit, als noch keine Europäer das Land unsicher gemacht haben.

Samstag, 16. März 2013

Samstag, 16. März 2013, Perth, WA



Samstag, 16. März 2013
Zum Frühstück gehen wir in die Camp Kitchen, sonst bläst es uns die Butter vom Brot.
Viel zu früh, gemessen an unserer Verabredung, sind wir bei Elfriede und Wynne. Großes Palaver, wir erzählen von unserer bisherigen Reise, sie erzählen ein bisschen von sich, dann fahren wir zum Mundaring Weir, dem westlichen Ausgangspunkt der Wasserversorgung Kalgoorlies. Hier beginnt die Pipeline, die rund 700 Kilometer weiter im Osten in Kalgoorlie endet und deren Bewohnern das Überleben sichert. Allerdings werden auch weite Bereiche der Landwirtschaft in Western Australia über diese Pipeline mit Wasser versorgt. Täglich werden am westlichen Ende 90.000.000 Liter Wasser in die Rohre gepumpt. Das sind 90.000 Tonnen Wasser, etwa 1.500 Kesselwagen voll. Am Damm ist ein Zähler, der die ausgehenden Kubikmeter zählt. Der Zähler rückt etwa einmal pro Sekunde vor. Das sind wirklich unglaubliche Mengen. Weil das Restaurant unmittelbar am Damm kein für uns geeignetes Angebot hat, fahren wir ein Stück zurück und kehren in der Mahogany Inn Lodge am Great Eastern Hwy ein. Sehr gut, empfehlenswert. Wir sitzen draußen unter Bäumen, es ist angenehm warm, für manche vielleiht bereits zu warm, allerdings abgemildert durch den starken Wind, der immer wieder Dinge vom Tisch wirft.
Den Kaffee gibt es bei Elfriede und Wynne in Darlington.
Wynne macht Quittenwein, Myrthenwein und Maulbeerwein. Als Grundlage dient ein aus eigenen Trauben hergestellter Traubensaft, der liefert die Fülle, die verschiedenen Früchte den Geschmack. Wir bekommen zwei Flaschen Wein (Quitte und Maulbeere) und ein Glas Quittengelee mit.
Vielen Dank unseren Gastgebern für diesen rundum gelungenen Tag.

Freitag, 15. März 2013
Strahlend blauer Himmel, nur im Osten ist eine Wolkenschicht. Es ist angenehm warm. Nach dem Frühstück im Freien fahren wir nach Osten und Süden, um uns in New Norcia die Klosteranlage der Benediktiner anzusehen. Vor rund 160 Jahren hat ein Benediktiner aus Spanien den Weg hier her gefunden und eine Mission gegründet mit der Absicht, den Aboriginal das Christentum und ein sesshaftes Leben beizubringen. Das geschah wohl weniger aggressiv als an vielen anderen Stellen, so dass zeitweise sogar ein ganzes Dorf rund um die Mission entstand. Das Kloster besteht noch, aus der Mission ist eine Schule geworden, besser gesagt zwei: St. Gertrude für die Mädchen und St. Ildephonse für die Jungs.
Noch nach dem 2. Weltkrieg war der ganze Südwesten des Kontinents, also South Western Australia von der Grenze zu SA bis etwa Geralton nördlich von Perth mit Wald bedeckt. In der Nähe der Küste waren Karris und Marris die auffallendsten Bäume, weiter im Land waren es die Mallees. Zusammen mit dem zugehörigen Unterbau, Banksias, Pfefferminzbäumen und anderen mittelhohen Eukalypten, Akazien in den verschiedensten Arten bildeten sie eine geschlossene Decke über dem offenen Land. In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden diese Wälder zugunsten massiver Landwirtschaftlicher Nutzung "niedergemacht", u. a. um den Veteranen des zweiten Welt- und des Koreakriegs Land zuweisen zu können. Durch die nur noch aus Streifen rechts und links der Straßen und zwischen Feldern bestehenden Reste fahren wir weiter nach Süden. Die Mallee und auch einige der Banksia blühen jetzt, das sieht ganz besonders aus.
In Midland verlassen wir die 1 und kommen bald darauf zum Banksia Tourist Park, also dorthin, von wo wir gestern früh aufgebrochen sind. Scott scheint es tatsächlich geschafft zu haben, Zelt und Fahrrad sind jedenfalls nicht mehr da.

Donnerstag, 14. März 2013
Frühstück findet in der Camp Kitchen statt - schon klar, es regnet. Der Wetterbericht für heute und morgen ist deprimierend. Was soll's. Vor der Abfahrt buche ich noch zwei Nächte hier für das Wochenende.
Die Fahrt zur Niederlassung von TCC gestaltet sich einfach, aber etwas langwierig, wegen des Verkehrs. Am Ende unserer Vorstellung und Unterhaltung mit Marion bekommen wir noch einen dritten, wärmeren Schlafsack. Dann geht esweiter nach Norden, immer am Meer entlang. Regen wechselt mit Gewitter, der Himmel ändert sein Aussehen von einheitlich grau zu gemischtem Grau und wieder zurück. Unterwegs ist es dann sogar mal trocken, zufällig passend zu einer Pause, in der wir einen "Buschlehrpfad" entlang gehen. Nur Pech, dass von den Büschen um die es geht, nur noch verbrannte Reste stehen. Das Feuer ist sicherlich schon zwei Jahre her, denn der "Unterbau" ist schon wieder etwa 50 cm hoch.
Aber rechtzeitig zu unserem Besuch bei den Pinnacles - Limestone-Felsen, die einfach so in Massen im gelben Wüstensand stehen - hört der Regen auf und dann reißt sogar die Wolkendecke auf, die Sonne scheint. Und schon wird es warm, trotz des leichten Windes. Die Pinnacles, über deren Entstehung es mindestens zwei Theorien gibt (keiner weiß was richtig ist), bieten einen beeindruckenden Anblick.
In Cervantes ist ein für uns passender Caravan Park. Als wir uns zum Essen hinsetzen wollen, tröpfelt es wieder. Das war's dann aber, später kommen die Sterne zum Vorschein.

Mittwoch, 13. März 2013
Die Nacht war, entgegen der Ankündigungen, deutlich wärmer als die davor. Weil es gegen Morgen aber wieder stark zu blasen begann, frühstücken wir dennoch im Auto.  Wir ind schneller bei der Werkstatt als erwartet, George bringt uns nach Kalamunda zur Bushaltestelle. Auf der etwa einstündigen Busfahrt nach Perth ist es noch reichlich kühl, in der Stadt wird es langsam wärmer. Wir bewegen und im Wesentlichen im CBD und am Swan River. Perth ist deutlich kleiner als Brisbane oder gar Sydney, am Swan River ist noch viel frei. Aber das, was wir sehen, steht den beiden genannten Städten in nichts nach. Das Leben auf den Straßen pulsiert, das Angebot in den Foodcourts ist ähnlich breit gefächert wie in Sydney und es wird genauso angenommen.
Bei diesem sonnigen Wetter ist der Wind gleich nicht mehr so unangenehm. Am Nachmittag werden meine Beine langsam schwer, aber jetzt ist ohnehin Zeit, dass wir uns auf den Rückweg machen. Der Landcruiser ist fertig, es war alles in Ordnung.
Auf kurzem Weg fahren wir zu einem Caravan Park etwas weiter im Norden, den wir eventuell auch am Wochenende nutzen wollen. Die Ausstattung ist gut, soweit wir das jetzt beurteilen können, der Preis wie bei allem hier in Perth relativ hoch.
In der Camp Kitchen kommen wir mit einem anderen Bewohner ins Gespräch. Scott, 62, ist aus Montana, USA und hier mit einem Fahrrad unterwegs. Er will an einem der kommenden Tage aufbrechen nach Norden. Mit dem Rad durch Western Australias Westen, die Kimberley und über die Gibb River Road nach Darwin - welch ein kühnes Vorhaben. Vielleicht sehen wir ihn ja noch mal.

Dienstag, 12. März 2013
Beim Frühstück ist es im Auto so kalt, dass unser Atem zu sehen ist. Soviel zum Spätsommer in Southwest Western Australia. Es war die kälteste Nacht seit Monaten. Aber dafür geht dann eine strahlende Sonne auf und in der Sonne und im Windschatten ist es bald fast angenehm.
In Mandurah bekomme ich endlich meine lange vermissten Fish&Chips (Fisch ist, glaube ich, auch in der Fastenzeit erlaubt, denn Fisch zählt nicht zum Fleisch, seltsam) und auch in Rockingham sitzen wir eine Weile an der Pier - es ist schön heute.
Der erste Versuch, in Perth einen Platz in der Nähe der Werkstatt, wo wir morgen früh den Landcruiser abgeben sollen, zu finden, klappt zwar, aber das Büro ist erst ab 16.00 Uhr besetzt. Und was ist, wenn sich dann herausstellt, dass kein Platz für uns verfügbar ist? Beim nächsten Versuch klappt alles. Ich finde es ohnehin überraschend, dass im Raum Perth so viele Caravan Parks in Stadtnähe zu finden sind und dass die so gut besucht sind, mitten unter der Woche.
Kommenden Samstag werden wir uns mit unserem Exkollegen Wynne und seiner Frau Elfriede treffen, die Programmauswahl für den Tag überlasse ich ihnen, wir sind dann einfach "Besuch".

Montag, 11. März 2013
Ja doch, zumindest Southern Western Australia tut alles, um uns zu vertreiben: Tagestemperaturen unter 20 Grad, Regen, Wind, ein vorgezogener Herbstbeginn. Dabei fängt es gut an. Beim Frühstück unter reger Anteilnahme eines Fairy Wren Pärchens, mehrerer Ringnecks und dreier Woodducks scheint zeitweise sogar die Sonne. Dann kommt von Westen ein graues Wolkenungetüm und wir schaffen unsere Aufbruchsvorbereitungen gerade noch, bevor der erste Schauer niedergeht.
Es bleibt nicht der letzte. Da bleibt uns nichts, als zu fahren, denn wenn wir das Auto verlassen, werden wir nass und kalt. Die Karri und Marri bleiben langsam hinter uns, dafür ist mehr und mehr "kultiviertes" Land rechts und links der Straße .
Seit zwei Tagen fahren wir immer wieder an Weinkellern vorbei, ohne dass wir Reben gesehen hätten. Jetzt, an der Küste in der Nähe von Margaret River passen sich die Zahl der Keltereien und der Rebanlagen einander an. Jede Menge Weingüter, zumeist mit protzigen Einfahrtbereichen, reihen sich an der Straße entlang auf. Die meisten haben Restaurants dabei, einige bieten auch Lunch, also Mittagessen an, aber keiner davon hat etwas Vegetarisches auf der Karte, soweit ich das feststellen konnte. Wie gut, dass wir ohnehin keine großen Restaurantgänger sind. Die meisten Reben sind bereits abgeerntet, das kommt mir relativ früh vor. Anfang September ernten bei uns doch nur die Winzer, die ihr Produkt im unreifen Zustand, also als Federweißen, verkaufen wollen.
In Margaret River hört endlich auch der Regen auf.  So können wir dort und später in Dunsborough  die Fahrt unterbrechen und uns die Innenstadtbereiche ansehen. Viele verlockende Angebote - und jede Menge Leute, die sich darüber freuen. Nicht nur wir sind eher herbstlich gekleidet. Überhaupt wirft Perth doch schon deutliche Schatten voraus: Es ist viel voller auf den Straßen, das Land ist viel dichter besiedelt und die Leute haben offensichtlich weniger Zeit, sie sind weniger freundlich als auf dem Land. In Bunburry kehren wir dem Meer wieder den Rücken zu und fahren nach Waterloo, um dort den Caravan Park zu besuchen. Eine Camp Kitchen gibt es hier leider nicht, nach dem Wind parken hilft auch nicht richtig, deshalb muss ich im Auto bei geschlossener Hecktür kochen, naja. Später lässt der Wind nach und die Wolken lösen sich auf.