Montag, 29. April 2013

Montag, 29. April 2013, Tomato Island Campground, NT



Montag, 29. April 2013
Es dauert seine Zeit, bis wir aufbrechen. Aber das hängt damit zusammen, dass wir im Store noch einen halben Kürbis kaufen wollen. Der Laden macht aber erst um neun auf.
Die Straße ist eine gute Gravelroad und so kommen wir zügig voran. Auch heute kommen uns  immer wieder Autos mit Bootsanhängern entgegen. Das ändert sich erst, als wir den Turn Off nach Port Roper passieren. Dafür wird, entgegen meiner Hoffnung, der Zustand der Straße deutlich schlechter. Dazu kommt Wasser, das es zu überqueren gilt. Werner ist mit seinem 2WD (ein Holden Combo, laut Typenschild gebaut von der Adam Opel AG!) da echt benachteiligt. Bei zwei der Furten fahre ich voraus, um die flachste Stelle zu finden. Vor der achten Wasserdurchfahrt, einem relativ langen Stück, streckt Werner die Flügel und gibt auf, wir fahren zurück.
Und so sind wir heute Nacht nicht alleine in Southern Lost City, sondern mit vielen anderen am "Tomato Island Campground". Tomato Island ist eine kleine Insel im Roper. Hier ist vor rund 130 Jahren die "Young Australian" gestrandet und konnte nicht mehr flottgemacht werden. Der Kessel und Teile der Maschine liegen noch heute neben der Insel im Wasser.
Nach Abendessen und Spülen machen wir wieder einen Spaziergang zum Roper, aber auch heute sind keine Krokodile zu erspähen.

Sonntag, 28. April 2013
Nach wenigen Kilometern auf dem Stuart Hwy biegen wir nach links auf den Roper Hwy ab, Richtung Osten. Wir fahren so lange nach Osten, bis es fast nicht mehr weiter geht. In Roper Bar entschließen wir uns angesichts der unsicheren Straßenverhältnisse Richtung Süden für heute Schluss zu machen und auf dem Campground zu bleiben. Ein Ausflug zum Roper River Crossing - der, obwohl nicht weniger Wasser als der Fitzroy führend, nicht gesperrt ist. Das nutze ich gleich aus und fahre hinüber. Auf die Weise werden die Felgen vom Staub befreit, denn genau so hoch ist das Wasser.
Nach dem Abendessen machen wir noch einen Ausflug zu Fuß zum Roper River, um Krokodile zu sehen, aber es scheinen keine da zu sein. Im Wasser plätschert es zwar hin und wieder, aber das sind wohl doch eher Fische. Die Augen der Krokodile leuchten im Licht der Taschenlampen, und davon ist heute nichts zu sehen. Man muss es nicht ausreizen…
Endlich nehme ich mir die Zeit, unsere Kameras zu entladen und die Bilder dann auch auf die externe Festplatte zu sichern. Es ist höchste Zeit, bei mir ist fast kein Platz mehr in der Kamera, weder für Bilder noch für Filme. Seit Perth habe ich keine Datensicherung mehr gemacht - zum Glück ist mit den Kameras nichts passiert.

Samstag, 27. April 2013
Auch die nächste Mülltüte, in die ich alles eingesammelt hatte und die unter unserem Tritt sicher aufgehoben schien, konnte den Kängurus nicht widerstehen: Am Morgen ist der Tritt umgekippt und die Tüten sind aufgerissen.
Werner braucht noch einen Tag fürs "Housekeeping": Wäsche waschen und das Auto einrichten. Deshalb bleiben wir hier in Mataranka, unternehmen allerdings einen Ausflug (zu dritt im Troopie) in die nähere Umgebung. In Mataranka versuchen wir, mit einem der Ranger zu sprechen, aber da heute Samstag ist, was wir bei unseren Überlegungen außen vor gelassen haben, ist kein Ranger da, die Station ist geschlossen. Die beiden Frauen in der Mataranka Art Galery helfen uns weiter: Sie geben uns die Nummer des Roadhouse in Roper Bar, so dass Werner dort anrufen kann. Es sieht gut aus mit unserem Vorhaben, zumindest bis Roper Bar kommen wir sicher durch.
In Bitter Springs, einer anderen warmen Quelle in der Gegend, gehen wir schwimmen, oder besser, wir lassen uns treiben. Beim zweiten Mal leiht mir jemand sein Snorkelgear, damit ist das Erlebnis noch besser. Links von ir sitzt eine kleine Süßwasserschildkröte, dann kommt unter mir eine große Schildkröte aus dem Blattwerk das den Boden bedeckt und schwimmt gemächlich nach rechts oben, wo sie sich dann wohl eine Lunge voll Luft holen wird. Zum Abschluss fahren wir über den John Hauser Drive zum "12 Mile Yard". Von dort gehen wir zum Roper River, der im Moment wirklich viel Wasser führt. Den Weg zu den Mataranka Falls sparen wir uns, es wird sonst  zu spät. Auf Bildern sieht es auch eher nach Cascades aus als nach einem Fall.
Mit einem erneuten Swim im Mataranka Thermal Pool endet dieser Teil des Tages.
Nach dem Abendessen gehen wir wie gestern zur Livemusik, es ist der gleiche Künstler wie gestern, heute hat er allerdings noch eine Begleiterin. Aber heute haben die Kängurus nichts angerichtet, allerdings haben wir auch nichts für sie   Interessantes liegen lassen.

Freitag, 26. April 2013
Auch beim Frühstück sind die Weibchen wieder da, aber jetzt muss Joey im Beitel bleiben, nur seine Nasenspitze schaut heraus. Den Abfallbeutel haben sie heute Nacht in Ruhe gelassen, daran macht sich erst jetzt das eine, etwas aufdringliche Weibchen zu schaffen - nachdem es mir die Brottüte nicht wegnehmen konnte - und wird, als sie die Plastiktüte abgehängt und geöffnet hat, von dem mit dem Joey vertrieben. Sie frisst die Rinde der Süßkartoffel alleine.
Wieder machen wir in Katherine eine Pause und dann schon wieder in Mataranka. Dort gehen wir zur warmen Quelle, um zu schwimmen und um auf Werner zu warten. Heute wollen wir uns treffen. Tatsächlich, es klappt, kurz nach drei ruft er an um zu sagen, dass er gleich bei uns sein wird.
Wir beschließen, auf dem Caravan Park hier draußen vor den Toren von Mataranka beim gleichnamigen Mataranka Homestead zu übernachten und auch den morgigen Tag hier zu verbringen.
Auch hier gibt es Kängurus, ein zahmes Männchen, das zum Inventar gehört und sogar angefasst werden kann und jede Menge Weibchen, die halb wild sind. Mindestens zwei davon haben ein Junges im Beutel.
Nach dem Abendessen gehen wir zum Bistrobereich, dort ist heute Livemusik.
Als wir zurückkommen, ist unsere Mülltüte ausgeleert und ihr Inhalt auf dem Boden verstreut, zwei Kängurus haben sich daran zu schaffen gemacht.

Donnerstag, 25. April 2013
ANZAC-Day.
ANZAC ist das Australia-New-Zealand-Army-Corps, eine aus den Armeen der beiden Staaten während des ersten Weltkriegs zur Unterstützung der Briten gebildetes Heer. Am 25. April 1917 wurde das Army Corps bei Gallipoli in der Türkei verheizt, nicht zuletzt aufgrund falscher Informationen des Britischen Geheimdienstes. An ANZAC-Day wird der Gefallenen aller Kriege gedacht, an denen Australien teilgenommen hat: 1 und 2. Weltkrieg, Koreakrieg, Vietnam-Krieg, Afghanistan, Irak,… zuerst im Auftrag der Briten bzw. des Commonwealth, dann in eigener Regie zur Unterstützung der Amerikaner. Irgendwie haben sie sich immer wieder "reinziehen" lassen.
In Katherine sehen wir uns die Parade an. Vorher gibt es bei den "Country Women of Australia", also den australischen Landfrauen, ein zweites Frühstück: Scones, Pancake mit verschiedenen Marmeladen, Sahne und Sirup, Tee.
In Nitmiluk NP, dem Katherine Gorge National Park, buchen wir eine Tour auf dem Katherine River. Auch hier ist es wie überall im Norden: Es geht noch nicht viel, aber es wird täglich besser. Auf die Bootstouren hat das keinen Einfluss, die finden bereits statt. Ein Vorteil der eher ungünstigen Zeit: Die Boote sind noch nicht mal zur Hälfte besetzt. Vorher stellen wir unser Auto auf dem Campground ab, auch hier haben wir die freie Auswahl, nur ein Zelt ist schon aufgestellt. Über uns im Baum hängt eine Kolonie von fliegende Füchsen, Flying Foxes oder Fruit Bats. Sie machen ihren Mittagsschlaf und fächeln sich dabei mit einem Arm Luft zu. Und schon "müssen" wir aufbrechen zu der Bootstour, die allerdings nicht pünktlich beginnt. Nicht zuletzt eine Tour für die ANZAC-Veteranen verschiebt unsere Abfahrt nach hinten. Die Tour  ist eine beeindruckende Fahrt auf dem Katherine River, zwischen sehr hohen Felsen, vorbei an einzelnen, aus dem Wasser ragenden Felsen. An einer  Stelle ist eine Stromschnelle, hier müssen wir das Boot verlassen und ein Stück weit zu Fuß gehen. An einem nahegelegenen zweiten Anleger geht es dann mit dem Boot weiter. Die Felsen rücken auf diesem zweiten Abschnitt sehr nahe aneinander, dafür steigt die Wassertiefe auf teils über 35 m an. An der nächsten Stromschnelle kehren wir um und fahren zurück, wieder mit Bootswechsel.
Der Campground hier ist ein Caravan Park, mit allem, was man von einem Caravan Park erwartet. Schön vor allem, dass es einen Pool gibt, wo wir doch nicht im Katherine River baden dürfen wegen der Krokodilgefahr. Es kommen nicht oft Salties, Salzwasserkrokodile, hier her, aber wenn, dann ist es lebensgefährlich. Und so lange der Wasserstand zulassen würde, dass die Krokodile hier her wandern können, wird das Schwimmen nicht freigegeben.
Nachher bekomme wir Besuch von Kängurus, sie sind offensichtlich an Menschen gewöhnt und zeigen kaum Scheu. Nur, wenn jemand ihnen zu sehr auf die Pelle rückt, hoppeln sie ein paar Schritt weg.
Als es fast dunkel ist, kommen sie wieder, das eine, dominante Weibchen hat ein Kleines im Beutel. Jetzt schaut es heraus, man sieht seinen ganzen Kopf mit den Knopfaugen und den runden Ohren. Für meine Kamera reicht das Licht nicht, mit Blitzlicht sieht es irgendwie seltsam aus und außerdem habe ich die Kamera nicht zur Hand. Dann kommt ein männliches Tier, es ist fast doppelt so groß wie die Weibchen, die bisher hier waren, vertreibt alle anderen und macht es sich bei uns gemütlich. Erst viel später steht es wieder auf und schleicht sich davon.

Mittwoch, 24. April 2013
Erst kurz vor sechs beginnt der Himmel heller zu werden und die Sterne verblassen. Erst gegen sieben erreichen die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne die Wipfel der hohen Bäume rings um uns. Südwärts ist auf dem Stuart Hwy ziemlich viel Verkehr, zum Glück für uns biegen die Meisten auf den Arnhem Hwy ab, so dass wir ab da fast alleine sind. In Hayes Creek, einem Roadhaus, steht neben den üblichen Benzin- und Dieselzapfsäulen eine für Jack Daniels, 789 C/Gall. Das wäre, auch wenn man die Zahl ohne Komma liest, ein sehr guter preis, eine (imperiale) Gallone sind etwas über vier Liter. Auch Edith Falls ist von der verspäteten Wet Season betroffen. Nur ein Teilstück eines Bushwalks ist offen, alle anderen Wege sind wegen anhaltender Nässe, starker Strömung oder wegen der Krokodile gesperrt. Auch Schwimmen im unteren "Plonge Pool" ist verboten, ich denke, wegen der Strömung. Hier sieht man noch sehr genau, wie hoch das Wasser in der zu Ende gegangenen wasserreichen Zeit gestanden hat: Über mannshoch.
Wir sind die ersten auf dem Campground und haben deshalb wieder die freie Wahl, dann gehen wir den verbliebenen Track entlang und schwimmen im oberen Pool. Die Strömung ist eine Herausforderung, aber einigermaßen ungefährlich, weil es zwar Felsen unter Waser und am Rand gibt, die aber rund geschliffen sind. Wenn man aufpasst, kann nichts passieren.
Beim Spülen - es ist schon dunkel, die einzge Beleuchtung ist eine Taschenlampe - dann plötzlich ein lautes Knistern und Krachen: In der Nähe brennt es lodernd. Ein genauerer Blick zeigt, dass es auf der anderen Seite des Edith River ist, das ist nicht gefährlich für uns.

Dienstag, 23. April 2013
Als wir Ostersamstag in Broome in der VI warten mussten, liefen auf den Informationsbildschirmen neben den Straßen- und Parksperren auch aktuelle Satellitenbilder von dem Tief bei Darwin. Es hat sich ja glücklicherweise nicht zu einem Zyklon entwickelt, aber es brachte jede Menge Regen, ein verregnetes Osterwochenende: An Good Friday begann es mit Starkregen, und dieser heftige Niederschlag hielt an bis Ostermontag. Katherine River legte von 7 auf 13 m Wassertiefe zu und auch alle anderen Gewässer hier im Norden, am Top End, waren ähnlich überlastet. Kein Wunder, dass es immer noch zu wetterbedingten Sperren in den Parks kommt, ja kommen muss. Bei der Stärke des Tiefs, dessen Ausläufer wir in Cape Leveque und am Tag danach in Broome mitbekamen, war auch unser Abstecher ins Red Centre nicht lange genug, um uns zu freien Straßen hier im Norden zu verhelfen. Im Litchfield Park sind alle südlichen (4WD-) Straßen gesperrt, und sogar manche der Bushtracks, also Wanderwege, sind wegen Überschwemmung und Krokodilgefahr gesperrt. Ähnlich ist es im Kakadu NP, auch hier sind nur die beiden Hauptstrecken befahrbar und einige der Felszeichnungen zu besichtigen. Die schönen Fälle aber bleiben denen vorbehalten, die sich alles aus der Luft ansehen wollen. Der Name des Parks, Kakadu, hat übrigens nichts mit den Vögeln zu tun, das ist ein aboriginal Wort, dessen Bedeutung mir allerdings entfallen ist. Dennoch, trotz der Einschränkungen, verbringen wir auch heute einige schöne Stunden im Litchfield Park, sehen uns viel an, wandern ein bisschen, fahren herum und erreichen dann am Nachmittag über Nebenstraßen Darwin. In Darwin selbst gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit für uns (also für Camper Caravaner und sonstiges wanderndes Volk), so kehren wir nach einem etwas unbefriedigenden Besuch im Visitor Information Centre der Stadt den Rücken und fahren ein paar Kilometer nach Süden. Bei Palmerston ist ein geeigneter Caravan Park. Die Stellplätze sind relativ klein, aber da höchstens jeder fünfte Platz belegt ist, macht das nichts. Außerdem nutzen wir ohnehin meist nur einen Teil des uns "zustehenden" Platzes. Heute bereite ich einen Teil unseres Abendessens, Zwiebeln und Äpfel, auf dem Barbequeue zu. Das geht richtig schnell und macht wenig Mühe.

Montag, 22. April 2013
Brigitte geht es nicht gut, sie hustet die ganze Nacht. Wo sie sich das wohl geholt hat, so kalt war es doch wirklich nicht. Ihr Husten tut mir beim Hören weh.
Während des Frühstücks laufe ich weg um Vögel zu fotografieren, nachher fülle ich den Wassertank auf. Die Wasserqualität ist nicht überwältigend, aber besser als manch andere Tankfüllung, die wir hatten - und außerdem haben wir keine andere Chance, der Vorrat aus Kununurra ist erschöpft. Auch unsere anderen Vorräte bekommen eine Auffrischung.
Auf den letzten 1.400 km, also von Alice Springs bis hierher, haben wir 129,31 l Diesel verbraucht, das ist ein Schnitt von 9,23 l/100km - ob bei Intune etwas an den Einstellungen gedreht wurde?
Auf dem Weg nach Adelaide River kommen uns Beate, Horst und ihre Bekannten, jetzt wieder in getrennten Wagen, entgegen. Diesmal kommt kein Gespräch zustande, auf dem Stuart Hwy ist das nicht möglich. Ob sie jetzt auf dem Weg in das Red Centre sind?
Im Litchfield Park bin ich zuerst etwas entsetzt über die Massen an Menschen, die sich hier herumtreiben. Aber wenn wir etwas weiter gehen als den üblichen Weg vom Carpark zum Ziel, dann sind wir sofort alleine, nicht mal der Geräusche Vielzahl kommt zu uns durch. Und plötzlich ist es schön hier. Ich gehe in einem der Rockholes schwimmen, Brigitte benetzt nur ihre Beine. Florence Falls sehen wir uns "nur" vom Lookout aus an, also schräg von oben, aber das ist ein sehr schöner Blick.
Auf dem Campground sind bisher erst zwei Plätze belegt, also haben wir freie Wahl und finden einen, auf dem wir den Troopie fast eben und mit der Nase im Wind abstellen können.

Sonntag, 21. April 2013

Sonntag, 21. April 2013, Katherine, NT



Sonntag, 21. April 2013
Der Sonnenaufgang verzögert sich, das liegt wohl daran, dass wir immer weiter nach Norden kommen. Und die Fliegen wissen wieder, was sich gehört und kommen erst nach der Sonne.
Immer wieder sitzen Kängurus auf der Straße und rennen dann, wenn wir nahe genug sind, schnell weg. Kühe kreuzen unseren Weg, da sind es nur die Kälber, die rennen, die großen Tiere fallen eher in eine Art Trab, wenn ein Auto ihnen zu nahe kommt. Und immer wieder Budgerigar, Wellensittiche.
Auf 160 Kilometer erstklassiger Gravelroad folgen 165 Kilometer schlechter "One Lane Bitumen" Straße - fragt sich, was besser ist.
Wir wollen eigentlich im "Flora River Nature Reserve" übernachten, dort gibt es einen Campground mit Duschen und Trinkwasser, sehr verlockend, vor allem die Aussicht auf eine Dusche. Außerdem geht unser Frischwasser allmählich zur Neige, da ist es gut, wenn wir nichts entnehmen müssen. Am Hwy ein großes Hinweisschild, 300 m später eine Informationstafel. 36 km später stehen wir vor dem Park. Das Gate ist zu, ein Schild sagt "Park closed". Das hätten sie auch an ihre Informationstafel schreiben können. Also alles wieder zurück und auf dem Hwy weiter nach Katherine. So haben wir wenigstens Kommunikationsmöglichkeiten.

Samstag, 20. April 2013
In der Nacht war es sicherlich fünf Grad wärmer als gestern, eher noch mehr. Außerdem klappt das mit den Fliegen nicht immer: Heute stürzen sie sich auf uns, als wir uns zum Frühstück hinsetzen, deutlich vor Sonnenaufgang. Störender allerdings sind ein paar Leute, die genau zum Sonnenaufgang auf dem schönsten Felsen hier herumturnen müssen, so dass ich nicht fotografieren kann (denn Bildbearbeitung ist mein Ding nicht, das sieht man bei mir immer).
Gemütlich fahren wir nach Norden. In Tennant Creek besuchen wir den Lake Mary Ann, danach die Telegraph Station. Sie wurde 1935 offiziell aufgegeben und an einen Metzger vermietet, der dort seine Waren verkaufte. 1972 holte sich die Telekom das Gebäude zurück und übergab es dem Staat zur Erhaltung. Der Bauzustand ist noch original, nur Ausbesserungsarbeiten werden vorgenommen. Bei Barrow Creek gestern war 1942 das Dach von Soldaten ausgetauscht worden, diese Version schützt das Haus noch heute. Wellblechdächer sind nicht so schlecht wie wir Europäer meinen.
Im Renner Springs Roadhouse kaufe ich mir eine zweite Brille, mit etwas dünnerem Gestell und einer festen Hülle. Das sollte jetzt aber reichen.
Nach dem Verlassen des Stuart Hwy kurz nach Dunmarra suchen wir uns am Rande des Buchanan Hwy eine Bleibe für die Nacht - und finden sie auch.

Freitag, 19. April 2013
Und wieder sind wir zum Aufbruch bereit, bevor die Fliegen uns nerven können. Da kommen zwei Radfahrer, sie sind heute Morgen in Alice Springs losgefahren und haben jetzt die giftigen Hügel nördlich von Alice Springs in den Beinen und eine Pause verdient  -um Viertel nach sieben! Brigitte fotografiert sie vor dem Tropic-Monument, dann tauschen wir uns noch ein wenig aus. Die beiden, so um die 50, sind von Philip Island, sind nach Adelaide geflogen und wollen nach Darwin radeln. Von dort geht es mit dem Flugzeug zurück in den Süden und in die Kälte. Ihre Räder tragen zusätzlich zum Fahrer jeweils um die 25 kg Gepäck, das will erst mal bewegt sein. Sie fahren je nach Gegenwind zwischen 100 und 170 km pro Tag, ein gutes Tagespensum.
Wir fahren etwas mehr, aber wir müssen ja auch nicht selbst treten. Und so kommen wir mit unserem üblichen 60er Schnitt in Richtung Norden voran. In Aileron, auf der Red Fruit Farm bei Ti Tree und in Barrow Creek legen wir eine längere Pause ein.
Unser heutiges Tagesziel sind des Teufels Murmeln etwa 80 km südlich von Tennant Creek, wo wir eine von vielen Camping-Parteien sind. Die meisten haben einen Caravan, dazu kommen unser Troopie, zwei Campervans und ein Dachzelt. Jemand spricht uns an wegen des Fliegennetzes, das gefällt ihm und er wird es sich für seinen Troopie auch zulegen.
Die Steine sind wieder richtig beeindruckend, das hatte ich völlig vergessen. Der Granit, aus dem die Murmeln sind, ist sehr alt, etwa 1,6 Mrd. Jahre, deshalb ist das Marterial auch extrem hart, um einiges härter als der Sandstein in ihrer Umgebung. Durch Magmadruck wurde der Granit nach oben gepresst in die Sandsteinschicht hinein. Beim Abkühlen gab es an der Oberfläche Risse, sogenannte Joints. Diese Risse verlaufen etwa rechtwinklig zueinander. Im Laufe der Jahrmillionen wurde die den Granit bedeckende weichere Schicht aus Sandstein und Lehm weggewaschen. Der Granit war direkt dem Einfluss von Wind und Regen ausgesetzt und durch die Joints auch angreifbar. Besonders an den Ecken, wo sich die Joints treffen, wird viel Material wegerodiert und so bleiben Rollen und runde Steine übrig, die teils aufeinander liegen. Die Größe der Murmeln reicht von 20 und 500 cm Durchmesser oder sogar noch mehr. Der Name "Devil's Marbles" wurde Mitte des vorletzten Jahrhunderts erstmals dokumentiert.

Donnerstag, 18. April 2013
Zehn vor acht stehen wir bei Intune im Hof, 20 Minuten später sind wir in Alice Springs, es gab einen Lift zurück in den Ort.
Wir haben unseren "Stool", also den Tritt, um leichter in den Landcruiser zu kommen, auf dem Campingplatz vergessen. Ob er heute Abend noch da ist?
Mails lesen, rumlaufen. Wir sehen uns eine Kirche a, Our Lady of the Sacred Heart, wir besuchen zwei Geschäfte mit Gemälden von Aboriginal  (wirklich begeisternd, aber wie sollen wir das nach Deutschland transportieren?), wir besuchen das Floyd-Haus, das erste Krankenhaus in Zentralaustralien. Floyd hat das Haus nach eigenen Ideen bauen lassen, es hat ein Belüftungssystem, das durch den Kamineffekt funktioniert. Damit wollte Floyd den beiden Krankenschwestern und den Patienten das Leben im heißen Sommer erleichtern. Warme Luft steigt auf. Erreicht man jetzt a), dass die warme Luft nach oben aus dem Haus entweichen kann und b) dass unten kalte Luft angesaugt und in die Zimmer verteilt wird, hat man eine Klimaanlage ohne Energieeinsatz. Floyd erreichte a), indem er auf das eigentliche Dach ein Obergeschoss setzte, das oben eine offene Galerie hat und b), indem erstens im Erdgeschoss (australische Häuser haben i. A. nur ein Geschoss) die Fenster nicht zu öffnen waren und zweitens alle Zuluft durch den Keller eingeleitet wurde, wo sie mittels nassen Sackleinens gefiltert und gekühlt wurde. Das Tolle daran: Es hat funktioniert, und es würde noch immer funktionieren, wenn jemand im Keller wieder entsprechende Vorkehrungen treffen würde.
Floyd hat sich auch für die Einführung der Funktelegraphie stark gemacht, weil er gesehen hat,wie hart das Leben auf den Telegraphestationen war. Und er ist einer der geistigen Väter des RFDS, des Royal Flying Doctor Service, denn er sah, wie wichtig es ist, Ärzte bzw. Krankenpflegerinnen und Patienten schneller zusammenzubringen.
Um die Mittagszeit, als wir vom Anzac-Hill auf Alice Spring herunter sehen und alles zum Greifen nah scheint, entschließe ich mich, zum Campingplatz zu gehen und den Stool zu holen. Es sind nur 5 km. Nach einer Stunde bin ich dort, kann mich etwas abkühlen, den Stool, der Gott sei Dank noch auf unserem Stellplatz liegt, mitnehmen und zurückgehen. Zum Glück nimmt mich jemand vier Kilometer im Auto mit.
Kurz nach vier rufen wir bei Intune an, weil sich noch niemand gemeldet hat. Unser Troopie ist fertig. Sie haben wohl vergessen, uns zu benachrichtigen. Nichts wie hin und dann ab nach Norden. Aber nur bis zum Tropic of Capricorn, dort darf man am Rande des Stuart Hwy übernachten. Wir sind rund zehn Meter in den Tropen. Auch in dieser Nacht sind wir nicht alleine, nach und nach kommen noch drei weitere Autos an. Mit Sonnenuntergang kommen von Südwesten dichte Wolken, aber sie bleiben vorläufig in den Subtropen.
Und wirklich, schon zwei Stunden später ist der Himmel wieder klar und die Sterne strahlen. Der Mond, obschon nur halb (+1/14, gestern war Halbmond), macht alles so hell, dass Taschenlampen eigentlich unnötig sind - was manche Menschen anders sehen.

Mittwoch, 17. April 2013
Beim Frühstück tricksen wir die Fliegen aus: Wir sind einfach früh genug dran, früher als sie aus ihrem Nachtquartier auftauchen. Überhaupt: Wo sind die Fliegen in der Nacht? Etwa 10 Minuten nach Sonnenuntergang sind sie plötzlich verschwunden, 15 Minuten nach Sonnenaufgang sind sie ebenso plötzlich wieder da - wo sind sie in der Zwischenzeit? Das ist wahrscheinlich eines der großen, ungelösten Probleme.
Bis Alice Springs sind es jetzt nur noch 250 km, davon sind 125 km einspuriges Bitumen mit breitem rotem Randstreifen, aber unangenehmem Höhenunterschied zwischen Bitumen und Gravel. Aber das ist auch wenn uns oft jemand entgegen kommt, immer noch besser als die Dirtroad zuvor, die wirklich nicht in gutem Zustand ist, steinig und mit vielen Querrillen, wir werden nochmal ordentlich durchgeschüttelt. Dabei ist es egal, ob wir 40 oder 70 kmh fahren.
Am Campingplatz sieht man deutlich, dass inzwischen die Saison angefangen hat. Dort, wo wir Ende Januar zwei Nächte mutterseelenalleine standen, ist jetzt gerade noch ein Platz für uns zwischen Wohnwagen aus Queensland und NSW. Es ist Ferienzeit und angeblich hier im Red Centre nicht mehr so warm. Ich kann allerdings keinen großen Unterschied feststellen, zumindest nicht, so lange die Sonne scheint. Waschtag, diesmal sind auch die Schlafsäcke dran. Bis zum Abend ist alles trocken und verstaut und auch unsere Vorräte sind wieder aufgefüllt.
Auf dem Platz ist es unglaublich laut und unglaublich hell. Mal abgesehen davon, dass wir ja unter Bäumen stehen, ist wegen des vielen Streulichts kaum etwas von den Sternen u sehen. Und nachts muss ich sogar den Vorhang hinten zumachen, weil der Nachbar sein Außenlicht die ganze Nacht brennen lässt. Wir sind wohl schon ein wenig verwöhnt.

Dienstag, 16. April 2013
Beim Frühstück gesellen sich ein Schwarm Budgerigars zu den Nyiwarri (=Zebrafinken in der Sprache der Kalinjiri People). Blitzschnell ziehen sie über uns ihre Kreise, je nach Richtung zur Sonne blinken sie smaragdgrün. Diesmal landen sie einigermaßen nahe, mal sehen, was daraus wird.
Tanami Road - niemand konnte mir bisher sagen, wie der Name auszusprechen ist. Manche betonen ihn auf der ersten Silbe und sprechen die Vokale englisch aus, andere sprechen den Namen so wie ihn ein Deutscher aussprechen würde, was ich anfangs getan habe, jetzt habe ich mich an die andere Aussprache gewöhnt. 1.000 km Staub und Gerüttel und immer wieder entgegenkommende Roadtrains. Die Tanami ist wegen der geringen Niederschlagsmenge und fehlenden Grundwassers für Land- und Viehwirtschaft ungeeignet. Auch gibt es wenig  Bodenschätze - nur eine Goldmine liegt am Weg. Es wirkt wie eine ziemlich verlassene Gegend. Die Karte weißt immer wieder Orte aus, Communities, um genau zu sein, doch es gibt keinerlei Hinweisschilder und eigentlich auch keine Zufahrtswege. Die Aboriginal schotten sich ab, so scheint es jedenfalls.
Zur Zeit ist es grün, doch je weiter wir nach Süden kommen, desto mehr färbt sich das Gras ins Gelbe. Wir fahren durch weite Ebenen mit grünen Büschen, rotem Sand und gelben Grasähren - und roten Termitenhügeln aller Größen, darüber wölbt sich ein wolkenloser blauer Himmel. Herrlich.
Am späten Nachmittag ziehen Wolken auf, doch schon beim Sonnenuntergang haben sie sich aufgelöst.
Ein Stück abseits der für hiesige Verhältnisse stark befahrenen Straße finden wir einen schönen Platz für heute Nacht. Kurz nach unserer Ankunft stürzen sich die Fliegen auf uns. Joelle hatte es angekündigt.

Montag, 15. April 2013
Heute verlassen wir WA zum dritten Mal in Richtung NT und nach unserem Ermessen auch zum letzten Mal. Wir fahren durch die Tanami Desert. 1.000 km Gravel Road etwa der gestern beschriebenen Qualität liegen vor uns. Wenn alles klappt wie gewünscht, sind wir Mittwoch Abend in Alice Springs. Die Tanami ist eine der großen Halbwüsten Australiens, sie stößt im Westen an die "Great Sandy Desert", im Osten an die Simpson Desert, im Süden an die Victoria Desert und verläuft sich im Norden in den Einzugsbereichen von Victoria und Katherine River. Das Gebiet ist fast vollständig den Aboriginal überlassen, deshalb gibt es hier aus westlicher Sicht einfach nichts. Die Tanami hat in ihrem nördlichen Teil, den wir heute durchfahren, einen jährlichen Niederschlag von rund 300 mm, dieser Regen fällt in den Sommermonaten Dezember bis März. So ist es jetzt richtig schön grün, manche Eukalyptus blühen und auch die "Native Cotton" zeigt ihre zartrosa und malvenfarbenen Blüten. Das Gras ist bereits verblüht und hat seine Samen verstreut, die Stängel sind braun und sterben ab.
Auf unserem Weg kommen wir am Wolfe Creek Crater vorbei. Hier ist vor 300.000 Jahren ein Meteorit eingeschlagen und hat eine kreisrunde Einschlagstelle, umgeben von einem etwa 50 m hohen Wall, hinterlassen. Durch Bohrungen konnte nachgewiesen werden, dass der Einschlag von einem Meteor stammt, es gibt tief unter dem Krater, aber auch in der Umgebung, eisenhaltige Reste. Der Krater ist ein natürlicher Wasserspeicher mit allerdings stark salzhaltigem Wasser. Seit er als Naturschutzgebiet der Tierhaltung nicht mehr zur Verfügung steht, ist er auf dem Weg zurück zu seiner ursprünglichen, also "vor weißen" Form: bewachsen mit Bäumen und hohen Sträuchern, die mit dem hohen Salzgehalt des Bodens zurecht kommen.
Heute hat es geklappt: Ich habe rechtzeitig vor dem Adler angehalten und er ist lange genug mit seinem Opfer beschäftigt gewesen, um mir als Fotoobjekt zu dienen. Auch ein Bustard, ein ziemlich großes Exemplar, ist nicht gleich weggeflogen, als ich angehalten habe. Gemessenen Schrittes machte er sich zur Seite davon, als ich ausgestiegen bin.
In der Nähe eines Wasserlochs finden wir einen schönen Stellplatz für heute Nacht. Bei unserer Ankunft schrecken wir einen großen Wasservogel, einen Egret vielleicht, auf. Vielleicht kommt er wieder. Zebrafinken sitzen in den Bäumen, die Luft ist erfüllt von ihrem Gezwitscher. Überall sind Fußspuren von Kängurus und Droppings liegen zwischen dem Gras.

Sonntag, 14. April 2013

Sonntag, 14. April 2013, Halls Creek, WA



Sonntag, 5. Mai 2013
Mit dem neuen Tag und folglich ganz anderem Sonnenstand gibt es beim Big Barra, dem Gulflander und Krys ganz andere Ansichten. Im Visitor Information Centre tut ein ehemaliger Hamburger seinen Dienst als Touristenberater, er macht das sehr gut, er weiß einiges über den Gulfländer, das nicht auf den Tafeln steht.  Aber auch die Informationen, die durch die mannigfaltigen Displays rüber gebracht werden, sind gut und gut aufbereitet.
Dann geht es die siebzig Kilometer nach Karumba. Der Ort gibt nicht so viel her, aber für mich als (einzigem) Nichtvegetarier gibt es wenigstens eine Portion Fish & Chips.
Der Norman River ist hier ein breiter Strom, kein Wunder, dass ein Ungetüm wie Krys, die Legende, es hier aushalten konnte. 8,63 m lang, einfach monströs. Alleine der Kopf ist so lang wie Brigitte groß ist. Dort, wo der Fluss in den Gulf of Carpentaria mündet, bade ich meine Füße im Wasser, ungeachtet der Krokodilgefahr (die ich völlig ausgeblendet habe).
Zurück in Normanton beziehen wir den gleichen Stellplatz wie gestern, dann gehen wir erst mal in den Pool. Das Wasser ist sehr angenehm, im ersten Moment vielleicht ein wenig kühl im Vergleich zu den 33° Außentemperatur. Dafür ist die Spa mit etwas über 40° fast ein bisschen zu warm, zumindest sehr gewöhnungsbedürftig.
Mit der Sonne verschwinden auch alle Wolken vom Himmel.

Samstag, 4. Mai 2013
Durch das dichte Blätterdach über uns kommt kein Sonnenstrahl, also auch kein Morgenlicht. Beim Frühstück ist kaum zu sehen, dass die Sonne bereits aufgegangen ist. Um halb neun sind wir unterwegs. So wie wir die Tage angehen lassen, brauchen wir rund zwei Stunden vom Aufstehen bis zur Abfahrt. Das liegt in erster Linie an unserem gemütlichen und ausführlichen Frühstück.
In Gregory Downs ist heute Pferde- und Bootsrennen. Als wir durchfahren, ist weder vom einen noch vom anderen etwas zu sehen. Erst auf dem weiteren Weg kommen uns viele Autos entgegen, mit Pferdeanhängern, mit Bootsanhängern, Wohnwagen, Zeltanhängern. Die Events starten wohl erst am Nachmittag.
Wie ich schon erwartet hatte, ist Werner bereits da, als wir nach vier Stunden Fahrzeit im Burke &Wills Roadhouse am Mathilda Hwy eintreffen. Wir machen eine Pause und fahren dann im Konvoi weiter. Wir folgen dem Mathilda Hwy nach Norden und fahren heute nach Normanton. Das ist die Hauptstadt des Shire "Carpentaria", in dem auf 68.000 Quadratkilometern 2.500 Menschen wohnen - 1.500 davon in Normanton, 600 im benachbarten Karumbra. Die Zahl der Rindviecher wird die der Menschen um ein Vielfaches übersteigen. Hier gibt es einen "Big Barra" zu fotografieren, einen überdimensionalen Barramundi aus Kunstfaser. Außerdem steht hier ein Replikat des größten bisher erlegten Krokodils, eines Salzwasserkrokodils mit etwa 8,50 Länge, genannt Krys, the Savannah King.
Normanton ist die Heimat des legendären "Gulflander", eines (Schmalspur-)Triebwagens aus der Blütezeit des Eisenbahnverkehrs. Mittwochmorgens fährt der verbliebene Zug nach Croydon, Donnerstagmorgens startet die Rückreise.
Nach Sonnenuntergang kommt ein Auto auf den Platz gefahren und versprüht ein Mittel, das wohl die Mücken vertreibt, erfolgreich, wie sich zeigt. Ob das allerdings so gesund ist? Möglicherweise geschieht das deshalb, weil die Mücken hier derzeit einen Hirnhautentzündungserreger übertragen können.
Nach dem Abendessen gehe ich auf einen schnellen Schwimm in den Pool, der immerhin ein 25-Meter-Becken aufzuweisen hat. Die Spa, gespeist mit Wasser aus dem Great Artesian Basin, ist bereits geschlossen, schade.

Freitag, 3. Mai 2013
Gegen halb fünf wache ich auf, an beiden Fußgelenken jucken die Stiche und draußen ist es noch völlig dunkel. Letztlich schlafe ich dann doch noch mal ein. Kein Wunder, dass ich erst um zwanzig vor sieben wieder wach werde.
So sind wir dann erst die dritte Partei, die den Campground verlässt - alle nach Osten.
Nach rund fünfzig einsamen Kilometern verlassen wir den Carpentaria Hwy und folgen eine Nebenstraße zum Kingfisher Camp. Das ist ein sehr idyllischer Caravan Park bei einer Station, viel Grün, große Stellplätze - aber für uns ist es noch zu früh. Über kleine "private maintained" dirtroads geht es weiter. Und jetzt kommt auch wieder Wasser ins Spiel. Die ersten beiden Flussdurchfahrten sind harmlos, bei der dritten geht das Wasser bis zu den Trittbrettern. Hier setze ich Brigitte ab, fahre noch mal auf die andere Seite und lasse mich filmen. Außerdem kommt die Actioncam am Kuhfänger mal wieder zum Einsatz.
Die Überquerung von Lawn Hill Creek ist der Clou: Zuerst eine Durchfahrt, etwa so tief wie vorher bei Elisabeth Creek, dann, nach einem kleinen Hügel ein zweiter Arm, ähnlich tief, nur kommt uns auf der gegenüberliegenden Straße, also unserem Ziel, wieder Wasser entgegen. Ein dritter Flussarm wartet auf uns. Jetzt schalte ich doch den Vierradantrieb ein und aktiviere bei dieser Gelegenheit gleich die Actioncam. Die Durchfahrt ist dann kein echtes Problem, ähnlich wie die beiden anderen Arme. Das Wasser ist total klar und so kann ich aus dem Seitenfenster den Untergrund sehen - allerdings nicht vor mir, da ist es Gefühlssache, den richtigen Weg zu finden.
In Adels Grove kommen wir etwas durcheinander und statt auf dem Campground im Boodjamulla (ehemals Lawn Hill) National Park zu übernachten, checken wir auf dem hiesigen Campground ein. Nun ja, dumm gelaufen, aber nicht zu ändern. Immerhin gibt es auf einem Hügel in der Nähe ein Telefonnetz, so kann ich Werner benachrichtigen, dass wir uns erst am Montag treffen können.
Ein Besuch im Nationalpark mit wunderbaren Walks am Wasser entlang und auf eine Mesa schließt sich an. Nach dem Abendessen - heute wieder im Dunkeln, weil es im Park länger gedauert hat als gedacht - und dem Spülen gehe ich noch mal zum Telefonieren auf den Berg, das ist ein netter halbstündiger Spaziergang. Nur dumm, dass ich nicht auf die Taschenlampe verzichten kann. Wir treffen Werner jetzt schon morgen wieder, wenn's klappt.
Hier gibt es massenweise Cane Toads, auf dem Weg zum Spülen haben wir fünf Stück gesehen und im Unterholz beidseits des Weges raschelt es dauernd.

Donnerstag, 2. Mai 2013
Queensland ist erreicht, zum zweiten Mal auf dieser Reise, und diesmal vermutlich nicht nur für vier Tage.
Werners Entscheidung erweist sich bei der dritten Flussdurchquerung, beim Wearyan River, als richtig: Das Wasser schwappt über die Oberkante meiner vorderen Stoßstange, das sind fast 80 cm Wassertiefe - mit einem Holden Combo ist das nicht zu machen. Leider habe ich davon keinerlei Dokumentation, kein Foto, keinen Film, weder von innen noch von außen. Und die Idee, Brigitte abzusetzen und alleine noch mal hin- und zurückzufahren kommt mir erst einige Kilometer später. Da wissen wir noch nicht, dass diese Durchfahrt die mit dem tiefsten Wasser ist. Zwei weitere Male schalte ich den Vierradantrieb ein, die anderen sechs Durchfahrten durch Creeks und River gehen einfach so. Genau wie die Frau in Katherine's Visitor Information sagte: Je näher man an Queensland kommt, desto trockener wird es.
In Hell's Gate unterbrechen wir unsere Fahrt für heute, checken auf dem zu dem Roadhouse gehörenden Caravan Park ein und sehen uns die schönen Felsen mit den Aboriginal Felszeichnungen an. Der Wirt/Gastgeber (?) malt uns ein schönes Bild mit der Wegbeschreibung zu den Felszeichnungen und den anderen lokalen Attraktionen - Felsen. Die 35° C sind kaum zu spüren, nur als eine angenehme Wärme, denn hier ist es ein ganzes Stück trockener als in Boroloola. Vier Parteien sind letztlich heute Nacht hier auf dem Campingplatz, zwei davon sind mit Troopie unterwegs, ein fully self contained outback suitable caravan (war letzte Nacht auch in Boroloola, allerdings nicht auf dem Campingplatz auf dem wir waren) und ein Campingtrailer, beide an einem 4WD,  vervollständigen die Liste.
Wieder ein wunderschöner Sternenhimmel, keine Wolke trübt die Sicht. Das menschengemachte Streulicht hält sich in Grenzen und der Mond kommt erst später.

Mittwoch, 1. Mai 2013
Tag der Arbeit, zumindest in Deutschland. Vielleicht wird es ja ein wenig wärmer. Für hier - wo kein Feiertag ist - sind angenehme 35°C angesagt. Am "Hi Way Inn" - das heißt tatsächlich so und wird genau so geschrieben -  biegen wir ab vom Stuart Hwy und fahren den Carpentaria Hwy entlang nach Osten. Die Sonne hat sich schon auf den Weg nach Norden gemacht, so dass wir nicht "in die Sonne" fahren müssen. Verschiedentlich kreuzt ein Känguru unseren Weg. Wieder sehen wir einen Dingo, der es allerdings sehr eilig hat, aus unserem Blickfeld zu verschwinden. Irgendwann halte ich an einem der vielen Parkplätze für LKW, weil es keine Raststelle für PKWfahrer zu geben scheint. Wie immer, ist wenige Kilometer später eine angekündigt. In Cape Crawford fragen wir bei zwei anwesenden Soldaten, eine Frau und einen Mann, wegen der Roadconditions, sie sind etwas skeptisch, was den Weg nach Devils Gate und besonders darüberhinaus betrifft. Allerdings ist er etwas erstaunt, dass Werner sich nicht einfach von mir durch die Wasserstellen hat ziehen lassen. Das hatte ich ja vorgeschlagen, aber Werner hatte einfach Angst um den Combo. Allgemeiner Tenor ist dann allerdings tatsächlich, dass die Weiterfahrt für Werner eher schwierig ist. Zudem ist ein Zyklon angekündigt, der von Osten auf Cape Yorck zusteuert und morgen auf Land treffen soll.
Unser erster Weg in Boroloola führt uns zur Polizeistation. Der diensthabende Officer bestätigt, dass er es für vernünftig hält, wenn Werner nicht über Hell's Gate nach Osten fährt, sondern den fast doppelt so weiten weg außen herum wählt. Der Zyklon "Zane" dagegen macht ihm keine Sorgen: "Da würde ich nicht mal den Mantel anziehen." Aber das ist auf NT bezogen. Immerhin ist Zane ein  Zyklon der Stärke 2, der allerdings noch heute auf 1 zurückgestuft wird und nach seinem Landfall morgen früh zum tropischen Sturm "verkümmern" wird. Viel Wasser bringt er dennoch mit sich.
So werden sich morgen unsere Wege erst mal trennen. Brigitte und ich fahren weiter auf dem Carpentaria Hwy den Savannah Way entlang, Werner fährt erst mal nach Süden und trifft nach einer Fahrt  über den Barkly Hwy und die Kennedy Developmental Road weiter hinten in Queensland wieder  mit uns zusammen. Es zeigt sich ja, dass viel mehr Telefoniermöglichkeiten bestehen, als ich erwartet hatte und so wird die "Zusammenkunft" schon irgendwie zustande kommen. Wir fassen Sonntagabend ins Auge.
Boroloola ist eine große Aboriginal Community, die Menschen europäischer Herkunft sind deutlich in der Minderheit. So sieht es denn auch aus: Alles ein bisschen schmuddelig und unaufgeräumt. Aber das ist in den Indianerreservaten in den USA und in Siedlungen der Afrikaner in SA ganz ähnlich. Außerdem haben auch die weißen Australier eine Tendenz, alte Sachen aufzuheben, das heißt auf ihrem Grundstück herumstehen zu lassen - wer weiß, wozu es gut ist, man könnte ja noch was davon brauchen. Der Supermarkt (unter Aboriginal-Leitung) ist gut bestück, es gibt mehrere Tankstellen und der Caravan Park ist von einer Weißen geführt. Dafür gibt es indigene Gäste.

Dienstag, 30. April 2013
Zu Werners Ehrenrettung ist zu sagen, dass er in erster Linie aus Angst um das Auto nicht weiterfahren wollte. Dazu kommt, dass der Ranger von Tomato Island sagt, dass die Strecke derzeit für 2WD nicht fahrbar ist.
Auf dem Roper Hwy stören wir zwei große Schwärme "red tailed black cocatoos", also rotschwänziger schwarzer Kakadus. Unter lautstarkem Protest ob der Störung machen sie sich aus dem Staub - ein wunderbarer Anblick. Auch Wasserbüffel bekommen wir zu Gesicht und einen Dingo. In Mataranka machen wir eine kurze Pause, betanken beide Autos  und besuchen das örtliche Museum. Im Grunde ist es eine nette Fotosammlung mit Bildern aus und direkt nach dem zweiten Weltkrieg und im freien eine wirre Sammlung von Schrott.
Ab nach Süden über den Stuart Hwy. Jetzt fahre ich voraus, Werner folgt, auf der Dirtroad gestern und heute Morgen war es umgekehrt. In Larimah halten wir kurz an, dann in Hi Way Inn (Ich fotografiere Roadtrains und unterhalte mich mit einem Fahrer. Er hat 216 Bullen geladen verschiedenen Alters, zwischen 200 und 900 kg schwer. Mit solchen Informationen kann man abschätzen, wie schwer der Gesamttransport ist und kann einsehen, wieso ein Roadtrain nicht halten kann, um z. B. einem Känguru auszuweichen.) und letztlich in Daly Waters, wo wir auf dem Caravan Park für heute unsere Wagenburg aufbauen: Ein Auto rechts, eins links, dazwischen unsere Tische und Stühle, darüber die Kronen zweier Eukalyptusbäume. Idyllisch, auch wenn wir nicht alleine bleiben.