Sonntag, 26. Mai 2013

Montag, 27. Mai 2013, Weipa, QLD



Montag, 27. Mai 2013
Als letzte der vier Gruppen, die heute Nacht hier verbracht haben, setzen wir uns in Bewegung. Aber heute liegt nur ein Katzensprung rüber nach Weipa vor uns. Unterwegs überqueren wir mal wieder die letzte Reihe der Great Dividing Range mit einem herrlichen Ausblick auf das flache Land mit Regenwald - bis hin zum Gulf of Carpentaria. Wenig später sind wir dort und belegen einen Platz direkt am Westufer, in erwartung des Sonnenuntergangs. Hier haben wir auch wieder Handyempfang, also kann ich den Blog weiterführen.
Der Abstecher nach Cape York, bei dem wir meist den 4WD eingeschaltet hatten und mit wenig Reifendruck und oft sogar mit kleiner Übersetzung unterwegs waren, verdirbt ein bisschen unseren durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch, aber das ist es wert gewesen. Eine Überschlagsrechnung ergibt, dass wir dennoch seit dem letzten Volltanken mit einem Schnitt von 10,3 L/100 km hinkommen - und das lässt sich noch verbessern.
Hier in Weipa gibt es einen Woolworths, das ist einerseits erstaunlich, denn der Ort ist nicht so groß, andererseits aber auch nicht, denn hier in Weipa ist die zweitgrößte Bauxitmine der Welt. Das Bauxit wird im Tagebau abgebaut und direkt auf Schiffe verladen. Der Unternehmer ist Rio Tinto, ein nicht ganz unbekannter Name in der Mining-Branche. Umso erstaunlicher, dass es trotz Woolworths nur eine Tankstelle gibt, aber das ist keine Caltex, bei der man den Bonus einlösen könnte.

Sonntag, 26. Mai 2013
In der Nacht kommt das Meer bis an den Platz, genauer, bis an den letzten Absatz vor unserem Stellplatz. Ist der Vollmond schuld daran? Und so ist der Sand morgens nass, obwohl es heute Nacht nicht geregnet hat.
Los geht es nach Süden. Immer wieder überlegen wir, wo Roland mit seiner Gruppe wohl sein mag. Ich denke, dass sie schon vor uns sind, dass sie gestern am Tip waren. An der Fähre erfahren wir, dass unser Ticket weiterhin gilt (für dieses Auto). Wir könnten also noch vierundzwanzig Mal hin und zurück fahren, dann wäre die einzelne Fahrt etwa so teuer wie Neckarhausen/Ladenburg. :-)
In Bramwell machen wir eine Pause, ausnahmsweise hole ich mir was zu essen und zu trinken gibt es auch. Ich studiere noch Mal die Karte von Cape York, weil unser Atlas an dieser Stelle doch an seine Grenzen stößt.
Wenig später kommen wir bei der Moreton Telegraph Station an. Hier war von 1887 bi 1930 eine Relaisstation der Telegraphenlinie, die Cairns und vor allem das Goldgebiet via Punsand Bay mit dem Rest der Welt verbunden hat. Die Station wurde 1960 abgebaut und anderswo als Station-gebäude wieder aufgebaut, es existiert nicht mehr. Nur der Name blieb erhalten, es ist aber "nur" noch eine Gästeanlage: Cabins und Safari Tents, jeweils wahlweise auch mit Catering, und ein Campground. Fast jeder der Stellplätze hat eine eigene Feuerstelle, Holz kann man am Wenlock River, der hier vorbeifließt, oder im angrenzenden Wäldchen sammeln. Wir stellen unser Auto unter einen riesigen Mangobaum, von denen es hier einige gibt auf dem Gelände. Der Wenlock River, den wir schon auf dem Frenchman's Track überquert hatten und am Tag zuvor ebenfalls, hatte im Januar dieses Jahres vierzehn Meter Hochwasser, da stand das gesamte Gelände brusthoch unter Wasser.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang und dem "Aufblühen" des Sternenhimmels verziehen sich die letzten Wolken. Der Mond hat noch nichts von seiner Fülle verloren.

Samstag, 25. Mai 2013
Heute Nacht muss es mal geregnet haben, in meinen Schuhen steht Wasser. Und auch später kommt gelegentlich ein Schauer herunter, die Wet Season ist noch immer nicht ganz vorbei.
Etwa 100m neben unserem Stellplatz, wo sich ein kleiner Flusslauf im Sand verliert, hat heute Nacht ein Croc den Strand landeinwärts überquert. Die Spuren sind schon beeindruckend,  die Fußabdrücke sind breiter als meine Hand.
So sehen wir uns Seisia bei Regen an, Nieselregen zwar nur und dabei ist es warm, aber schön ist anders. Es gibt nicht viel hier. Den Broschüren nach hatte ich hier jede Menge touristische Einrichtungen erwartet, aber dem ist nicht so. Es gibt noch nicht mal "Fish & Chips". Es ist wohl noch keine Saison. Und das mit den Fish&Chips mag daran liegen, dass alle Leute ihren Fisch lieber selbst angeln (wozu man hier in QLD keine Erlaubnis braucht!).
In Bamaga haben wir zumindest was das Wetter betrifft, etwas mehr Glück, aber anzusehen gibt es hier auch nicht viel. Was mir auffällt ist, dass die indigenen Menschen, seien es Aboriginal oder Torres Strait Islander, viel freundlicher und fröhlicher sind als weiter im Süden. Schon der Fährmann hat uns angelächelt, als wir gestern gegen Mittag den Jardine River überquert haben. Das macht gleich eine bessere Atmosphäre.
In der Nähe des Bushcamps, wo wir eigentlich campen wollten, an Cable Beach, ist der Endpunkt der Telegrafenlinie hier zum Tip. An diesem Endpunkt wurde die Telegrafenlinie mit einem Seekabel, das aus Papua-Neuguinea hierher verlegt worden war, verbunden. Die Verbindungseinrichtung, "Junction Box", steht noch, mehr ist nicht mehr da. Hier im Norden Queenslands haben sich die Eingeborenen viel stärker gegen die Weißen gewehrt als anderswo und auch die Telegrafenlinie war immer wieder Ziel von Angriffen. Eigentlich ist das klar, denn wie würden wir reagieren, wenn jemand kommt und uns sagt, das sei jetzt sein Land und wir sollten gefälligst uns an seinen Lebensstil anpassen. Wobei es ja nicht bei Worten blieb, die Kühe haben die Känguru verdrängt, die Weißen die Aboriginal und ihre Kultur wurde ihnen genommen. Spätestens mit dem Goldrush hatte auch hier im Norden von Queensland der Kapitalismus gesiegt. Dabei leben die A. eigentlich nach christlicher Weise, so wie Jesus laut Matthäus verlangt: "Was sorgt ihr euch um euer Auskommen, euer Vater im Himmel macht das schon. Sehet die Vögel unter dem Himmel, sie sähen nicht, sie ernten nicht." Genau so machen es die Aboriginal, Land- und Viehwirtschaft sind ihnen fremd und Vorsorge ist nicht nötig, denn: "Wer weiß denn schon, was morgen ist - vielleicht bin ich ja tot."
Ein wunderbarer Spaziergang den Strand entlang (und natürlich auch wieder zurück), völlig alleine mit der Natur, rundet den "Ruhetag" ab. Leider kann der Mond heute die Wolkendecke nur sehr sporadisch durchdringen, dennoch ist es relativ hell.

Freitag, 24. Mai 2013
Brigitte fährt das erste Stück. Ausgerechnet auf dem OTT wagt sie sich an schwierigere Strecken. Für mich nebendran ist es aber mindestens ebenso schwierig, weil ich viel zu ungeduldig bin. Kurz nach dem Aufbruch kommen wir an den ersten Fluss, den es zu überqueren gilt, Sam Creek. Ich laufe die Strecke ab und suche die beste Möglichkeit für den Übergang. Brigitte wartet derweil im Auto oben, weil wir schon da nicht wussten, ob rechts oder links zu fahren ist. Sie fährt den Troopie bis zur Furt, möchte aber dann doch nicht hinüberfahren. Vielleicht sind es auch die Zuschauer, die sie stören: Eine Reisegruppe nutzt die Gelegenheit um Bilder von der Flussüberfahrt "in echt" zu machen. Zum Glück geht es gut. Nur, ich habe nicht weit genug vorausgeschaut und für den Weg nach oben eine falsche Stelle und somit eine viel schwierigere und letztlich auch nicht zu fahrende Strecke gewählt. So müssen wir noch mal umkehren. Dann fährt Brigitte wieder. Den zweiten Creek, Mistake Creek, begehen wir von vornherein gemeinsam, dann setzen wir die Fahrt fort, alles klappt gut. Nach 16km und zwei Stunden Fahrtzeit erreichen wir die Telegraph Road, eine Stunde später sind wir bei der Jardine River Ferry. Dort soll der Kraftstoff in der Gegend am billigsten sein, aber das ist nicht so: 2,299 $ / l Diesel haben wir noch nirgendwo bezahlt. Ich fülle auch nur den Main wieder auf.
Je näher wir dem Tip - oder Pajinka, wie es bei den lokalen Aboriginal heißt - kommen, desto "dürftiger" wird die Straße. Außerdem führt sie durch Regenwald mit den daraus resultierenden Lichtreflexen auf der Windschutzscheibe. Auch eine Wasserdurchfahrt mittleren Kalibers, etwa 60 cm Wasserhöhe, hat sie anzubieten. Und dann sind wir am Ziel, weiter geht's nimmer, zumindest nicht nach einem kurzen Spaziergang an einem Magrovenwald entlang und über eine felsiges Vorgebirge. Wir stehen an dem Schild, das den Besucher wissen lässt: "you're standing at the northernmost point of Australia" - am Horizont sieht man die Torres Strait Islands, dahinter ist Papua Neuguinea.
An Punsand Bay mieten wir uns auf dem Campingplatz ein, da das zugehörige Bushcamp (Budget Camping) nach der Wet Season noch geschlossen ist. Es gibt da auch kaum geeignete Stellplätze. Wir stehen direkt am strahlend weißen und völlig leeren Sandstrand. Wahrscheinlich gibt es hier Crocs, also Salzwasserkrokodile (estuarine crocodiles). Mit denen ist nicht gut Kirschen essen.
Morgen ist Vollmond, aber das sind man ihm nicht an, er wirkt schon richtig voll und rund. Vor uns, direkt über Strand und Meer, liegt der Große Wagen, hinter uns das Kreuz des Südens mit seinen Pointern, diesen Sternbildern kann das Licht des Mondes nichts anhaben. Schön ist es hier.

Donnerstag, 23. Mai 2013
Nach dem Briefing vor der Abfahrt verabschiede ich uns schon mal, weil wir ab Telegraph Road (die  PDR ist Richtung Weipa abgebogen, seitdem heißt die Strecke nach Norden TR) wieder alleine fahren werden. Es wäre nicht fair, dabeizubleiben, weder gegenüber Roland, der seine Expertise zur Verfügung stellt, noch gegenüber den anderen, die für diesen Service ja bezahlen müssen. Dann fahren wir los. Im Grunde ist es heute ein einfaches Stück Weg, im Vergleich zu gestern. Aber vorgestern hätte ich auf dieser Strecke mehr zu kämpfen gehabt und sie als schlimmer angesehen. Alles ist eben relativ.
Nach einer knappen Stunde liegen die 12 Kilometer hinter uns, wir verabschieden uns mit Handschlag von jeder/m Einzelnen und dann fahren wir los und lassen die sechs Autos ziehen. Nach 10 Minuten sind sie außer Sicht. Bei Bramwell Junction holen wir sie wieder ein, sie haben getankt und eine Pause gemacht. Sie fahren in die OTT, den Old Telegraph Track, wir folgen erst mal dem Bypass, also der Seitenstrecke, nach Nordosten. Denn wenn wir jetzt auch auf OTT fahren, haben wir in kurzer Zeit die Gruppe wieder eingeholt. Zumindest dann, wenn es schwierige Stellen gibt, und davon ist auszugehen. Die Überquerung des Gunshot Creek ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Erst bei Fruit Bat Falls biegen wir auch auf OTT ab, die "Bird-Gruppe" ist sicherlich noch hinter uns. Im Lower Pool, also unterhalb des Wasserfalls, nehmen wir ein Bad. Das Wasser ist herrlich klar und erfrischend, ohne aber kalt zu sein. Wegen der recht starke Strömung ist auch nicht damit zu rechnen, dass sich hier Crocs aufhalten. Fruitbat Falls und Elliot Falls sind zwei Wasserfälle des Elliot Creek, der hier nach Norden fließt und dabei verschieden Felsbarrieren zu überwinden hat. Bei Elliot Falls kommt noch Canal Creek, der ebenfalls einen Wasserfall gebildet hat, Twin Falls, in den Elliot. Dort gibt es einen Campground, auf dem wollen wir heute übernachten. Das ist im NP, also müssten wir vorbuchen, das geht aber nicht, da wir weder Telefon noch Internet zur Verfügung haben. Der erste Versuch geht schief, der Platz war vorbelegt. Nehmen wir einen anderen.
Der Mond macht richtig hell, obwohl er sich gegen Bewölkung durchsetzen muss. Sterne sind nicht zu sehen.

Mittwoch, 22. Mai 2013
Ziemlich schlecht geschlafen, und so bin ich auch schon früh wach. Schon 10 vor acht sind wir abfahrtbereit. Ich gehe dann rüber zu dem anderen Platz und mische mich unter die Schweizer. Wir werden akzeptiert als zusätzliches Fahrzeug, das ist nett. Martin bietet mir glich an, vor ihm als Vorletzter zu fahren. Und so geht es los, zuerst mal zurück auf die Portland Roads Road. Die Gruppe fährt los wie von der Tarantel gestochen, eigentlich zu schnell für mich. Aber ich kann den Anschluss halten und so biegen wir zusammen ab auf den Track.
Der fängt gleich richtig an. Ich glaube, wenn wir da alleine reingefahren wären, hätten wir bei der ersten sich bietenden Gelegenheit kehrt gemacht. Allerdings bietet sich erst mal keine Möglichkeit. Es wird ein phantastischer Tag.
Im Endeffekt legen wir mit einer Stunde Mittagspause bis kurz vor 5, als wir das Lager aufbauen, 95 Kilometer zurück. Roland meint, so habe er den Frenchman's Track noch nie erlebt. Das Nachtlager ist da, wo er normalerweise die Mittagspause einlegt, nach dem zweiten größeren Flussübergang, etwa 12 km vor Erreichen der PDR. Dabei ist es diesmal nicht mal so sehr das Wasser, das uns zu schaffen macht. Der Track ist stark ausgewaschen und so gestaltet sich das Vorwärtskommen schwierig. Richtig beschreiben lässt sich das nicht. Nach der Überquerung des Pascoe River (Wassertiefe etwas über einem Meter, in der Mitte außerdem mit starker Strömung, die das Auto wegzuschieben droht) geht es steil den Berg hinauf über eine Steinpiste. Die einzelnen Steine sind allerdings schon ziemlich groß, so dass man sehr vorsichtig fahren muss, andererseits aber auch Schwung braucht. Das erweist sich als eine Klippe, an der viele erst mal scheitern. Ich komme gut über die Matschstelle vor dem Fluss, komme gut durch den Fluss und bleibe dann doch noch ein gutes Stück weiter oben beim Passieren eines dort abgestellten Autos hängen, dort, wo die anderen kaum noch Probleme hatten. Ansonsten stelle ich fest, dass ich zumindest in dieser Gruppe gut mithalten kann und auch akzeptiert werde.
Während der Mittagspause kommen aus der Gegenrichtung zwei Fahrzeuge, sie meinen zu dem vor uns liegenden Teilstück: "Have fun". Glücklicherweise kommen sie gerade jetzt, es gibt sonst kaum Platz für Gegenverkehr. Es bleiben die einzigen Autos außer unseren, die wir heute zu Gesicht bekommen.
Die Überquerung des Wenlock Rivers mit nur ca. 50 cm tiefem, schnellfließendem Wasser (also gibt es keine Crocs) ist kein Problem, allerdings brauchen wir drei Stunden, bis wir die sieben Fahrzeuge auf der anderen Seite aus dem Tal herausgebracht haben. Keiner von uns, also auch nicht die beiden "Profis" Roland und Martin, kommt alleine diese Steigung hinauf. An der rechten Seite ist eine Matschspur, links sind Steine und ausgewaschene Hügel, beides kein Spaß. Ist das Auto mal im Matsch, ist es wie bei Sand: Es geht nicht  mehr raus, auch nicht mit eingeschlagenen Rädern.
Weil wir nicht bis zum PDR durchgekommen sind, übernachten wir mit der Gruppe. Ein nettes Völkchen, auch wenn ich große Probleme habe, der Konversation zu folgen, wenn Schwyzerdütsch gesprochen wird.

Dienstag, 21. Mai 2013
Durch tropischen Regenwald an den kitschigen Südseestrand mit Kokospalmen - wir sind im Iron Range National Park und dort an Chilli Beach.
Obwohl wir gar nicht so spät dran sind, sind schon einige vor uns unterwegs. Nun ja, wir lassen uns doch zeit mit unserem Frühstück, etwas, was viele Australier eher weniger tun.
In Coen (wird so ausgesprochen wie der Nachname des kanadischen Sängers Leonard Cohen) sehe wir uns das Heimatmuseum an, dann versuchen wir, den Platz an Chillie Beach für heute Nacht zu buchen. In dem Geschäft, das in der Broschüre angegeben ist, weiß man von nichts. Dafür gibt es bei der Rangerstation einen PC, an dem wir uns registrieren können. Ob das wohl klappt?
Die PDR ist in einem sehr ordentlichen Zustand und dennoch sind immer wieder Bauarbeiten im Gange. Ganz anders die Portland Roads Road, auf die wir später abbiegen, um in den Iron Range NP zu fahren. Mit jedem Kilometer wird die Straße schlechter. Das liegt aber nicht an den insgesamt 65 (!) (30 davon bereits auf der PDR) Wasserdurchquerungen - zwischen 2 und 40 cm Wassertiefe (Wenlock River und Pacoe River stehen an der Spitze) - sondern daran, dass die Straße immer mehr ausgewaschen ist und immer schmaler wird. Die letzten 50 km ist sie eigentlich nur noch einspurig. Ob Frenchmans Track wirklich so viel schwieriger ist?
Auf unserem Platz angekommen, gehen wir gleich zu Strand und wandern daran entlang, meist bis zu den Knien im lauwarmen Wasser, der Krokodilgefahr zum Trotz. Ich denke, dass hier am offenen Strand die Gefahr ohnehin nur theoretischer Natur ist.
Ein schweizerischer Reiseleiter, Roland, kommt bei uns am Wagen vorbei, wir unterhalten uns. Er meint, dass der Pascoe etwa einen Meter Wasser führt im Moment und dass er abrät, alleine den Frenchmans Track zu fahren. Aber er bitet an, dass wir uns bei ihnen anhängen können, seine Gruppe (Schweizer und Deutsche mit 7 TCC-Troopies unterschiedlicher Ausstattung) fährt morgen früh um spätestens 8.30 h los - auf den FT. Dieses Angebot werde ich vermutlich nicht ablehnen.
Wolken lassen die Sterne nur hie und da durchscheinen, auch der Mond hat es schwer - aber da wir unter einem dichten Blätterdach sitzen, wäre vom Firmament ohnehin fast nichts zu sehen.

Montag, 20. Mai 2013
Je mehr ich über die Straße hoch zum Tip lese und von anderen höre, desto mehr verliere ich den Mut, dieses "Abenteuer" anzugehen. Wie soll  ich das Auto heil zum Cape und wieder zurück bringen? Andererseits sind derartige Überlegungen rational nicht zu erklären. Auf der Strecke sind wesentlich mehr Autos unterwegs als auf einigen anderen, die wir erfolgreich hinter uns gebracht haben, also wird immer jemand da sein, um im Notfall helfen zu können.
Zum Glück hat der Regen im Laufe der Nacht aufgehört. Zum Frühstück gehen wir aber dennoch in die Camp Kitchen, die wirklich erstaunlich gut ausgestattet ist (allerdings gibt es keinerlei Geschirr). Endlich bietet sich die Gelegenheit, die Pancakes zumachen, die wir im Rohzustand schon seit Monaten durch die Gegend fahren.  Es klappt wirklich recht gut, nur die ersten Drei werden etwas zerrupft, weil die Grillplatte nicht heiß genug ist.
Nach einem längeren Gespräch mit unseren Nachbarn - sie waren vor Jahren am Tip und wollen sich ihre Erinnerung nicht zerstören - sehen wir uns erst mal Cooktown bei Sonnenschein an. Ein netter Ort, dessen große Zeit allerdings auch schon lange vorbei ist, das war während des Goldrush in Queensland in der Palmerston-Umgebung von 1874 bis etwa zur Jahrhundertwende. Über Cooktown und seinen Hafen kamen die Goldsucher, wenn sie es sich leisten konnten, und es kamen vor allem die vielen Waren und Ausrüstungsgegenstände, die gebraucht wurden für die vielen Hundert Menschen, die in den Minen und an den Flüssen arbeiteten.
Dann fahren wir los. Ein zweites Mal passieren wir die Black Mountains, um danach in Lakeland auf die Peninsula Developmental Rod (PDR) abzubiegen und nach Nordwesten zu fahren. Der Himmel ist bewölkt, das ist aber gar nicht so schlecht, denn wir fahren "in die Sonne".
In Laura besuchen wir das Quinkan and Regional Cultural Centre und sehen uns dort die Ausstellung über Laura im Laufe der letzten 200 Jahre, seine ursprüngliche Bevölkerung und die Aktivitäten der Neuzeit an. In Laura findet einmal jährlich ein Tanzfestival der Aboriginal statt. Natürlich ist das inzwischen nicht mehr wirklich authentisch, sondern auf die Wünsche und Anforderungen der Touristen, die als Gäste willkommen sind, abgestimmt.
Beim Musgrave Roadhouse überqueren wir den zwölften Creek oder River heute, bei dem wir durchs Wasser fahren müssen. Allerdings sind die Wassertiefen eigentlich nicht der Rede wert. Dann unterbrechen wir den Weg nach Norden und richten uns für die Nacht ein. Kaum sind wir angekommen, erscheint über uns ein wunderschöner Regenbogen, wenig später ein zweiter - und dann geht der Himmel auf, die Wolken verziehen sich. So können wir unter dem Sternenzelt sitzen und uns an dem tollen Anblick erfreuen. Hunderte von Zikaden zirpen, über uns kreisen Fledermäuse und es ist weitgehend dunkel - der Platz hat außer einer "Ampol"-Werbung kein künstliches Licht.
Zwei junge Frauen, Schwestern wie sie sagen, gehen von Gast zu Gast um ihren Wein los zu werden. Auf Cape York ist es in den Aboriginal-Gebieten verboten, Alkohol zu haben. Sie haben vorgestern erfahren, dass sie einen Job in Seisia – fast an der Spitze von Cape Yorck und somit mitten in Aboriginal-Land - haben und sind auf dem Weg dorthin. Den Wein fahren sie offensichtlich schon länger herum, aber jetzt muss er weg. Da wir auch in den Norden wollen, nehme ich ihnen nichts ab.

Sonntag, 19. Mai 2013

Pfingstsonntag, 19. Mai 2013, Cooktown (QLD)



Sonntag, 19. Mai 2013
Pfingstsonntag. Wenn wir jetzt nicht in Australien wären … Sind wir aber und deshalb ist alles andere müßig. Pollacks und Fabians starten vermutlich heute nach Taizé.
Es regnet nicht und beim Frühstück kommt sogar die Sonne heraus. Ein gutes Stück von uns entfernt, aber immer noch auf dem Platz, grast eine Gruppe Kängurus. Sie sind deutlich größer als alle, die wir bisher gesehen haben. Ganz trauen sie mir nicht, als ich ihnen zum Fotografieren näher komme. Zum Glück unterschreite ich ihre Fluchtdistanz aber nicht.
Auf dem Weg nach Cooktown halten wir überall an, wo es etwas anzusehen gibt. Mal scheint die Sonne, mal nieselt es, die meiste Zeit ist der Himmel bedeckt. Unterwegs treffen wir an einem Lookout mit einer herrlichen Aussicht auf das Tiefland und die teils sonnenbeschienenen Berge der Great Dividing Range ein Ehepaar aus Melbourne und unterhalten uns - das wird immer länger und immer netter. Doch dann muss er aus der Sonne, um keinen Sonnenbrand zu bekommen. Also fahren wir unserer Wege, sie nach Süden, wir nach Norden.
Auf und ab führt die Straße. In Lakeland, das tatsächlich nur aus ein paar Häusern besteht, gibt es eine kostenlose Unterbodenwaschanlage zur Vermeidung von Samenverbreitung durch Dreck an Autos. Die nutzen wir, um den trotz des Regens heute Nacht verbliebenen Matsch in unseren Radkästen und an den Trittbrettern zu entfernen. Und weiter geht es auf und ab, mal steiler (bis zu 10%), mal weniger steil. Einen beeindruckenden Anblick bieten die Black Mountains kurz vor dem Ende unserer heutigen Etappe. Granitberge, deren Spitzen durch äußere Einflüsse aufgeplatzt sind, was Wasser und Erosion Ansatzstellen bot, so dass die obere Schicht in mehr oder weniger große rundliche Steine zerfallen ist. Flechten färben den eigentlich grauen Granit ganz schwarz. Aber sogar in dieser unwirtlichen Umgebung gibt es Pflanzen, sogar Bäume, die sich darauf spezialisiert haben, mit extra langen Wurzeln Wasser und Nährstoffe aus der Umgebung aufzunehmen.
Dann erreichen wir Cooktown, eine ziemlich verschlafene Ansiedlung. Ich habe sie mir größer vorgestellt. Die Lady im Visitor Information Centre versteht mich nicht, mit meinem Englisch scheint es also doch nicht so gut bestellt zu sein, wie manche behaupten. Immerhin bekomme ich, wenn auch mühsam, die Auskünfte, die wir für die weitere Reise brauchen.
Am Abend regnet es wieder, so dass wir im Auto sitzen müssen. Immerhin ist es angenehm warm.

Samstag, 18. Mai 2013
Als wir nach dem Frühstück unsere Sachen zusammenräumen und persönliche Dinge erledigen, "schleicht" sich eine Herde Kühe an. Wir beide haben nichts gehört und auch nichts gesehen, plötzlich standen sie da und sahen uns an. Und ebenso plötzlich sind sie wieder verschwunden, in leichtem Trab liefen sie von uns und der Straße weg ins Unterholz, ebenfalls nahezu lautlos.
Weitere 200 km Dirtroad liegen vor uns. Allerdings Dirtroad der besseren Kategorie, kaum noch Pfützen, kaum noch weiche Stellen und meist, bis auf die Überfahrten über die Creeks und River, wirklich zweispurig. Beim ersten Übergang über den Walsh River fließt Wasser über den einspurigen Betontrack, der außerdem ein Schlagloch hat. Das ist aber die einzige schwierige Stelle.
In Chillagoe besuchen wir im Visitor Information Centre eine ständige Ausstellung über die Ansiedlung und ihre wechselhafte Geschichte. Sehr gut gemacht ist die naturgeschichtliche Aufbereitung der Entstehung der den Ort umgebenden Basalt- und Limestonefelsen. Hier in dieser Gegend wurden die Gesteinsschichten mindestens zwei Mal aufgefaltet, einmal in Ost-West-Richtung, dann, 200 Mio. Jahre später, in Nord-Süd-Richtung. Das ergibt ein totales Konglomerat von verschiedenen Gesteinsarten unterschiedlichsten Alters. Und so konnten sich hier riesige Outcrops herausbilden und andererseits Tropfsteinhöhlen entstehen.
In Almaden, dem Nachbarort mit 30 Einwohnern, ist richtig viel los. Jede Menge Busse, Caravans, PKW stehen im Ort, und alles strömt in Richtung Rodeo-Ground. Aber Pferdeanhänger sind nicht zu sehen. Dann kommt uns ein Mann mit einem Schubkarren im Laufschritt entgegen, er hält an, der hinter ihm fahrende Kleinbus ebenfalls, jemand springt heraus und rennt mit dem Schubkarren los, der Mann steigt ein, der Kleinbus folgt dem Schubkarren. Das ist aber nicht das einzige Gespann, insgesamt sind es 74 Teams, die an diesem Rennen teilnehmen. Es ist, wie wir später erfahren, eine Benefizveranstaltung, die heuer bereits zum 53. Mal stattfindet. Der älteste Teilnehmer, sagt man uns, ist 83. Die Teams sind gestern in Mareeba gestartet, haben in Dimbulah übernachtet und sind heute weitergelaufen nach Almaden - 140 km mit Schubkarre durch hügeliges Gelände. Die Straße heißt "Wheelbarrow Way", Schubkarrenweg.
Zum dritten Mal sind wir in Mareeba. Der Ort wirbt damit, dass es hier 300 Sonnentage gibt - wir erleben den dritten Tag mit Regen. Denn kaum sind wir mit dem Essen fertig, beginnt es zu regnen. Aber abgekühlt hatte es vorher schon, nichts mehr ist zu spüren von der tropischen Umgebung. Mangobäume gibt es jede Menge hier, aber die Mangos sind schon abgeerntet  und die Avocados ebenfalls.

Freitag, 17. Mai 2013
Wenn wir auf einer Straße wie auf der Burke Developmental Road unterwegs sind, dann legen wir trotz der Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h, die ich mir für Gravelroads gesetzt habe, doch ziemliche Strecken zurück: Es gibt außer der Natur und der Landschaft nicht viel zu sehen. Daran kann ich mich allerdings nicht sattsehen. Zwischendurch gelegentlich eine Flussdurchfahrt (heute ohne Wasser) und zwei Mal eine Brücke, an der wir jeweils halten und Fotos machen. Bustards kommen uns vor die Linse, ab und zu auch Kängurus, aber das war's dann schon. So kommen wir sehr gut voran. Auf dem Weg Richtung Nordosten ist die Straße in einem sehr guten Zustand, später dann, wo sie parallel zum Mitchell River verläuft, ist sie in eher schlechtem Zustand. Da ist noch viel Wasser auf der Straße in Form von Pfützen, teils quer über die Fahrbahn, manchmal in Fahrtrichtung rechts und links oder in der Mitte - was man sich so vorstellen kann. Das ist ein bisschen unangenehm: Man fährt auf harter Piste und plötzlich, ohne vorherige Anzeichen, ist auf einer Seite statt des festen Untergrunds weicher, nasser Lehm. Da macht das Auto gerne das, was es will und bricht aus. Und die Reifen tendieren dazu, in der weichen Masse durchzudrehen. Entsprechend sieht das Auto nachher aus. Es hat gestern Nacht geregnet, sagt uns ein Entgegenkommender, der anhält um zu fragen, ob bei uns alles in Ordnung sei. Na dann.
Etwa 3 km nach der vierten Station heute (und somit 197 km vor Chillagoe) finden wir neben der Straße ein schönes Plätzchen, wo wir unser Nachtlager einrichten können. Es ist angenehm warm und leicht schwül - kein Wunder, wir sind wirklich in den Tropen, nördlich des 16. Breitengrads. Zwei Schwärme Wellensittiche umkreisen uns und heißen uns so willkommen. Dann verschwinden sie in den uns umgebenden Bäumen. Lange können wir sie noch hören.
Neben uns ist eine Wasserstelle, aber Kühe waren den Spuren nach an den letzten Tagen nicht hier. So denke ich, dass wir hier niemanden stören. Vielleicht liegt es daran dass heute Freitagabend ist: Es ist überraschend viel Verkehr. Insgesamt kommen im Laufe des Abends fünf Autos vorbei, der vorletzte bereits mit Licht, der letzte erst um halb zehn.
Heute gibt es nach dem Essen sogar ein Lagerfeuer, das Holz liegt einladend direkt neben unserem Lagerplatz. Eine Schaufel, um die Feuerstelle hinterher abzudecken, ist im Auto, Steine finden sich auch und so ist der Sicherheit Genüge getan.

Donnerstag, 16. Mai 2013
Wir wollen heute nur nach Normanton, deshalb lassen wir uns Zeit. Und dennoch, es gelingt mir wieder nicht, Raubvögel zu fotografieren. Immer, wenn sie sich wieder nähern, kommt wieder ein Auto vorbei. Die Brolga sind auf der falschen Seite, zwischen mir und der Sonne oder sie verschwinden im hohen Gras, was eine gute Aufnahme auch unmöglich macht. Außerdem laufen sie ohnehin ganz schnell weg, wenn ich auch nur in die Nähe einer für eine Fotografie geeigneten Stelle komme. Sogar die Kühe lassen sich von meiner Kamera vertreiben. So fotografiere ich dann eben Steine und Wasser. Die Flussdurchfahrten, drei an der Zahl, sind harmlos, weil völlig trocken.
An Burke & Wills Camp 119, dem vorletzten bei ihrer missglückten letzten Expedition, an dem beide im Juni 1861 gestorben sind, gibt es außer einem "informative panel" eigentlich nichts zu sehen. Nun ja, doch, ein Baum steht da, der von Walker bei seiner Suche nach B&W ein paar Jahre später markiert wurde. Die Markierung ist allerdings nur mit viel Phantasie noch auszumachen, der Baum hat die Wunde vernarben lassen.
In Normanton ist noch alles wie vor zwei Wochen. Der Caravan Park kostet vier Dollar mehr, da fehlt uns Werners Verhandlungsgeschick. Der Gulfländer steht auf einem anderen Gleis, er ist heute von seinem wöchentlichen Ausflug nach Croyden zurückgekehrt.
Im Pool bzw. der zugehörigen Spa kommen wir ins Gespräch mit einer Familie aus Sydney, auch sie haben zwei Töchter dabei und sind ein Jahr unterwegs. Das ist in Australien wirklich kein Problem, die Kinder bekommen Aufgaben, die sie erfüllen müssen und ansonsten setzt man darauf, dass sie bei einer solchen Reise viel anderes lernen, Kenntnisse über das Land erwerben und über Menschen. Die eine der beiden Töchter hat mich in der Spa angesprochen, wo ich herkomme, so fing das Gespräch an. Als ich dann "Germany" antwortete, mussten sie das gleich ihren Eltern erzählen. Auch diese Familie ist heute von Cap Yorck kommend hier angekommen, er ist noch ganz begeistert von dem Trip und gibt viele Tipps, was wir unbedingt ansehen müssen. Die Fähre über den Jardine River kurz vor dem Tip ist zum 1. Mai um 40 $ teurer geworden - Pech für uns.

Mittwoch, 15. Mai 2013
Seit gestern Mittag durchstreifen wir das Burke Shire. Es hat 48.100 Quadratkilometer und ist somit etwa 14% größer als die Schweiz mit 41.285 qkm. Allerdings besteht ein gravierender Unterschied (abgesehen davon, dass die Schweiz mehr und vor allem höhere Berge hat): In der Schweiz wohnen mehr als 8.000.000 Menschen, im Burke Shire 500! Nach einem gemütlichen Frühstück - trotz einiger Fliegen - machen wir uns noch mal auf den Weg zum Indarri Falls und dem Duwadarri Lookout. Zurück am Campground sprechen wir die Frau mit den Kindern an, ob denn Ferien seien, sie weiß es nicht, sie sind auch ein halbes Jahr unterwegs. In Australien scheint es kein Problem zu sein, die Kinder für eine gewisse Zeit aus der Schule zu nehmen.
Lawn Hill Creek führt noch immer so viel Wasser wie vor zwei Wochen, wir filmen die Durchfahrt mit der AC, hoffentlich hat es geklappt. Auch im Elisabeth Creek steht noch etwa 20 cm tief Wasser, aber die daran entlang führende Straße ist davon nicht betroffen. Ich verspüre allerdings ein gewisses Bedauern, als ich feststellen muss, dass die Great Top Road mindestens ab der Stelle, an der wir auffahren, asphaltiert ist. Große Vorankündigung für das Tiranna Roadhouse, mit allem, was man sich vorstellen kann. Nur komisch, in der Karte ist nichts. Nun gut, es kann ja neu sein. Noch 100 m vor dem Roadhouse ein einladendes Schild und dann "Keep out, Private", keine Fahrzeuge, auch nicht hinter dem Zaun - das Roadhouse hat offensichtlich seinen Betrieb eingestellt.
Die Überquerung des Gregory River ist für uns kein Problem, trotz des Wassers, das über die Straße läuft. Interessant aber ist das Warnschild: "Don't cross on foot" und "Beware strong currents". Hier darf man also, selbst wenn man es will, sich nicht vorab über den Zustand der Straße informieren, indem man die Stelle abgeht.
Burketown ist sehr übersichtlich, es gibt einen schönen Caravan Park, aber kein Geschäft (nur eine Bakery, das auch einige grundlegende Lebensmittel und Fastfood verkauft), offensichtlich auch keine Tankstelle. Dafür ist in sechs Kilometern Entfernung eine Boatramp, das muss am Gregory River sein, denn der Golf ist weiter entfernt. Direkt vor dem CP ist eine "Fressbude", da gibt es frischen "battered Barra" für 6,50 $. Dem Angebot kann ich nicht widerstehen.
Neben uns ist eine Familie mit drei Jungs im schulpflichtigen Alter, auch sie scheinen länger unterwegs zu sein. Sie kommen gerade vom Cape Yorck, alles ist offen (ganz sicher sind sie nicht), die Straßen sind frei - er hat sein Boot bis zum Tip gezogen.

Dienstag, 14. Mai 2013
Nach 3817 gemeinsamen Kilometern (also rund 240 l Benzin und 390 l Diesel) und 16 gemeinsamen Abendessen trennen sich heute direkt nach der Leichhardt Bridge in Mt. Isa Werners und unsere Wege. Es war eine schöne Zeit. Er fährt nach Süden, wir nach Norden.
Im World Heritage Area "Riversleigh", Site D, sehen wir uns die Stellen an, wo in den letzten Jahren viele etwa 25 Mio Jahre alte Fossilien ausgegraben wurden. Hier war damals ein Regenwald mit vielen Tümpeln. Deren Bodensatz ist später zu Limestone verbacken, die darin enthaltenen Tierreste sind versteinert. Es fanden sich Reste von Wakaleo, einem Marsupil-Löwen, Big Bird, einem etwa 2,5 m hohen und 300 kg schweren, flugunfähigen Vogel, Süßwasserkrokodilen mit etwa 5 m Länge, Schildkröten, Fledermäusen, aber auch allerhand Kleingetier, das es noch heute gibt. Die meisten der Fossilien sind in Brisbane, einzelne Stücke sind in Mt. Isa zu besichtigen und hier am eigentlichen Fundort sind nur noch ein paar Reste, die aus dem Limestone herauszulösen sich nicht lohnte.
Auf dem Weg dahin dürfen wir den O'Shanassy und den Gregory River mit jeweils zwei Armen durchfahren, später kommt noch ein für uns namenloser Fluss hinzu. Zwei der Durchfahrten sind etwa 10 cm tief, bei zwei wird die Felge geputzt (etwa 20 cm) und bei einer wird sogar die Nabe nass, hier haben wir eine Wassertiefe von 30 cm. Da wird es mit einem tiefergelegten 2WD schon kritisch.
Im Campground des Boodjamulla National Park werden wir übernachten. Zum Glück ist im Laufe des Tages das Wetter immer besser geworden, der Himmel ist fast blau, die Sonne scheint und es ist wieder angenehm warm. Der Wind hat sich fast völlig gelegt. Was für ein Gegensatz zu gestern Abend und heute früh!

Montag, 13. Mai 2013
Als ich - für unsere Verhältnisse eher spät - aufstehe, ist der Himmel voller Wolken, nur im Osten ist ein Streifen frei, das reicht für einen schönen Sonnenaufgang.
Werner fährt noch bei der VI vorbei, um dort die Wasser-Ausstellung anzusehen, wir machen uns direkt auf den Weg nach Westen. Es gibt manches zu sehen: Ein Adler, der nicht sofort wegfliegt, als wir uns nähern, ein uns entgegenkommender Zug der Pacific Line und ein Drover vor einer Herde Rinder. Als ich hingehe, um dieses Bild aufzunehmen, kommt er seinerseits zu mir, wir unterhalten uns eine Weile, bis sich in der Herde verstärkte Unruhe breit macht. Die Rinder sind ohnehin reichlich nervös. Wenig später holt Werner uns ein, gemeinsam rollen wir nach Cloncurry. Bis kurz vor Erreichen des Ortes ist das Land bretteben, kaum Bäume ragen aus der Ebene heraus, entsprechend gäbe es keinen Schatten, wenn die Sonne scheinen würde. Rinder sind schon kilometerweit zu sehen. Dann, ganz plötzlich, beginnt ein eher unwirtliches und felsiges Hügelland, das sich dann bis Mt. Isa hinzieht. In Cloncurry besuchen wir das John Flynn Museum, aber nur das Außengelände und den Shop, nicht die Ausstellung. Rev. John Flynn ist der geistige Vater des RFDS, des Royal Flying Doctor Service, den ich schon anlässlich unseres Besuchs des Adelaidehauses in Alice Springs erwähnt habe. Übrigens war schon 1937 eine Frau als Flying Doctor angestellt, das ist in dieser männerorientierten Gesellschaft schon außergewöhnlich. Andererseits, was ist hier schon normal?
In Mt. Isa sehen wir uns im VI Centre eine Bilderausstellung verschiedener örtlicher Künstler, überwiegend Aboriginal, an, das sind ganz andere als die traditionellen Muster verarbeitet. Ein Ausflug zum City Lookout bietet einen phantastischen Blick über Mt. Isa und das Umland, trotz des leichten Nieselregens, der den Spaß an der Sache etwas verdirbt.
Der Caravan Park ist fast voll, es gibt nur noch einige "unpowered sites", aber das reicht uns ja. Wir wollten auf diesen Platz, weil es hier eine gute Camp Kitchen gibt, das ist angesichts des Wetters ziemlich wichtig.  

Sonntag, 12. Mai 2013

Sonntag, 12. Mai 2013, Julia Creek, QLD



Sonntag, 12. Mai 2013
Muttertag - nur hier oder auch in Deutschland?
Auf der heutigen Etappe gibt es nur zwei Ansiedlungen, Richmond und Julia Creek. Auf dem Weg nach Richmond halte ich zwei Mal an, um einen entgegenkommenden Güterzug zu filmen und einmal, um ein paar Brolgas auf die Platte zu bannen. Sonst ist wirklich nichts zu sehen außer Gras und Zäunen und dem Gleis neben uns. In Richmond wurden in den letzten Jahren etliche Dinosaurier gefunden, der Star ist ein gut erhaltenes Kronosaurier - Exemplar aus der Familie der Plesiosaurier. Auch Ichthyosaurier wurden hier gut erhalten unter mehreren Metern Erde hervorgeholt. Der Grund ist darin zu sehen, dass hier vor 110 Mio Jahren ein ziemlich flaches Urmeer war, in dem jede Menge Getier gelebt hat. Aber auch ein Minmi ist aufgetaucht, man vermutet, dass es bereits als getrocknete Leiche ins Meer gespült wurde. An ihm kann man noch die Panzerplatten im Nacken- und Rückenbereich sehen.
Julia Creek macht einen sehr gediegenen Eindruck, es scheint hier Geld zu geben. Vermutlich hängt das mit der nahegelegenen weltgrößten Bleimine zusammen, die von BHP Billiton im McKinley-Shire (so groß wie die Schweiz, aber kaum Einwohner) betrieben wird.
Schon um drei sind wir auf dem Caravan Park und lassen uns für heute nieder.
Der Wetterbericht für die Yorck Peninsula ist noch immer trostlos.

Samstag, 11. Mai 2013
Morgens steht unser Troopie hinten rechts auf der Felge. Ich starte nach dem Duschen den Kompressor, bis etwa 40 PSI klappt alles, dann macht das Ventilschlapp und auch der Kompressorschlauch (air pipe) gibt dem Druck nach und lässt Luft austreten. Frühstück in der Camp Kitchen,für mich etwas verkürzt, weil ich zur Werkstatt will. Ich fülle noch eiinma etwas Luft nach, soviel, wie unter den gegebenen Umständen möglich ist und fahre dann sehr vorsichtig zu Braas. Dann geht alles ziemlich schnell. Ich stelle den Troopie in die Garage, er wird am rechten Hinterrad hochgebockt, das Rad demontiert und auseinandergenommen. Der Schlauch hat ein kleines Loch, das wird geflickt (Das sieht aus wie ein Fahrradflicken, ist allerdings etwas dicker. Das Aufrauen des Schlauchs geht auch nicht mit Sandpapier, sondern mit einer Maschine.), der Schlauch in den Mantel gepackt, die Felge montiert, aufgepumpt und das Rad wieder angeschraubt. Auch die Reparatur des air pipe geht fix und so bin ich nicht mal 30 Minuten nach meinem Eintreffen wieder auf dem Weg zum Campingplatz.
Auf dem Flinders Hwy fahren wir nach Westen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit halten wir an und sehen uns um. In Balfes Creek sitzen 2 der 14 Einwohner vor dem Roadhouse und bemühen sich, vier herumtobende Jungs in den Griff zu bekommen. An den Zapfsäulen hängen Schilder: "Sorry, no Diesel", "no UL petrol" (unleaded = bleifrei) und "no fuel" - es geht hier wohl langsam aber sicher zu Ende. Auch in Homestead (immerhin 100 Einwohner) hängt ein Schild am Roadhouse: "We ceased trading" und "Selling" (zu verkaufen) - hier ist das Ende schon eingeläutet. Die Town Hall daneben ist geschlossen, aber nur wegen des Wochenendes, da gibt es normalerweise Veranstaltungen. In Pentland (300 Einwohner, aber die sieht man nicht) hat (vielleicht wegen Samstag) alles geschlossen bis auf die öffentliche Toilette. Auf einem Parkplatz verkauft ein Farmer Gemüse und Früchte von seinem Pickup herab, das ist gut, denn so haben wir heute wenigstens Tomaten. In Torrens Creek (20 Einwohner) ist niemand zu sehen und alles hat zu. Die fünfte Ansiedlung ist Prairie, wo wir wenigstens einen der 35 Einwohner sehen: den Barmann. Neben dem Hotel stehen alte Traktoren, das ist ganz nett, hinter dem Hotel geben sich ein Alpaka, das äußerst merkwürdige Geräusche macht, zwei Antilopen und ein Bulle ein Stelldichein. In der Bar steht u.a. ein Zahnarztstuhl. Und vor dem Hotel sind alte Sattel aufgereiht, so als wären gerade Drover vorbeigekommen und würden im Hotel übernachten. Nur die Ringe für die Zügel der Pferde sind leer.
Aber die Sonne scheint endlich wieder und langsam wird es warm, in Prairie erreichen wir bereits die 26°-Grenze.
Am Burra Lookout zeigt sich wieder mal die Fragwürdigkeit der allgemeinen Schulbildung: Jeder Fels im näheren Umkreis um den Parkplatz ist "verziert" mit eingeritzten Namen, Liebesbezeugungen, Treueschwüren und Daten. Wozu soll das gut sein?
Auch in Hughenden (gesprochen Juёnden mit Betonung auf dem u) hält das gute Wetter an, nur hinter uns, also im Osten, sind Wolken zu sehen. Wir machen auch hier einen Rundgang durch den Ort, der mehrere Dinosaurier-Nachbildungen aufzuweisen hat.
Der Caravan Park gegenüber dem Bahnhof (heute sind uns drei Güterzüge entgegengekommen) und neben dem städtischen Schwimmbad ist unter neuer Leitung und vieles sieht tatsächlich neu aus. Die Camp Kitchen zum Beispiel ist groß und auch gut ausgestattet. Wegen des aufkommenden (unangenehm kalten) Windes nutze ich die Küche für die Zubereitung des Abendessens. Heute bleiben wir unter uns.

Freitag, 10. Mai 2013
Um halb sechs muss ich mal raus, es sind noch immer Sterne zu sehen, aber nicht überall. Bis wir dann aber mit den Frühstücksvorbereitungen fertig sind, müssen wir unter besagtes Vordach umziehen, es nieselt wieder. Das ist dann allerdings für Stunden das letzte Mal. Aber die dichte Bewölkung bleibt uns erhalten, so wird es auch nicht richtig warm.
Während des Frühstücks fällt uns auf, dass immer mehr Fahrzeuge vorfahren, aus denen Kinder aussteigen. Dann kommt tatsächlich ein Schulbus. Wo fährt der jetzt hin, hier gibt es doch nichts in der Umgebung? Ich frage eine Mutter: Nach greenvale, 50 km südöstlich von hier, es liegt an unserer Strecke. Manche der Kinder kommen von abgelegenen Farmen und sind um hier ans Roadhouse zu kommen, bereits 50 km unterwegs gewesen. Ich: "so they have a 100 k way in the morning and again in the afternoon?" "Yeah, that's it. It's hard but, they get used to it." Wie sonst soll man mit einer so abgelegenen Heimat umgehen? Hier ist das Leben schon noch ziemlich hart und ursprünglich, und unsere Sorgen werden den Leuten hier sehr luxuriös vorkommen.
In Greenvale ist am Wochenende Rodeo, wir halten und sehen eine Weile zu, wie Kälber durch die Arena getrieben werden (immer eines von einem Reiter, auf Zeit, durch eine Art Parcour).
Wenig später kommt uns auf ganz normaler Straße ein Auto entgegen, nicht besonders schnell - patsch, landet ein Stein auf unserer Windschutzscheibe mit der Folge, dass ich jetzt ein "puncture" in der Frontscheibe habe, so groß wie ein Dollarstück und gerade außerhalb meines normalen Sichtfeldes. In Charters Towers machen wir einen Rundgang, dann fahren wir zum Campingplatz, wo ich feststelle, dass ich den dritten Plattfuß seit Reisebeginn habe, diesmal hinten rechts. Und das am Freitag um 16:40h! Ich gehe zu der Frau in der Rezeption, sie telefoniert und siehe da, ich kann morgen früh (ab 07:45h) vorbeikommen, die Werkstatt ist höchstens 2 km vom CP entfernt. Den Kompressor lasse ich neben dem Reifen stehen, den brauche ich vor der Abfahrt sicher noch.
Kochen und Essen wieder in der Camp Kitchen. Ein Schauer verhindert, dass ich am Auto koche. Gut so, denn Werner ist sehr interessiert zu sehen, wie das mit dem Barbequeue funktioniert. Es wird ein netter Abend, weil doch einige Leute kommen und das Dinner hier zubereiten und einnehmen. Das hat insbesondere den Vorteil, dass nicht ich den Grill putzen muss, das erledigt später jemand anders, die vierte Partei nach mir.

Donnerstag, 9. Mai 2013
Während meiner Dusche regnet es ausnahmsweise nicht, dafür war heute Nacht meistens teils heftiger Niederschlag.
Die Entscheidung fällt beim Frühstück, das wir wegen des anhaltenden Regens in der Camp Kitchen einnehmen. Jetzt nehmen wir schon die vierte Mahlzeit nicht an unseren Tischen und auf unseren Stühlen zu uns. Wir fahren mit Werner und machen den Bogen im Uhrzeigersinn (Idee: Über die Great Dividing Range nach Mt. Garnet, nach Südosten nach Charters Towers und den Flinders Hwy westwärts nach Cloncurry. Von ab da ohne Werner über Burketown, Normanton und die Burke Developmental Road zurück nach Mareeba.) wieder zurück auf die Yorck Peninsula. Dann werden wir weiter sehen.
Bei Regen packen wir zusammen, gehen Einkaufen und Tanken und fahren dann in die Berge. Alle Sehenswürdigkeiten bleiben liegen, wir würden ohnehin nichts sehen. Zwischendurch kommt tatsächlich die Sonne raus. In Atherton hat es noch 16° C, das wird aber wieder ein bisschen mehr. Und am Nachmittag, als wir am Oasis Roadhouse eingecheckt haben, ist es für fast vier Stunden trocken. Nur zum Essen nieselt es wieder ein wenig, so dass wir uns unter ein Vordach zurückziehen. Zum ersten Mal seit längerer Zeit habe ich eine Jacke an. Wenn wir "nur" rumsitzen, ist es doch zu kalt für Tshirt und kurze Hose. Dafür gibt es seit drei Tagen kaum noch Insekten.
Um 10 nach 10 ist der Himmel völlig wolkenfrei, dafür haben wir einen herrlichen Sternenhimmel. Für den Mond ist es noch zu früh - oder schon zu spät? Ob der Himmel so frei bleiben wird?

Mittwoch, 8. Mai 2013
Irgendwann in der Nacht hat es aufgehört zu regnen, ab da konnte ich gut schlafen bis kurz bevor der Wecker loslegte. Der Himmel ist bedeckt, aber es regnet nicht, noch nicht?
Kurz nach acht sind wir bei der Werkstatt, Werner fährt voraus, aber am Ziel finde ich die Werkstatt. Nach einigem Hin und Her fahren wir dann mit einem älteren Sechszylinder-Troopie mit Hochdach los nach Cairns. Das liegt etwa 12 Kilometer südlich. Unterwegs beginnt es mal wieder zu nieseln, doch als wir ankommen, ist es trocken. In der Nähe zur Esplanade finden wir einen zeitlich unlimitiert kostenlosen Parkplatz und ziehen zu Fuß los. Am Strand ist eine mit Holz belegte Promenade, jetzt, da es nass ist, sind meine abgelaufenen Crocs für diesen Untergrund denkbar ungeeignet: Ich gehe völlig unsicher, weil ich dauernd wegrutsche. Aber andere Schuhe habe ich momentan nicht zur Verfügung.
Immer wieder flüchten wir vor einem Schauer in ein Geschäft  bzw. in eine Mall. Doch letztendlich ist es ein trotz der Nässeschöner Tag, der nur am Ende etwas eingetrübt wird. Wir gehen nämlich in die Visitor Information und die Art, wie wir dort abgefertigt werden, liegt in etwa auf dem Niveau von Darwin, eher noch schlimmer. Im Endeffekt wissen wir hinterher genau so viel wie vorher, aber auf jeden Fall deutlich mehr als die zwei Angestellten, mit denen wir zuerst gesprochen und dann gestritten haben. Aber jetzt kommt der Anruf, dass unser Troopie fertig ist und wir gehen zurück zum Auto und fahren nach Smithfield. Alles wieder wie neu, alle Reifen sind da, wo sie hingehören und der Vorderreifen ist repariert, der Service ist gemacht und wir können wieder 10.000 km fahren - das sollte eigentlich reichen für die etwa sieben Wochen, die wir noch unterwegs sind.
Rechtzeitig mit unserer Abfahrt in Cairns beginnt es zu regnen, nein, zu schütten, und das hält an bis kurz nach neun, ab da nieselt es nur noch - das stört wenigstens nicht so im Auto. Da habe ich schon wieder in der Camp Kitchen gekocht, wir haben gegessen, das Geschirr ist gespült und wir haben darüber geredet, uns morgen zu trennen. Die Wettervorhersage für die Nordostküste ist eher schlecht und hat sich seit gestern verschlechtert. Cape Yorck ist unter diesen Umständen und den eher unzuverlässigen Aussagen keine Option mehr, auch wenn die Straßen - noch - offen zu sein scheinen. Die Nationalparks sind auf jeden Fall alle geschlossen. Auch ein Besuch am Great Barrier Reef ist bei Regen kein Spaß, egal, ob wir uns zum Schnorcheln rausfahren lassen oder nicht. Port Douglas, Mossman und Cooktown bei Regen sind für Werner, der ja schon mehrfach dort war, eher uninteressant. Also will er nach Westen fahren, denn jenseits der Great Dividing Range scheint die Sonne und es ist warm. Was wir machen, wissen wir noch nicht genau. Wir haben im Grunde zwei Optionen: Mit Werner fahren auf Asphaltstraßen in der Hoffnung, dass es dann, wenn er sich nach Sydney auf den Weg machen muss, hier besser ist oder ebenfalls nach Westen, aber über die nördliche Strecke, und eventuell erst nach einem Besuch in den genannten Städten und dem Atherton Tableland. 

Dienstag, 7. Mai 2013
Am Morgen ist der Himmel wieder blau, als wäre nichts gewesen. Die erste Pause legen wir in Mt. Surprise ein, dort erfahre ich, dass es neben dem Gulflander noch mindestens einen weiteren Zug  mit Geleisen auf Stahlschwellen gegeben hat: den Savannahlander, dessen Heimatbahnhof hier in Mt. Surprise ist. Leider steht hier kein Zug zum Ansehen, nur eine sehr ansehnliche (Klein-)Bahnhofsanlage mit Abfertigungsgebäude, Verladeschuppen, zwei Gleisen und Halle.
In Mt. Garnet weiter im Osten ist der Himmel schon wieder grau und beim Überfahren der Great Dividing Range quer durch das Atherton Tableland fällt die Temperatur auf 16°C ab. Nieselregen, tiefhängende Wolken - typisches europäisches Herbstwetter. Hier sollte es jetzt eigentlich trocken sein, warm und sonnig. Naja.
Um den Tag abzurunden, bekomme ich wieder eine Reifenpanne, diesmal rechts vorne, ein Nagel ist der Übeltäter. Während der 20minütigen Reifenwechselaktion ist es zum Glück trocken und auch der steife Wind macht mir bei der Arbeit nicht so viel. Wenig später regnet es wieder und wir kommen in einen Totalstau auf der Bergstrecke runter nach Cairns. Zudem existiert der von Werner ausgesuchte Caravan Park nicht mehr. So kommen wir in strömendem Regen und bei Dunkelheit in Cairns auf einen Caravan Park. Wenigstens gibt es dort eine sehr schöne Camp Kitchen, so dass wir im Trockenen kochen und zu Abend essen können. Die Abendsitzung fällt etwas kürzer aus, wegen der Kälte. Wir haben mal überlegt, wie unser Plan B aussehen könnte, wenn es, wie angekündigt, die nächsten Tage weiterregnet. Denn dann ist Cape Yorck unerreichbar.

Montag, 6. Mai 2013
Nochmal zum Gulflander: Die Bahnstrecke von Croyden nach Normanton wurde 1882 begonnen und 1891 in Betrieb genommen. Die Schwellen sind aus Stahl, das war damals einmalig in der Welt - und dürfte auch heute selten sein.  Ich dachte, das ist klar, dass Stahlschwellen ("Steel Sleepers") verwendet werden wegen der Feuchtigkeit. Aber nicht die Nässe war der Grund, auf das außergewöhnliche Material zurückzugreifen, sondern die "white ants", die Termiten. Denen sind Holzschwellen maximal drei Jahre gewachsen, dann müssen sie ausgetauscht werden. Die Strecke ist heute noch mit Stahlschwellen verlegt, auch wenn es sich beim Gulflander mehr um eine touristische Attraktion als um ein ernsthaftes Verkehrsmittel handelt. An der Strecke nach Croyden, die unmittelbar neben der Straße verläuft, sind noch einige Relikte aus der Anfangszeit erhalten, so steht auf halbem Weg ein riesiger Wassertank aus Stahl. Dabei fährt der Gulflander schon seit 1952 mit Dieselmotoren, der Tank muss also aus der Vorkriegszeit stammen.
Heute ist irgendwie nicht mein Tag, es geht mir psychisch nicht gut. Das fing damit an, dass ich heute Nacht sehr schlecht geschlafen habe und deshalb heute Morgen nicht aus dem Schlafsack kam. Beim Anmelden des Troopie für den Service am Mittwoch in Cairns verstehe ich die Frau in der Werkstatt nicht - und sie mich auch nicht. Last but not least kommt mir Queensland sehr abweisend vor Reisenden wie uns gegenüber: Die Straßen sind beidseitig eingezäunt, es gibt also keine Möglichkeit, sich für eine Nacht in die Büsche zu schlagen. Und gibt es mal eine Gelegenheit, dann steht dort ein Verbotsschild. Gut, wir gehen stattdessen auf einen Campingplatz im nächsten Ort, die Orte liegen hier ja dicht beieinander, nur etwa 100 km liegen dazwischen. Außerdem gibt es sehr wenige Rastplätze, wo wir mal eine Pause machen könnten. Auch dazu müssen wir in eine Ansiedlung fahren. In Croyden in der VI erfahre ich aus einer Broschüre, dass an Cape Yorck Campingplätze in den Nationalparks vorgebucht werden müssen. Wie soll das gehen? Woher weiß ich denn, wie lange ich brauchen werde? Und was passiert, wenn ich irgendwo eine Panne habe und die gebuchten Zeiten nicht einhalten kann? Für mich steht da ganz groß und fett: Wir wollen euch nicht, jedenfalls nicht als Individualtouristen, macht euch vom Acker.
Croyden hat eine Vergangenheit als Goldstadt, in den Jahren 1878 bis 1905 wurde hier Gold aus der Erde geholt, insgesamt 23.655 kg, dazu noch einmal etwa die gleiche Menge an Silber. Doch ebenso plötzlich wie er begann endete der Boom wieder. Die Einwohnerzahl betrug um die Jahrhundertwende  etwa 4.500, dann wurde die Stadt schnell wieder kleiner. Das alte Zentrum ist gut erhalten und wird als Display benutzt, so bekommt der Besucher einen guten Einblick in das Leben damals. Auch in der VI ist viel Informatives zu finden, wenn man nur will.
Zum Übernachten fahren wir weiter nach Osten, nach Georgetown. Es sieht stark nach Herbst aus, der Himmel ist bedeckt, die Wolken werden immer dunkler und es kühlt ab. Immerhin bleibt es trocken.