Dienstag, 18. Juni 2013

Mittwoch, 19. Juni 2013, Broken Hill, NSW



Mittwoch, 19. Juni 2013
Komisch, wir sind in NSW, aber Broken Hill benutzt SA-Zeit.
Wir sehen uns eine alte Silbermine an, Day Dream Mine, die eigentliche Silverton-Mine. Die beiden, die die Mine "betreiben", also Touren machen und selbstgebackene Scones und Memorabilia verkaufen, warten sie auch, setzen Gänge instand und erweitern sukzessive den für die Öffentlichkeit bei Touren zugänglichen Bereich. Derzeit sind rund 10% begehbar. Sie leben auch hier und wissen viele Geschichtchen rund um die Mine zu erzählen. Die Hochzeit der Mine liegt zwischen 1882 (also bevor in Broken Hill Silber gefunden wurde) und 1937, sie wurde allerdings bis 1983 noch rentabel betrieben. Das geförderte Silber wurde nach Freiburg in Deutschland verschifft und dort geschmolzen. Erste Überraschung: In der Gruppe von zwölf Personen, die sich zum Rundgang einfindet, sind wir die einzigen Ausländer. Auch zwei jüngere Paare sind beteiligt. Alle Besucher bekommen für den Underground-Teil der Tour einen Helm und einen Leibriemen verpasst, an dem Riemen wird die Batterie für die Helmlampe angeschnallt. Die Gänge sind sehr end, teils sehr steil und - natürlich - dunkel. An einer Stelle machen wir alle unsere Lampen aus, nur ein kleines Kerzchen spendet noch spärliches Licht, bis auch das ausgeht. Nichts, überhaupt nichts ist zu sehen. Jetzt muss man sich vorstellen, dass dazu der Lärm der arbeitenden Männer und Kinder kommt, dann bekommt man eine Ahnung wie es gewesen ist, hier seinen Lebensunterhalt verdienen zu müssen.
Vor dem Hotel in Silverton steht nicht mehr Max‘ Auto, der "Interceptor",  ein Ford Falcon, sondern das "Interceptor Love Child", ein ähnlich aufgemotzter VW Käfer. Na ja, das ist schon etwas absurd, aber so sind sie hier.
Nachmittags dann ein Rundgang durch Broken Hill und ein vermutlich letzter Lebensmittel-Einkauf.

Dienstag, 18. Juni 2013
Gleich nach dem Aufstehen werfe ich das Feuer wieder an. Das geht einfach: Ein paar trockene Zweige auf die Asche legen und schon beginnt ein lustiges Feuer zu flackern. Und es wärmt, was angesichts der 2-3° C heute Nacht sehr angenehm ist. Das Kühlschrankthermometer zeigt beim Frühstück 4,3° an!
Der Sonnenschein erweckt den Eindruck, dass es warm ist, aber leider ist dem nicht so, mehr als 15° werden es nicht mehr. Und deshalb sind unsere Aufenthalte außerhalb des Autos eher spärlich gezählt und so kurz wie möglich. Waucaringa Hotel allerdings lockt uns aus dem Auto, es ist 1886 während der Miningzeit gebaut, später erweitert worden, wurde zeitweise als Hospital benutzt und fiel 1940 einem Zyklon zum Opfer. Seitdem ist es eine Ruine. Ich finde es erstaunlich, dass das Hotel einen Keller hatte, ja, sogar vollständig unterkellert war. Das ist hier in Australien wirklich außergewöhnlich.
In Yunta werden die Reifen wieder auf Straßendruck aufgepumpt, zumindest für die nächsten Tage ist es vorbei mit Dust. Immerhin waren das jetzt auch wieder mehr als 1.200 km Dirtroad, von Innaminka über Lyndhurst und Arkaroola nach Yunta.
In Broken Hill steuern wir einen der beiden Caravan Parks an, es wird Zeit, mal wieder zu duschen. Außerdem steht so kurz vor dem Ende der Reise ein Waschtag an. Deshalb werden wir auch morgen hier in BH bleiben oder zumindest in der Nähe.
Broken Hill ist die Heimat von BHP, einem der größten Mining-Unternehmen der Welt. Seine Grundlage legte die Ausbeutung der Silberminen in Broken Hill und Silverton. Sieben Männer fanden damals, 1885, Silber, gründeten die Broken Hill Proprietary Company Limited und begründeten damit ein Weltunternehmen und einen prosperierenden Ort. Von den sieben Gründern haben allerdings fünf schon sehr früh ihre Anteile verkauft bzw. verspielt. 1937 wurde der Firmensitz aus BH wegverlegt. Roxby Downs ist eine Gründung der BHP Biliton, einem Tochterunternehmen. BHP war eines der ersten australischen Unternehmen, das SAP R/2 einführte.
Zur Zeit zerfließe ich vor Selbstmitleid. Ich lese Alisons Texte im Facebook zum Tagesgeschehen und vergleiche mit meinem Blog - könnte ich nur ein bisschen besser schreiben, vielleicht würde die Zahl meiner Leser dann nicht so zurückgehen. Ich sehe Werners Bilder an und überlege, meine Kamera "in die Ecke zu stellen", meinen Bildern fehlt einfach etwas. Ich fahre eine einfache Strecke und setze den Troopie in den Matsch. In Brisbane, besser in Gumdale kostet ein Block  (das sind 2,5 acre oder 10.000 qm) 400.000 AUD (rund 32 € / qm), in Neckarhausen sind wir mit 520 € / qm nicht zum Zug gekommen, weil andere mehr bezahlen konnten.  Aber hier wollen sie uns ja auch nicht. Ich habe Angst vor dem Zurückkehren, vor all dem, was dann wieder auf mich zukommt. In Neckarhausen gibt es wenigstens ein paar Freunde, die sich freuen, wenn wir zurückkommen und manche, die sich freuen, dass jemand anderes, ein nützlicher Idiot, die Arbeit übernimmt. Was aber habe ich davon? Seit 1990 leiste ich ehrenamtliche Arbeit, wozu? Sie gibt noch nicht mal Befriedigung, dazu mache ich sie nicht gut genug.

Montag, 17. Juni 2013
Die Glut von gestern Abend hat noch so viel Kraft, dass es genügt, ein paar dünne Zweige, Eukalyptus-Rindenstücke und -Blätter darauf zu legen, schon kommt unser Feuer wieder in Gang.
Das Ende der Reise rückt unaufhaltsam näher - aber zu meiner Überraschung kommt es langsamer als erwartet. Wegen der Kälte am Morgen und am Abend tue ich mich schwer damit, die letzten Tage "zu füllen". Da wir seit Quilpie mehr oder weniger im Nichts sind, haben wir Reservetage eingeplant, die haben wir noch immer. Abends auf dem Campingplatz zu sitzen und zu frieren ist keine gute Aussicht. Also müssen wir sehen, dass wir abends ein Bushcamp finden. Das allerdings wird immer schwieriger, je näher wir New South Wales und damit der dichten Bevölkerung kommen.
Langsam fahren wir auf der Arkaroola-Yunta-Road nach Süden. Immer wieder gibt es Emus zu sehen. Die Chicks sind inzwischen fast so groß wie ihre Väter, an der Kopfzeichnung aber noch deutlich zu unterscheiden. Die meisten laufen noch immer weg, wie die erwachsenen Tiere ja auch, aber heute gibt es zwei Gruppen, die nach anfänglichem Erschrecken dann doch in die Nähe kommen.
Zwei Mal kreuzen wir den Dog Fence, dazwischen sind wir 16 km in Dingoland, ohne allerdings ein Exemplar zu Gesicht zu bekommen.
Unser heutiges Bushcamp liegt in einer Gravelpit, also einer Aushebung, aus der Erde für den Straßenbau entnommen wurde. Wir sind nicht völlig außer Sicht, aber doch ausreichend geschützt. In der Nähe gibt es auch genügend Holz für das abendliche Feuer.

Sonntag, 16. Juni 2013
Für diese Nachttemperaturen sind weder der Troopie noch unsere Schlafsäcke gemacht. Auch der dritte, den Marion uns in Perth freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, hilft nur ein wenig. Wenn man um diese Zeit in Australien unterwegs sein will mit Zelt, Caravan oder Campervan, dann sollte man nördlich der Linie Cairns - Tennant Creek (also des Savannah Way) und somit in den Tropen bleiben, denn dort ist es warm und um diese Zeit auch sonnig. Egal, wir sind jetzt hier, machen wir das Beste daraus.
Der Strzelecki Track ist heute noch weniger benutzt als gestern und vorgestern. Hier ist der Regen noch nicht so lange her und die Schäden etwas stärker. Auch bei langsamer Fahrweise, besonders an den nassen Stellen, spritzt der Matsch bis über die Windschutzscheibe. Da kommt einiges an Reinigungsaufwand auf mich zu.
Am Nachmittag scheint wieder die Sonne und sie hat so viel Kraft, dass ich mich in die Sonne setzen kann, trotz des leichten, aber kalten Windes hier in den North Flinders Ranges, am Rande des Vulkathuna National Parks.
Diesmal schlagen wir unser Nachtlager entgegen aller Regeln in einem Creek, dem Lady Buxton Creek, auf. Dieser Fluss kommt aus den Gammon Ranges und fließt im Bogen nach Süden zum Lake Fromme - im Grunde der Weg, dem wir auch folgen wollen. Solange es also in den Gammon Ranges nicht regnet, und nach Regen sieht es selbst bei Bewölkung nicht aus, kann uns hier nichts passieren. Auch andere Menschen sind nicht zu erwarten, es erstaunt mich schon, als ein Road Train mit Kraftstoff vorbeifährt.

Samstag, 15. Juni 2013
Beim Aufstehen hat es im Auto 6° oder weniger. Woher ich das weiß? Der Kühlschrank zeigt eine Innentemperatur von 6,2° an, ist aber so eingestellt, dass er 9° haben sollte. Also hat er sich seiner Umwelt angepasst.
DerStrzelecki Track ist dafür, dass er in seinem weiteren Verlauf vor drei tagen noch gesperrt war für LKW und 2WD in einem hervorragenden Zustand und wir kommen gut voran.
Bei Mt. Hopeless machen wir einen Abstecher, dabei treffe ich eine falsche Entscheidung für das Umfahren einer "Pfütze" und - schwupps - stecken wir im Matsch fest. Zwar nur mit den linken Rädern, aber weil wir kein Sperrdifferential haben reicht das. Dummerweise ist kein Baum, kein Strauch und kein Felsen in der Nähe, die Winsch kommt also nicht zum Einsatz. Zu Anfang ist es kalt, barfuß im Schlamm, aber das gibt sich bald. Nach zwei Stunden Schaufeln und Fahrversuchen kommen zwei Fahrzeuge in Sicht, bevor sie bei uns sind starte ich einen weiteren Versuch - diesmal erfolgreich. Jetzt ist alles mit rotem Schlamm verschmiert, aber wir können aus eigener Kraft weiterfahren.
Mit Dingos ist es jetzt vorbei, wir kreuzen den Dingozaun in Richtung Südwesten, also zur dingofreien Zone. Schade, denn das sind schöne Tiere.
Am Taylor Creek schlagen wir unser Nachtlager auf. Es gibt jede Menge Schwemmholz für unser Feuer, aber auch an dem merkt man, dass der letzte Regen noch nicht lange zurückliegt. Heute ist der Himmel mit Schleierwolken verhangen, so kann man nur den Mond und ab und zu das Kreuz des Südens sehen.

Freitag, 14. Juni 2013
Der Straßenabschnitt zwischen Mt. Hopeless und Arkaroola ist laut Anzeigetafel noch immer "closed", gesperrt. Das ist schade.
Bei tiefblauem Himmel und herrlichem Sonnenschein, allerdings niedrigen Temperaturen, fahren wir los. Der starke Wind verhindert, dass die nach wie vor vorhandene Kraft der Sonne die Luft richtig erwärmen kann. Drei Stunden nach unserer Abfahrt ist der ganze Himmel bedeckt und es wird unangenehm. Bei Merty-Merty, einer Station am Strzelecki Track - dort, wo der Old Strzelecki Track im Süden in den Strzelecki Track einmündet - übernimmt Brigitte das Steuer und kutschiert uns über unendliche Dünenreihen zu Cameron Corner. CC ist eine von vier Stellen in Australien, an denen drei Bundesstaaten sich berühren. Hier bei Cameron Corner sind das (in alphabetischer Reihenfolge und gegen den Uhrzeigersinn am Corner) New South Wales, Queensland und South Australia. Und so kann ich mich an die Ecke stellen, den rechten Fuß in SA, die linke Ferse in QLD und den linken Ballen in NSW: Wir verlassen QLD auf dem Weg nach NSW und kommen dabei durch SA. Im Corner Shop -der ist in Queensland, der Parkplatz könnte noch in SA sein - bestellt Brigitte sich einen Scone, ich nehme eine kleine Portion Chips. Die Wirtin setzt sich dazu und isst ein Sandwich, wir unterhalten uns über das Wetter, Australien, unsere Reise und die Flut in Victoria und Deutschland.
Die anderen drei "Ecken" sind: Surveyor Generals Corner (NT, SA, WA) und Poeppel Corner (NT, QLD, SA). Die vierte (NSW, SA, VIC) hat keinen Namen und ist auch keine Ecke wie die anderen, weil die Grenze zwischen NSW und Victoria keine gerade Linie ist.
Während der Rückfahrt mit mir am Steuer wird die Bewölkung wieder dünner, gelegentlich kommt die Sonne durch. Etwa 2 km vor Merty-Merty finden wir einen schönen Platz und richten uns für die Nacht ein. Zuerst sammle ich Holz ein für ein Campfeuer, dann mache ich mich ans Kochen. Als wir uns gerade zum Abendessen ins Auto setzen, kommt ein Dingo vorbei und interessiert sich sehr für meine Arbeitshandschuhe. Ich kann ihn gerade noch daran hindern, sie wegzutragen. Wobei er sich nicht vom Öffnen der Tür stören lässt, erst als ich aussteige, läuft er weg. Aber er bleibt in der Nähe und schnüffelt immer wieder an dem Holzstoß herum, den ich aufgeschichtet habe. Heute sind wir wohl in Dingoland. Zuerst war da der Rüde gestern beim Campfeuer in Innaminka. Heute früh  will eine Hündin vor unserem Auto die Straße überqueren, als ich anhalte, läuft sie weg und um das Auto herum auf die andere Seite. Vielleicht will sie mich weglocken, aber sie tut mir einen Gefallen, denn jetzt habe ich die Sonne im Rücken. Und dann kommen uns weitere drei Dingos unter die Augen, allerdings ohne Chance auf ein Foto.
Inzwischen ist der Himmel wolkenfrei und so steht nichts mehr einem der großartigen australischen Sternenhimmel im Wege. Weder der Mond noch das Campfeuer beeinträchtigt den Genuss wesentlich.
Um halb elf, kurz bevor ich mich frierend in meinen Schlafsack zurückziehe, sehe ich mir noch Mal den Himmel an. Der 3/7 Mond schaukelt über dem Horizont - er liegt auf der runden Seite -, aber ich schaffe es nicht, die Kamera lange genug ruhig zu halten, weil ich zu sehr zittere.

Donnerstag, 13. Juni 2013
Vor der Abfahrt gehen wir noch mal zu Hillary und Rita hinüber, um uns zu verabschieden. Es wird ein längeres Gespräch.
Nach einem Tankstop am Hotel machen wir uns auf den Weg nach South Australia. Ja, heute werden wir Queensland verlassen, zum letzten Mal werden dieses Auto und wir gemeinsam im Sunshine State sein. Von Sonne ist ohnehin zu Beginn wenig zu sehen, aber es sieht im Westen ganz gut aus. Doch auch mit Sonne wird es nicht so richtig warm, als sei eine Kaltfront durchmarschiert - was ja nicht ausgeschlossen ist, immerhin ist nächste Woche Winteranfang.
Und wieder ist ganz plötzlich kein Baum, kein Strauch mehr zu sehen, Rinder sind die höchsten Erhebungen, darum sieht man sie auch schon Kilometer im Voraus. Auch die Landwirtschaft hat seit gestern völlig der Rinderwirtschaft und den Öl- und Gasquellen weichen müssen. Diesen Rohstoffvorkommen ist es zu verdanken, dass die Straße in einem sehr guten Zustand ist.
Kurz vor der Grenze biegen wir ab zum Camp 65 der unglückseligen Burke & Wills Expedition von 1860/61. Hier haben Burke, Wills, King und Grey sich vom Rest der Expedition getrennt, um sich zu viert zum Gulf durchzuschlagen. Camp 119 war dann das Ende des Versuchs, Grey starb auf der Rückreise, Burke, Wills und King kamen zurück, trafen aber niemand mehr an, die Depot-Crew war am selben Tag nach vier Monaten und fünf Tagen abgereist - drei Monate sollten sie warten. Burke, Wills und King versuchten, die Station bei Mt. Hopeless zu erreichen, kamen aber nicht durch, bei Innaminka sind Burke und Wills im Abstand von zwei Tagen den Strapazen erlegen, nur King überlebte, bei den lokalen Aboriginal.
Die Grenze ist völlig unspektakulär, ein Grid quer über die - inzwischen nicht mehr asphaltierte - Straße und beidseits ein Schild, das ist es.
In Innaminka, einem Roadhouse und einer Rancherstation, übernachten wir am Cooper River auf einem echten Campground, der allerdings im Laufe des späteren Nachmittags ziemlich voll wird.
Am Campfeuer ist es angenehm. Plötzlich schnürt in etwa zwei Meter Abstand ein Dingo vorbei, ein sehr schönes und großes Exemplar, wirft uns einen Blick zu und geht weiter. Er scheint es gewöhnt zu sein, dass hie Menschen herumsitzen und auch Feuer scheint ihn nicht sehr zu beeindrucken.  Das Holz des Coolibah, auch ein Eukalyptus, brennt wunderbar leise und langsam und dennoch unter großer Hitzeentwicklung, ein ideales Campfeuerholz. Aber vermutlich ist es eigentlich zu wertvoll, um verbrannt zu werden.

Mittwoch, 12. Juni 2013
Um Viertel nach vier beginnt es zu regnen, aber nur für etwa 30 Minuten. Als wir aufstehen, ist der Himmel wieder blau, als wir losfahren, ist er bewölkt. So geht es heute den ganzen Tag, Wechsel zwischen dichter Bewölkung und schöner Sonne. Klar, das geht nur, wenn auch Wind weht, der ist kühl und kräftig, was das Wetter etwas unangenehm macht.
Was sich gestern bereits zaghaft andeutete, wird heute Realität: Die Straße wird immer mal wieder zur "one lane bitumen" (Bitumen spricht man hier "bitschemen" mit Betonung auf dem "i" und sehr kurzen "e"s).
Einmal kommen uns fünf Emu entgegen, laufen ein bisschen weg, kehren dann aber zu unserer Überraschung um und laufen relativ nahe an uns vorbei. Das ist ungewöhnlich. Und auch ein Adler bleibt eine ganze Weile sitzen, obwohl ich vorbeifahre, zurückkomme und den Motor abstelle.
In Eromanga, das ist doch eine Ansiedlung, das hatte ich nicht gedacht, halten wir am "Living History" Gebäude, verzichten aber auf einen Besuch der Ausstellung ("Der Schlüssel kann im Hotel geholt werden."), weil diese Heimatmuseen i.A. doch nicht so begeisternd sind. Jetzt wird die Straße fast ganz zur "olB", wobei der Belag an den anderen Stellen (mit Ausnahme der Floodways, also der brückenlosen Flussüberquerungen, da hat die Straße normale Ausmaße) auch nicht mal fünf Meter Breite aufzuweisen hat. Das ist schon bei zwei PKW knapp, kommt ein Roadtrain entgegen (oder von hinten), muss ich auf den Seitenstreifen ausweichen.
Noccundra ist eine "town", also eine eingetragene Stadt, soweit so gut. Die letzte Volkszählung ergab eine Bevölkerung von 4 Personen. Noccundra hat 2004 den "Tiny Town Competion" (das Analogon zu "unser Dorf soll schöner werden") gewonnen. Das war aber kein Problem, denn es gibt hier: ein Hotel mit Zapfsäule, einen Airstrip, einen Tennisplatz, einen zerfallenen Store, eine Hall (die an für private Feierlichkeiten mieten kann), eine öffentliche Toilette und einen Campground, etwa 1 km entfernt.
Hier ist es gut, der Campground liegt direkt am Ufer des Mitchell River, auf dem gerade ein Pelikan seiner Nahrungssuche nachgeht. Die Nachbarn sind nett, wir kommen bei einem Spaziergang zur Erkundung der Umgebung bei ihnen vorbei und schon kommen wir ins Gespräch. Sie sind in der Gegenrichtung unterwegs und bleiben heute die zweite Nacht hier. Auch hier war letzte Nacht Regen, und sogar mehr als in Quilpie, wie man am Matsch und den vielen Pfützen sieht.
Für ein Campfeuer ist es mir zu windig.

Dienstag, 11. Juni 2013
Brigitte hat heute Geburtstag, herzlichen Glückwunsch und danke, dass Du es mit mir aushältst.
Immer weiter geht es auf dem Warrego Highway nach Westen, der Sonne entgegen bzw. hinterher, wie man will.
Wir frühstücken wieder im Auto, es hat so um die 10 Grad. Sowie wir gepackt haben und aus dem Wald ins Freie kommen, wird es schnell wärmer. In Charleville erreicht das Thermometer schon wieder angenehme 28° C. Dort machen wir unsere heutige Mittagspause. Charleville ist die letzte "Stadt" vor dem Outback, hier bekommen wir noch alles, was wir brauchen.
Der dichte Wald, in dem wir heute gestartet sind, bleibt zurück, wird abgelöst von lockerem Baumbestand mit Gestrüpp, dann kommt Grassavanne, kilometerweit nichts als Mitchell-Gras, kein Baum, kein Strauch, dann wieder Buschland. Die Wechsel sind es, die neben der Schönheit der Landschaft den Reiz der Fahrt ausmachen.
Drei Stunden später sind wir in Quilpie, dem vermutlich letzten Ort mit den modernen  Kommunikationsmöglichkeiten, also Internet und Telefon. So wie es aussieht sind wir ab morgen bis zum Erreichen von Broken Hill, also während der ganzen Zeit, die wir in South Australia sein werden, von allen Verbindungen abgeschnitten, denn auf unserem Weg liegen außer Stations keine größeren  Ansiedlungen, es wohnt fast niemand dort. Mal sehen, wie das ist und ob es tatsächlich so ist.
In Quilpie gibt es Opale, aber die Opaladern im Stein sind meist eher dünn und dafür dichter beieinander. Das ergibt wunderbare Muster, aber die Steine haben nicht solchen Wert wie die Opale aus Coober Pedy oder gar die aus Andamooka. Ein Mann, der "Opal Hunter", also Opal-Jäger, spricht uns an, ich antworte mit "Hello", worauf er konstatiert, dass wir aus Deutschland sind. Nur ein Wort - ein bisschen frustrierend nach mehr als fünf Monaten im Land.
In Quilpie machen wir für heute im Caravan Park Station. Es ist angenehm warm, und auch in der Nacht ist es lange nicht so kalt wie zuvor.

Montag, 10. Juni 2013
Es gibt vermutlich immer etwas , das auch am Ende einer solchen Reise zum ersten Mal passiert: Ich hatte Freitagabend beim Barbequeue Strümpfe an, zum ersten Mal seit wir mit dem Troopie unterwegs sind. Und am Samstagabend beim Rugby gleich noch einmal.
Die letzte Nacht war kühl, aber wärmer als befürchtet. Dennoch nehmen wir das Frühstück im Auto zu uns. Es ist leicht bewölkt, trocken und nahezu windstill, das lässt sich gut an, auf der "richtigen" Seite der Great Dividing Range.
Wir sind hier in einem echten Farmgebiet, auch jetzt noch, da die Baumwollfelder offensichtlich hinter uns liegen. Dafür sind rechts und links der Straße - wir sind auf dem Warrego Hwy, der A2 - gewaltige Felder, die bereits abgeerntet sind und entlang der Straße stehen immer wieder die riesigen Getreidebehälter, die wir schon aus dem Süden und dem Südwesten kennen. Nur steht hier nicht "Viterra" drauf, sondern auf Extraschildern "Graincorp". Wahrscheinlich läuft deshalb hier auch noch immer eine Bahnlinie entlang. Das kann allerdings auch mit den Minen zu tun haben, die es hier gibt. An zwei Stellen sehen wir Beladungsstationen, neben denen ein riesiger Kohlenberg liegt - Kohlebergbau ist nach wie vor eine gefragte Sache. In Chinchilla, dem Zentrum der Minengegend, haben alle Campingplätze auf Cabins umgestellt, das bedeutet höhere Einnahmen und weniger Arbeit als diese Nomaden, die höchstens zwei Nächte bleiben. Deshalb verwendet die Stadt den Showground als Ersatz-Caravan Park. Nicht alle sind glücklich mit den Minen, es gibt offensichtlich starke Konflikte zwischen den Minenleuten und den Farmern, die um ihr "premium farmland" fürchten, wenn sich die Minen weiterhin ausbreiten (womit zu rechnen ist).
Je weiter wir nach Westen kommen, desto besser wird das Wetter, die Wolken werden weniger und die Sonne hat trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit noch immer viel Kraft.
In Roma machen wir eine längere Pause mit Spaziergang. In Roma gibt es Erdgas und Erdöl, also gibt viele Arbeitsplätze und somit hat die Gemeinde viele Einnahmen. Geld regiert nun Mal die Welt. Wir tanken das Auto voll, obwohl wir noch leicht 1.000 km hätten fahren können, aber hier ist vermutlich die letzte Gelegenheit, einen unserer Verbilligungsgutscheine von Woolworths oder Coles auszugeben. Und außerdem wird der Sprit ab jetzt vermutlich immer teurer, je weiter wir nach Westen und Süden kommen. An dem Park, an dem wir die Pause machen, gibt es Fairy Wrens, ich habe wieder mal versucht, sie zu fotografieren, bin aber nicht sicher, ob es funktioniert hat. Diese Vögelchen sind einerseits so klein - kleiner als eine Meise, aber mit einem ziemlich langen Schwanz, den sie steil nach ober tragen - andererseits so schnell, dass es mir sehr schwer fällt, sie "einzufangen".
Nun sehen wir ab und zu wieder Schafe auf den Weiden, ich glaube, das hatten wir seit vier Monaten nicht mehr.
Irgendwer hat hier Feigenkakteen eingeschleppt. Sie scheinen sich hier wohlzufühlen, warum auch nicht? Sie haben hier keine Feinde und das Klima ist gut geeignet. Da sie sich über ihre Blätter (oder wie heißen die einzelnen Segmente beim Kaktus?) klonen können, brauchen sie vielleicht auch niemanden, der ihre Samen weiterträgt. Aber eine Pest sind sie dennoch und irgendwelche  indigene Fauna oder Flora wird sicherlich geschädigt. Aber da sind die Queensländer halt doch noch auf dem Status der Frontiercountry: Die Umwelt hat keine Fürsprecher. Und das trotz des Disasters mit den Cane Toads!
Der Caravan Park in Mitchell liegt direkt am Hwy und außerdem an einer Brückenbaustelle, da fahren wir lieber weiter und richten uns auf einem kleinen Rastplatz etwas abseits der Straße ein. Hier kann ich nach dem Essen auch ein Feuer anzünden, das hilft gegen die nächtliche Kühle, denn kaum ist die Sonne verschwunden - und sei es nur hinter einer der wenigen Wolken, die noch immer über den Himmel ziehen - merkt man den Herbst. Mit dem Feuer ist es angenehm, wenigstens auf der dem Feuer zugewandten Seite. Um halb elf ist es so weit heruntergebrannt, dass ich es alleine lassen kann. Nur noch rote Glut ist zu sehen, keine Flammen.

2 Kommentare:

  1. Hey Christian,
    nun habt ihr so eine tolle Reise gemacht und du lässt plötzlich den Kopf hängen! Hier ist seit ein paar Tagen endlich Sommer, ich bin sicher, in Neckarhausen sind sehr viele Leute, die auf euch warten und Mami war schon ganz aufgeregt, weil dein neuer Bericht erst heute eingestellt wurde. (Obwohl sie die Berichte immer auswendig lernt und euren Weg auf der Karte verfolgt, war ihr nicht aufgefallen, dass ihr "out of range" sein wûrdet. Also hier geht es allen gut und wir warten auf die letzten ein oder zwei Berichte vor der grossen Erzählung direkt neben dem Grill ...
    Liebe Grüsse
    Deine Vivian ++

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  2. Danke. Der erste ist jetzt da, der zweite und letzte kommt nächstes Wochenende aus Singapore. Es geht gewaltig dem Ende entgegen, wir sind weniger als 500 km von Sydney entfernt. Morgen geht's über die Great Dividing Range und somit vermutlich ins schlechte Wetter.

    Liebe Grüße

    Christian

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